Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Al Wheeler und die tote Lady

Al Wheeler und die tote Lady

Titel: Al Wheeler und die tote Lady
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
ich wirklich war —
, sein konnte...« Ihre Stimme schwankte und sie verstummte. »Der Teufel soll
dich holen, Al Wheeler«, sagte sie unglücklich. »Ich hatte mir alles schon so
schön zurechtgelegt, und nun mußt du kommen und mich bitten, es zu erklären.«
    »Wie wär’s mit einem Drink?«
fragte ich beiläufig.
    »In einem gewissen Stadium«,
sagte sie und hob ihr Kinn um einige Zentimeter höher, »werde ich etwas trinken
— nur einfach um des Spaßes und der erhöhten Lebensfreude willen! Aber im
Augenblick brauche ich nichts.«
    »Was für ein Zufall«, sagte ich
interessiert. »Ich habe den ganzen Tag geschlafen und sollte mich eigentlich
prächtig fühlen. Aber ich fühle mich scheußlich! Ich habe zwei Glas getrunken,
und sie haben wie ein Unkrautvertilgungsmittel geschmeckt. An Essen wage ich
gar nicht zu denken — und selbst mein prachtvolles HiFi-Gerät mit all seinen
Finessen regt mich nicht an. Ja, irgendwo tief in meinem Innern nagt etwas wie
Hunger an mir. Ein ungeheures Verlangen nach etwas, von dem ich nicht einmal
weiß, was es ist. Glaubst du, ich bin krank?«
    »Nein.« Sie schüttelte ruhig
den Kopf. »Eigentlich paßt sogar alles ganz gut zusammen. Es ist ein Teil des
Heldenkomplexes, völlig verständlich. Deshalb bin ich ja hier — um mich um dich
zu kümmern.«
    Ich blickte sie mißtrauisch an.
»Du hast dich doch nicht etwa in Psychiatrie habilitiert, seit wir von Las
Vegas zurück sind, oder?«
    »Al«, ihr Lächeln hatte beinahe
etwas Herablassendes, »willst du mir nicht bitte vertrauen? Ich weiß genau, wo
dich der Schuh drückt, und ich kann das Problem schnell lösen — oder auch
langsam. Wie du willst.«
    »Schnell«, sagte ich
herausfordernd.
    »Okay. Ich will nur mal erst
meinen Regenmantel ablegen. Ist die Tür dort das Schlafzimmer?«
    »Beinahe erraten«, sagte ich.
»Aber das Schlafzimmer liegt genau genommen dahinter.« Ich lächelte sie
beglückt an. »Es wäre mir nicht recht, wenn du für den Rest des Abends in einer
Tür herumwandern würdest.«
    »Ein weiterer Bestandteil des
klassischen Syndroms«, murmelte sie, während sie dem Schlafzimmer zustrebte.
»Die rührende Illusion, daß schwächlicher Sarkasmus sich plötzlich in brillanten
Witz verwandelt hat!« Die Tür knallte hinter ihr ins Schloß.
    Ich schaltete den HiFi ab, denn
die entsetzliche Kakophonie von Geräuschen drohte mich allmählich stocktaub zu
machen. Ein Blick auf die Whiskyflasche auf dem Küchentisch verursachte eine
Rebellion in meinem Magen. Ich kehrte ins Wohnzimmer zurück und blickte dort
aus dem Fenster, wobei ich mir überlegte, von welchem Winkel aus ich wohl die
nachhaltigste Wirkung erreichte, wenn ich hinuntersprang.
    »Al?« gurrte Sams Stimme hinter
mir.
    Es dauerte ein Weilchen, bis es
mir gelang, mich auch nur umzudrehen. Schließlich schaffte ich es, und das
überlegene Lächeln auf meinem Gesicht schrumpfte ein und erstarb. Sam stand mit
einem Ausdruck heiterer Selbstsicherheit auf dem Gesicht neben der Couch. Es
war offenkundig, daß sie im Schlafzimmer wesentlich mehr als nur den
Regenmantel abgelegt hatte. Nun trug sie schwarze Netzstrümpfe, die von dem
winzigsten Strumpfgürtel, den ich je in meinem Leben gesehen hatte,
festgehalten wurden, und dazu ein hundertprozentig durchsichtiges violettes
Höschen. Von der Taille an aufwärts war da nur noch Sam. Ich trat einen Schritt
näher und sah, daß unmittelbar über dem Nabel eine dieser modernen Plaketten
klebte. Ich eilte in schnellem Trott vollends auf sie zu und beugte mich vor,
um die magischen Worte zu lesen: Liebe
ist die einzige Lösung des Problems. »Wie steht’s mit dem tiefen
Verlangen?« fragte Sam, während sie die kleinen runden Brüste gegen mich
preßte.
    »Es ist ein reizvolles warmes
Gefühl, nun da es im Begriff ist, gestillt zu werden«, sagte ich. »He — hast du
keine Angst, dich bei deiner mangelhaften Bekleidung zu erkälten?«
    »Sie haben wirklich nur eine
psychologische Wirkung«, sagte sie lachend. »Man fühlt sich irgendwie
geschützt, auch wenn sie nicht viel gegen die Kälte nützen.«
    »Du kannst jederzeit mit mir
eine gemeinsame Dusche nehmen«, sagte ich.
    »Jedenfalls«, sie knabberte
schmerzhaft an meinem Ohr, »hast du dich offenbar für die schnelle Kur
entschieden.«
    »Stimmt«, stöhnte ich. »Kann
ich vielleicht meine Meinung ändern und für die langsame — und ausgedehnte Kur
optieren?«
    »Natürlich, Liebster!« Sie sah
mich mit unterwürfigem Blick an. »Vielleicht beim
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher