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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms
Autoren: Das Buch des Sturms
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die ferne Erinnerung an einen vergangenen Schmerz.
    Neben ihr streckte Ferndal die Beine nacheinander aus, drückte den Rücken durch und genoss es, nicht mehr auf dem Boot zu sein. Der Wolf erfreute sich sichtlich am Sonnenschein nach dem ständigen Nebel in den Sümpfen. Elena betrachtete die Flecken versengten Fells am Körper des Wolfs; seine Verbrennungen verheilten gut. Die Salbe der Sumpfhexe war auch bei den Verletzungen der anderen wirksam.
    Er’ril trat neben sie. Er ächzte leise, als sein Rucksack an seinem verbundenen Hals scheuerte. Mikela ging vorsichtig hinter ihm her. Sie hatte die schlimmsten Verletzungen davongetragen. Der Giftring um ihren Bauch bereitete ihr noch häufig schlimme Schmerzen.
    Zum Glück war der Wanderweg von hier aus nicht mehr weit, höchstens einen halben Tag. Er’ril kannte jemanden, der ein einsam gelegenes Häuschen zwischen den Klippen besaß, ein Ort, an dem sie sich verstecken und ausruhen konnten, bis ihre Wunden verheilt waren.
    Es war der verheißungsvolle Gedanke an dieses Häuschen - mit richtigen Betten und Mahlzeiten, die auf einem Herd zubereitet wurden -, der die Gruppe zum Weitergehen ermunterte.
    Doch die Aussicht auf eine saubere Schlafstatt war nicht die einzige Motivation für ihre stramme Gangart. In weniger als einem halben Monat müsste Mikela in Port Raul sein, um die anderen Mitglieder ihrer Gruppe zu suchen. Elena freute sich auf ein Wiedersehen mit Kral, Tol’chuk, Merik und Mogwied. Sie fehlten ihr sehr.
    Nun, da ihre Stiefel über festen Boden stapften, war Er’ril ihr Wegbereiter auf der letzten Etappe ihrer langen Reise von Wintershorst zur Küste. Während die Sonne am Himmel höher stieg, führte er sie nach Südosten in Richtung Meer.
    Das Gelände stieg leicht an, als sie die Marschen verließen und in die sanft hügelige Küstenlandschaft gelangten. Vögel zwitscherten, und Kaninchen sprangen ihnen aus dem Weg, indes sie die giftige Gegend immer weiter hinter sich ließen. Die Luft duftete nach grünen Wiesen und rötlichen Narzissen, und in Geißblattbüschen summten Bienen. Der Sommer hatte sich dieser Hügel bemächtigt, doch die schweren Hülsen der Schwalbenwurzgewächse, hängend wie die Köpfe Betrunkener, kündigten bereits das Ende des Sommers an.
    Gegen Mittag hatten sie den Kamm eines großen Hügels erklommen. Nicht weit vor ihnen lag das Meer. Elena ließ staunend den Blick schweifen. Es war, als ob die Welt jenseits der Klippen endete. Von Horizont zu Horizont erstreckte sich das blaue Wasser des großen Ozeans. Nichts unterbrach die glatte Fläche außer hier und da eine in Dunst gehüllte grüne Insel.
    »Der Rand des Archipels«, sagte Er’ril und deutete zu den fernen Inseln.
    Und, dachte Elena betrübt, ihr nächstes Ziel. Sie seufzte. Doch das hatte Zeit. Für den Augenblick genoss sie den Sonnenschein und den Duft der Meeresbrise; fürs Erste wollte sie vergessen, dass sie eine Hexe war. Sie weigerte sich, die beiden Rehlederhandschuhe anzusehen, die ihre rote Haut verbargen.
    Nun, da das Meer in Sichtweite war, schlug Er’ril eine Rast vor. Er teilte die letzten Reste ihrer Ration an getrocknetem Fleisch und hartem Brot aus. Es war eine dürftige Mahlzeit, bis Mikela Elena ein paar Beeren anbot, die sie von einem Busch in der Nähe gepflückt hatte. Elena betrachtete sie erstaunt. Sie kannte diese reifen Beeren. Es waren ihre Lieblingsbeeren: Blasenbeeren! Sie nahm sie gierig an und schob sie sich in den Mund. Sie waren gleichzeitig herb und süß. Ihre Mutter hatte solche Büsche im Garten der Familie gezogen und einen ausgezeichneten Kuchen aus den wenigen Beeren zubereitet, die Elena nicht bereits gleich zum Zeitpunkt ihrer Reife gepflückt und verzehrt hatte.
    Elena ließ den Blick über die Hügellandschaft schweifen. Etliche dieser kleinen stacheligen Büsche fleckten die Hänge. Sie lachte, ihre Zähne waren rot verfärbt. Die Reise von hier an war vielleicht doch gar nicht so schlimm.
    Mikela unterhielt sich mit Er’ril, während Elena die letzten Beeren aufaß. »Also, was deinen Freund hier draußen auf den Klippen angeht«, sagte sie, »kann man ihm vorbehaltlos trauen?«
    Er’ril nickte und verstaute ihre Vorräte. Dann kauerte er sich auf die Fersen und betrachtete Mikela. Er rieb geistesabwesend seinen Armstumpf. »Er ist ein Ordensbruder. Ich habe uneingeschränktes Vertrauen zu ihm und würde ihm ohne Bedenken mein Leben anvertrauen.«
    Mikela musterte Er’ril eine Weile, bevor sie sprach. »Aber
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