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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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weit weg, damit er von keinen herunterfallenden Holzteilchen erreicht werden konnte, und ließ ihn im Schnee liegen. Als er sich wieder dem Haus zuwandte, sprang eine dritte Person, eine Frau, nur mit einem schwarzen Büstenhalter bekleidet, aus der jetzt lichterloh brennenden Wohnung rechts oben. Ihr rotes Haar hatte Feuer gefangen, und sie landete dicht neben der brennenden Hauswand auf dem Erdboden.
    Gunvald Larsson sprang zwischen die herabgefallenen brennenden und glimmenden Bretter und schleppte sie aus der unmittelbaren Gefahrenzone, erstickte das Feuer in ihren Haaren mit Schnee und ließ sie liegen. Er sah, daß sie starke Brandverletzungen hatte, sie jammerte laut und wand sich vor Schmerzen. Außerdem hatte sie sich offenbar beim Sturz verletzt, das eine Bein stand in einem unnatürlichen Winkel vom Körper ab. Sie war etwas älter als die andere Frau, fünfundzwanzig Jahre, und hatte rotes Haar, auch zwischen den Beinen. Die Haut auf ihrem Bauch war eigenartigerweise nicht verletzt und wirkte bleich und schlaff. Die schlimmsten Brandverletzungen hatte sie im Gesicht, an den Beinen und den Brüsten, auf welchen sich der Nylonbüstenhalter in die Haut eingebrannt hatte. Als Gunvald Larsson zum letztenmal zu den rechten oberen Fenstern hinaufblickte, sah er eine geisterhafte Gestalt, die mit hocherhobenem Arm und brennend wie eine Fackel in einer erhabenen Spirale heruntersank und aus seinem Blickfeld verschwand. Für den kam jede Hilfe zu spät, dachte Gunvald Larsson. Wahrscheinlich war es der vierte Teilnehmer der Party.
    Jetzt brannte es auch überall auf dem Dachboden und in den Sparren unter den Ziegeln. Dicke Rauchwolken stiegen hoch, und er hörte das scharfe Prasseln brennenden Tannenholzes. Das Fenster ganz links im Obergeschoß wurde aufgestoßen, und jemand rief um Hilfe. Gunvald Larsson rannte hin und sah eine Frau in einem weißen Nachthemd, die sich mit einem Bündel, das sie fest an die Brust drückte, aus dem Fenster beugte. Ein Kind. Rauch quoll aus dem offenen Fenster, aber in der Wohnung brannte es offensichtlich noch nicht. Jedenfalls nicht in dem Zimmer, in dem sich die Frau befand.
    »Hilfe«, schrie sie verzweifelt.
    Da es in diesem Teil des Hauses noch nicht so heftig brannte, konnte er sich ziemlich dicht an die Wand wagen, beinahe direkt unter das Fenster.
    »Runterwerfen!« rief er.
    Die Frau warf ihm das Kind zu, ohne zu zögern, schneller, als er erwartet hatte. Er sah das Bündel auf sich zukommen und konnte im letzten Moment die Arme hochreißen und es mit den Händen ergreifen, ungefähr so wie ein guter Torwart einen scharfen Elfmeterball. Das Kind war sehr klein. Es wimmerte ein wenig, schrie aber nicht. Gunvald Larsson behielt es einige Sekunden in seinen Armen. Er hatte keinerlei Erfahrung mit Kindern und konnte sich nicht mal erinnern, ob er jemals schon so ein kleines Baby in den Händen gehalten hatte. Einen Augenblick überlegte er, ob er es vielleicht zu hart angefaßt und kaputtgedrückt hatte. Dann ging er einige Schritte zurück und legte das Bündel auf die Erde. Während er gebückt dastand, hörte er hastige Schritte und blickte auf. Es war Zachrisson, keuchend und krebsrot im Gesicht.
    »Was?« schnaufte er. »Wie…«
    Gunvald Larsson starrte ihn an. »Wo bleibt die verdammte Feuerwehr?«
    »Die müßte schon hier sein… ich meine… ich hab ja schon von der Rosenlundsgatan aus gesehen, daß es brennt… da bin ich zurückgerannt und hab angerufen…«
    »Lauf zurück, so schnell du kannst, und sieh zu, daß die Feuerwehr und die Krankenwagen herkommen…« Zachrisson machte kehrt und raste los.
    »Und die Polizei«, rief ihm Gunvald Larsson nach. Zachrisson verlor seinen Hut, hielt an und hob ihn auf.
    »Idiot«, brüllte Gunvald Larsson.
    Dann wandte er sich wieder dem Haus zu. Der ganze rechte Teil brannte jetzt lichterloh, und auch der Dachboden schien überall zu brennen. Stärkerer Rauch als vorher quoll aus dem Fenster, in dem die Frau im Nachthemd mit einem zweiten Kind stand, einem blonden Jungen, ungefähr fünf Jahre alt, in einem blauen geblümten Schlafanzug. Die Frau ließ dies Kind genauso schnell fallen wie das vorige, aber diesmal war Gunvald Larsson besser vorbereitet und fing den Jungen in seinen ausgebreiteten Armen sicher auf. Eigenartigerweise schien der Bengel überhaupt keine Angst zu haben.
    »Wie heißt du?« fragte er Gunvald Larsson.
    »Larsson.«
    »Bist du von der Feuerwehr?«
    »Renn weg, so schnell du kannst«, befahl ihm
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