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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Hauses passierte, konnte ihm entgehen. Die Fensterscheiben waren ganz oder teilweise mit Eisblumen bedeckt. Licht konnte er nirgends sehen. Das einzige Lebenszeichen war der Rauch aus dem Schornstein, der gerade aufstieg,, bis der Wind hineinfuhr und ihn wie große Wattebälle in den dunklen, bedeckten Himmel trieb.
    Der Mann auf dem Hügel trat automatisch von einem Fuß auf den anderen und bewegte die Finger in den dicken, pelzgefütterten Handschuhen. Bevor Gunvald Larsson zur Polizei ging, war er Seemann gewesen. Erst beim Stammpersonal der Kriegsflotte, später auf Frachtern, die die Nordatlantikroute befuhren; in vielen Wachen im Winter auf offener Brücke hatte er gelernt, sich warm zu halten. Außerdem hatte er sich auf solche Aufträge spezialisiert, das heißt, inzwischen beschränkte er sich darauf, so etwas zu organisieren. Als er eine Weile auf dem Hügel gestanden hatte, bemerkte er einen kleinen flackernden Schein hinter dem äußersten rechten Fenster im .Obergeschoß. Es sah so aus, als ob jemand ein Streichholz angerissen hätte, vielleicht um sich eine Zigarette anzustecken oder auf die Uhr zu sehen. Routinemäßig sah auch er auf seine Armbanduhr. Es war vier Minuten nach elf. Sechzehn Minuten waren vergangen, seit Zachrisson seinen Posten verlassen hatte. Jetzt saß er vermutlich im Aufenthaltsraum der Maria-Wache, schüttete gierig Kaffee in sich hinein und beklagte sich bei den uniformierten Kollegen, die dort auf Freiwache saßen. Ein kurzes Vergnügen, denn in spätestens sieben Minuten mußte er sich wieder auf den Weg machen. Wenn er nicht den Anschnauzer des Jahrhunderts riskieren wollte, dachte Gunvald Larsson grimmig.
    Dann überlegte er eine Minute lang, wie viele Menschen sich zur Zeit im Haus befinden müßten. In dem alten Holzgebäude gab es vier Wohnungen, zwei im Erdgeschoß und zwei in der ersten Etage. Oben links wohnte eine etwa dreißigjährige unverheiratete Frau mit drei Kindern, die alle verschiedene Väter hatten. Das war eigentlich alles, was er von dieser Dame wußte, und das reichte ihm auch. Unter ihr links im Erdgeschoß hauste ein Ehepaar, betagte Leute. Sie waren beide etwa um die Siebzig und wohnten schon ungefähr ein halbes Jahrhundert da. In den übrigen Wohnungen wechselten die Mieter dafür um so öfter. Der Mann trank und war trotz seines ehrfurchtgebietenden Alters Stammkunde im Ausnüchterungslokal der Maria-Polizeiwache. Rechts oben logierte ein Mann, der der Polizei auch nicht unbekannt war, jedoch nicht wegen seiner Trinkerei, sondern als Rückfalltäter. Obwohl erst siebenundzwanzig, hatte er bereits sechs Gefängnisstrafen unterschiedlicher Länge hinter sich. Sein Strafregister reichte von Trunkenheit am Steuer und Widerstand gegen die Staatsgewalt bis zu Einbruch und Mißhandlung. Er hieß Roth und hatte bis vor kurzem zusammen mit einem männlichen und zwei weiblichen Kumpanen gefeiert. Jetzt hatten sie das Licht ausgemacht und das Grammophon abgestellt, entweder um zu schlafen oder um die Party auf andere Weise fortzusetzen. Und in seiner Wohnung hatte eben jemand ein Streichholz angezündet.
    Unter dieser Wohnung, im Erdgeschoß rechts, wohnte der Mann, den Gunvald Larsson jetzt im Moment bewachen durfte. Er wußte, wie dieser Mann hieß und wie er aussah. Dagegen hatte er dummerweise keine Ahnung, warum der Betreffende überwacht werden mußte.
    Die Erklärung war einfach: Gunvald Larsson war ein Mörder-Jäger, wie die Zeitungen es in ihrer primitiven, schablonenhaften Sprache manchmal nannten. Und weil es im Augenblick keinen speziellen Mörder zu jagen gab, war er neben seinem normalen Dienst einer anderen Abteilung unterstellt worden, um diesen Überwachungsauftrag zu übernehmen. Er wurde einer eilig zusammengestellten Gruppe von vier Beamten zugeteilt, die einen einfachen Auftrag hatte: Paßt auf, daß der Betreffende nicht verschwindet und daß ihm nichts passiert, und achtet darauf, mit wem er sich trifft.
    Er hatte nicht einmal gefragt, worum es eigentlich ging. Wahrscheinlich Rauschgift. Heutzutage drehte sich ja alles um Rauschgift.
    Zehn Tage hatten sie ihn jetzt überwacht, aber eine Nutte und zwei Halbliterflaschen Schnaps waren das einzig Bemerkenswerte gewesen.
    Gunvald Larsson sah auf seine Uhr. Neun Minuten nach elf. Noch acht Minuten. Er gähnte und schlug mehrmals kräftig die Arme vor der Brust zusammen, um sich warm zu halten.
    In diesem Moment explodierte das Haus.

3
    Der Brand begann mit einem ohrenbetäubenden Knall. Die
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