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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms
Autoren: Das Buch des Sturms
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weit auf. Die Zähne, die im Licht schimmerten, waren so lang wie Elenas Unterarm. Mit einem peitschenden Hieb des gewaltigen Schwanzes und einem markerschütternden Gebrüll stürzte das Wesen vor, schnappte das Geschöpf des Herrn der Dunklen Mächte am langen Hals und schüttelte es heftig. Das blasse Ungeheuer stieß einen Todesschrei aus, zwischen den Kiefern des gewaltigen Sumpfgeschöpfes hin und her geschleudert.
    Da das Ungeheuer bereits geschwächt war, vollendete das Seemonster, was Elena begonnen hatte. Es warf den gewaltigen Schädel hin und her und riss an dem blassen Geschöpf, bis der Kopf des verschmorten Untiers in seinem Maul schlaff zusammensackte.
    Das Sumpfreptil, das seine Beute immer noch zwischen den gewaltigen Kiefern festhielt, verdrehte ein riesiges schwarzes Auge zu dem Floß, dann sank es unter die Wasseroberfläche.
    Jaston sprach vom Rand des Floßes: »Ein Kro’kan-Männchen.«
    »Hat Cassa Dar es herbeigerufen, um uns zu retten?« fragte Elena.
    Die Stimme der Sumpfhexe ertönte schwach vom Boden, nur ein Flüstern. »Nein. Das war keine Magik von meiner Seite.«
    Jaston stand am Floßrand und blickte hinaus aufs schwarze Wasser. Die nasse Kleidung klebte ihm am Körper. Er wandte sich den anderen zu, ohne seine Narben noch weiter zu verbergen. »Ich kenne diese Sümpfe, und ich kenne die Kro’kane. Dieser Schrei vor dem Angriff des Kro’kans war ein Racheschrei.« Jaston wandte sich wieder ab und betrachtete erneut den See. »Diese Sümpfe sind meine Heimat«, sagte er, und sein Ton war eine Mischung aus Wärme und Stolz. »Hier draußen wissen die Geschöpfe, wie man überlebt.«
    Elena spürte, dass er nicht nur über den Kro’kan sprach, und dem traurigen Lächeln Mikelas nach zu urteilen, die Jastons Rücken ansah, ahnte sie, dass auch ihre Tante die wirkliche Bedeutung hinter den Worten des Sumpfmannes kannte. Obwohl sein Gesicht immer noch vernarbt war, war der Mann endlich geheilt.
    Seufzend blickte Elena hinaus über das sich allmählich beruhigende Wasser und erinnerte sich an Mikelas Worte, die sie im ›Bemalten Pferdchen‹ in Schattenbach gesprochen hatte: Nicht alle Kriege werden mit Schwert und Magik gewonnen.
    Elena betrachtete ihre weißen Hände.
    Irgendwie machten diese Worte sie glücklich.
     
    Zwei Tage später fiel der Abschied trotz allem schwer. Obwohl ihr im Sumpf so viel Schreckliches widerfahren war, würde Elena ihre neuen Freunde ehrlich vermissen, Verbündete, im Feuer gewonnen. Doch nun, da die Wunden der Gefährten behandelt und ihre endgültigen Pläne festgelegt worden waren, waren sie bereit, sich zur Küste aufzumachen.
    Als am Tag ihres Aufbruchs die Sonne aufging, stand die Gruppe auf der Insel am Rand des großen Sumpfsees. Er’ril war mit dem Beladen des Boots beschäftigt, während Ferndal die Arbeit des Präriemannes schnuppernd begutachtete. Mikela und Elena standen noch bei Jaston und Cassa Dar und sprachen letzte Abschiedsworte. Von hier aus würde die Hexe sie direkt zur Küste leiten.
    »Du kannst dich immer noch dafür entscheiden, mit uns zu kommen«, sagte Mikela zu Jaston.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich muss mich um die Pferde kümmern«, entgegnete er. Jaston wollte dafür sorgen, dass ihre Reittiere, die nach wie vor in Trockenwasser im Stall standen, mit einer Karawane von Sumpfbewohnern zur Küste gebracht wurden. Elena hatte darauf bestanden, dass Nebelbraut nicht zurückgelassen würde. Die Stute würde als Arbeitstier eines Sumpfbewohners nicht taugen - beladen mit allerlei Gerätschaften, alle fünf Schritte anhaltend, um Rasierklingengras zu kauen, und jeden Gehorsam verweigernd, bis sie sich den Bauch voll geschlagen hatte. Nein, Nebelbraut war als Arbeitspferd vollkommen ungeeignet.
    Jaston trat von Mikela zurück. Die Schicksalsprüfungen auf Burg Drakken hatten den vernarbten Mann neu belebt. Er hatte kaum noch etwas gemein mit dem mürrischen, in sich gekehrten Mann, dem sie anfangs begegnet waren. Er hielt den Rücken jetzt aufrecht und sprach gut gelaunt, ohne sich seiner Narben zu schämen. »Außerdem«, ergänzte er, »bin ich hier in den Sümpfen zu Hause.«
    Elena merkte, wie sehr seine Worte ihre Tante verletzten, genau wie der flüchtige Blick, den Jaston der Hexe zuwarf, als er seine Liebe zu den Sümpfen erwähnte. Mit traurigem Gesicht wandte sich Mikela ab und straffte die Schultern. Elena sah Resignation in ihren Augen. Manche Flammen, die verglüht waren, konnten nicht mehr neu entfacht werden,
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