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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Gunvald Larsson und setzte das Kind auf den Erdboden.
    Als er wieder nach oben blickte, fiel ihm ein Dachziegel auf den Kopf. Er war glühendheiß, und obwohl die Pelzmütze den Schlag dämpfte, wurde ihm schwarz vor den Augen. Er fühlte einen brennenden Schmerz im Gesicht und merkte, wie ihm Blut über das Gesicht rann. Die Frau im Nachthemd war verschwunden. Wahrscheinlich holte sie das dritte Kind, dachte er. Im gleichen Augenblick erschien sie am Fenster mit einem großen Hund aus Porzellan, den sie ohne Zögern hinauswarf. Er zerschellte am Boden. Sofort danach sprang sie selbst. Diesmal ging es nicht so glimpflich ab. Sie fiel direkt auf ihn drauf, er verlor das Gleichgewicht und stürzte rückwärts in den Schnee. Dabei prallte er mit dem Rücken und dem Hinterkopf auf, rappelte sich jedoch sofort wieder hoch. Die Frau im Nachthemd schien nicht verletzt zu sein, aber sie blickte verwirrt und ziellos umher. Er sah sie an und fragte: »Haben Sie noch ein Kind?«
    Sie starrte ihn an, schnaufte und begann wie ein leidendes Tier zu heulen.
    »Gehen Sie rüber und kümmern Sie sich um die anderen beiden«, rief er i ihr zu.
    Das Feuer hatte sich nun im gesamten Obergeschoß ausgebreitet, und die Flammen schlugen bereits aus dem Fenster, aus dem die Frau eben noch gesprungen war. Aber immer noch fehlten die beiden alten Leute aus der linken Parterrewohnung. Offenbar hatte es dort noch nicht zu brennen begonnen, aber die beiden hatten auch noch kein Lebenszeichen von sich gegeben. Wahrscheinlich war die Wohnung voller Rauch, außerdem konnte es nur noch Minuten dauern, bis das Dach zusammenbrach.
    Gunvald Larsson sah sich nach einem Werkzeug um und fand einige Meter entfernt einen Stein. Er war am Erdboden festgefroren, aber es gelang ihm, ihn loszubrechen. Der Stein wog zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Kilo. Er hob ihn über den Kopf und stieß ihn mit voller Kraft mitten in das Fenster der Erdgeschoßwohnung. Der Rahmen zerbrach, und ein Schauer von Glasscherben und Holzsplittern ergoß sich ins Innere. Er schwang sich auf das Fensterbrett, stieß gegen ein Springrollo, das sofort nach innen nachgab, fiel über einen Tisch, den er umstieß, und landete mitten im Raum. Er konnte in dem dichten Rauch kaum noch atmen, hustete und zog sich seinen wollenen Schal vor den Mund, ließ das Springrollo hoch und sah sich um. Überall um ihn herum prasselte es, im flackernden Schein des Feuers sah er einen Menschen, der auf dem Fußboden zu einem unförmigen Bündel zusammengesunken war. Anscheinend die Frau. Er hob sie hoch und trug den schlafenden Körper zum Fenster, griff unter ihre Arme und ließ sie, so vorsichtig, wie er konnte, draußen auf den Boden gleiten. Sie sank in sich zusammen, als er sie gegen das Fundament lehnte. Sie schien am Leben zu sein, war aber nicht bei Bewußtsein.
    Er holte tief Luft und trat zurück in die Wohnung, riß das Springrollo des zweiten Fensters ab und schlug die Scheiben mit einem Stuhl ein. Der Rauch lichtete sich etwas, aber über ihm bogen sich jetzt die Deckenbretter, und orangefarbene Stichflammen schlugen von der Schwelle der Flurtür in das Zimmer. Gunvald Larsson brauchte keine fünfzehn Sekunden, um den Mann zu finden. Es war ihm nicht gelungen, aus dem Bett aufzustehen, aber er lebte und hustete schwach und erbärmlich.
    Gunvald Larsson riß die Bettdecke weg, legte sich den Mann über die Schulter, trug ihn quer durch den Raum und kletterte durch einen Funkenregen aus dem Fenster. Er hustete anhaltend, das Blut aus der Stirnwunde rann ihm in die Augen und vermischte sich mit Schweiß und Tränen, so daß er kaum noch sehen konnte.
    Den Mann immer noch über der Schulter, nahm er die Frau unter den Arm, schleppte beide ein Stück weg und legte sie nebeneinander in den Schnee. Dann untersuchte er die Frau und stellte fest, daß sie atmete. Er schälte sich aus seinem Schafpelz und klopfte die glühenden Splitter ab. Dann legte er ihn dem nackten Mädchen, das immer noch gellend schrie, um die Schultern und führte sie zu den anderen. Er zog seine Jacke aus und wickelte die beiden Kleinkinder hinein. Gab das Wollhalstuch dem nackten Mann, der es sofort um seine Hüften schlang. Zuletzt ging er hinüber zu der rothaarigen Frau, hob sie auf und trug sie zum Sammelplatz. Sie roch ekelhaft, und ihre Schreie waren herzzerreißend.
    Er sah hinüber zum Haus, das jetzt von oben bis unten hell und lodernd brannte. Einige Privatwagen hatten drüben auf der Hauptstraße angehalten,
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