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Alarm auf Burg Schreckenstein

Alarm auf Burg Schreckenstein

Titel: Alarm auf Burg Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Die Horn hatte zuerst den Abfluß klargespült und stocherte jetzt nach ihrem Armband. Offenbar hatte sie doch ein schlechtes Gewissen! Genugtuung verschaffte das Stephan in seiner Lage nicht. Auch Ottokar dachte ähnlich. Er kam zu Hilfe gekrochen, hob den Rohrbogen, den Stephan vor Schmerz beiseite gelegt hatte, wieder auf. Denn mit der Zeit mußte es der Horn auffallen, daß sie nicht auf festen Grund stocherte. Stephan verstand sofort. Doch genau in dem Augenblick, da er die Hand wegzog und Ottokar das Bogenstück nachschieben wollte, stocherte sie besonders tief hinein und das Ende des unten rechtwinklig abgebogenen Drahtes verfing sich in seinem Nasenloch. Oben zog die Horn, unten, mit glitschiger Hand Stephan dagegen, bis es Ottokar gelang, ihn zu befreien und das wilde Gestocher in den Rohrbogen umzuleiten.
    Wie besessen arbeitete die Alte und schimpfte dabei unverständlich. Das Stochern und Drehen und Kratzen und Ziehen wollte kein Ende nehmen, so daß Stephan schon versucht war, ihr Armband an den Draht zu hängen, damit sie endlich gehe. Doch er behielt die Nerven, das Stochern wurde langsamer, hörte schließlich ganz auf, die Beine stapften davon.

    „Mann!“ keuchte Stephan und tastete vorsichtig nach seinem Riechorgan. Glücklicherweise war es heil.
    Ottokar grinste: „Als sie dir in der Nase gebohrt hat, hätt’s mich fast zerrissen.“ Nicht anders ging es Mücke, der wieder auftauchte und sich vor Lachen auf die Schenkel schlug. Ottokar spülte sich Zahnpastaschaum vom Ärmel, Stephan massierte seinen überbrühten Arm.
    „Die Hühner werden staunen“, flachste Mücke. „So wie ihr hat noch kein Ritter für sie gelitten.“
    „Dafür haben wir auch das Armband!“ antwortete Stephan und zeigte es ihm.
    „Mann!“ sagte Mücke fast in normaler Lautstärke. „Dann kann ja gar nichts mehr passieren. Eigentlich schade.“
    Er kratzte sich am Kopf, Stephan und Ottokar sahen einander an, und wie das unter alten Freunden gelegentlich vorkommt, hatten beide denselben Gedanken: „Wir sagen vorläufig nichts von dem Armband. Wollen erst mal sehen, was sie alles anstellen.“
    „Genau.“ Mücke grinste. „Ein bißchen Spaß muß nach den Strapazen ja schließlich sein.“
     
     
     

Wie vom Erdboden verschwunden
     
    Es war die zweite Unterrichtsstunde. Ottokar, Stephan, Dampfwalze und Andi saßen auf ihren Plätzen und lauschten dem Musterschüler Strehlau, der den Geschichtsunterricht von Doktor Waldmann mit zusätzlichem Wissen bereicherte: „1810 wurde Andreas Hofer in Mantua erschossen...“
    „Zu Mantua in Ba-handen“, sang Doktor Waldmann. Strehlau nickte.
    „Ferner hat König Karl XIII. von Schweden den französischen Grafen Bernadotte als Kronprinzen adoptiert...“
    „Leihkönig! Ist ja ekelhaft“, brummte Mücke in der letzten Reihe, während „Computer“ Strehlau fortfuhr: „Und die Königin Luise von Preußen ist gestorben.“
    Doktor Waldmann staunte. „Jetzt sag mir nur, wie du dir das alles merkst.“
    „Ganz einfach“, antwortete der Musterschüler. „Mit Musik.“
    „Mit Musik?“
    „Ja. 1810 wurde Frédéric Chopin geboren. Von dem weiß ich eine ganze Menge. Und wenn man sich auf einem Gebiet auskennt, ist es nicht mehr schwer, sich auch andere Daten aus der Zeit zu merken. Man hat dann ja ein Bild.“
    „Das scheint mir tatsächlich eine brauchbare Methode zu sein. Auch für die anderen“, sagte Doktor Waldmann. „Aber gib uns noch ein Beispiel: Was war 1812?“
    „Da hat sich Beethoven das erste Mal mit Goethe getroffen. In Teplitz.“
    „Das hätte ich nicht gewußt“, bekannte der Doktor. „Und politisch, was war da los, damals?“
    Strehlau zögerte keinen Augenblick. Er lächelte sogar: „Darüber gibt es ein berühmtes Zitat aus einem Schulaufsatz: Da Napoleon es wagte, seine nach Ruhm lechzende Zunge auf die Eisfelder Rußlands auszustrecken, mußte er sich mit verbrannten Fingern zurückziehen...“
    Auch Doktor Waldmann lächelte, während Stephan sich unwillkürlich die rechte Hand rieb.
    Ein Poltern auf dem Flur, die Tür wurde aufgerissen, der kleine Herbert streckte den Kopf herein und verkündete: „Nach der Stunde ist Schulversammlung im Wohnzimmer!“
    „Nein, so eine Überraschung!“ alberte Ottokar.
    Und Andi brummte: „Wenn der Tag mit Mathe anfängt, kommt immer noch was Unangenehmes nach.“
    Im Halbkreis um den großen Kachelofen des Wohnzimmers gruppiert, warteten Ritter und Lehrer auf die außergewöhnliche Neuigkeit, denn
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