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Al Wheeler und die tote Lady

Al Wheeler und die tote Lady

Titel: Al Wheeler und die tote Lady
Autoren: Carter Brown
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während der Fahrt nicht langweilen werden, und ich zahle Ihnen zudem
zweihundert Dollar, wenn wir in Pine City angekommen sind.«
    »Wozu brauchen Sie denn
Schutz?« fragte ich.
    »Mein Mann, Dane Tenison, ist
ein sehr energischer Mensch, und er ist wütend auf mich, weil ich versucht
habe, mich scheiden zu lassen. Wenn ich einmal in Pine City bin, dann bin ich
vor ihm sicher. Das weiß er, und er könnte auf die Idee kommen, mich daran zu
hindern, je dorthin zu kommen. Allein zu reisen bedeutet buchstäblich eine
Einladung mit Goldrand, irgend etwas zu unternehmen.«
    »Das klingt ja nach einer
tollen Ehe, ganz auf gegenseitigem Vertrauen und dergleichen basierend«, sagte
ich. »Ist das alles Ihr Ernst? Nicht irgendein besonders ausgekochter Gag?«
    »Wenn er beschlossen hat, mich aufzuhalten,
wird er alles versuchen«, sagte sie gelassen. »Einschließlich der Möglichkeit,
einen Lastwagen anzuheuern, um uns auf der Autostraße über den Haufen zu
fahren.« Um ihren Mund lag ein harter Zug. »Dane ist ein sehr energischer
Mann.«
    Ich stellte mein Glas auf die
Kommode und zündete mir eine Zigarette an. Das Gefühl von Unwirklichkeit, von
dem ich in dem Augenblick, als ich die Tür geöffnet und den tizianroten
Heiligenschein gesehen hatte, überfallen worden war, kehrte mit zunehmender
Stärke zurück. »Ist Ihr Mann ein Do-it-yourself -Typ?«
    »Dane?« Ihre Unterlippe wölbte
sich verächtlich vor. »Dreckarbeit macht er niemals selber; dafür heuert er
immer Professionals an. Ich wette, er hat bereits für seine eigene Beerdigung
eine Ersatzleiche gemietet.« Sie trank ihr Glas leer und blickte mich über den
Rand hinweg an. »Wie steht’s, Al?«
    »Ich weiß nicht recht«,
murmelte ich.
    »Wenn es sich ums Geld handelt,
könnte ich den Einsatz ein bißchen erhöhen«, erbot sie sich.
    »Ich bin nicht an dem Geld
interessiert.«
    »Nein?« Ihre Brauen hoben sich
eine Spur. »Das heißt vermutlich, daß Sie nur am anderen interessiert sind.«
Ihre Zungenspitze fuhr erneut über die Unterlippe. »Vielleicht könnte eine
kleine Vorschau dazu beitragen, Sie zu einem Entschluß zu bewegen?«
    Sie stand auf, schlenkerte die
Sandalen von den Füßen und entfernte wie beiläufig das Oberteil ihres Anzugs.
Ich sah zu, wie sie den Reißverschluß der blauen Hose
aufzog und sich mit ein paar faszinierenden Hüftbewegungen aus ihr
herausschlängelte. Danach stand sie nur noch mit einem kurzen schwarzen
Spitzenbüstenhalter und noch kürzeren dazu passenden Höschen bekleidet da. Sie
verschränkte die Hände über dem Kopf, und ihre Hüften bewegten sich im Takt zu
einem unhörbaren hawaiischen Song.
    »Alles, worum ich Sie bitte,
Al«, murmelte sie mit kehliger Stimme, »ist ein bißchen Schutz als
Gegenleistung.«
    Die plötzlichen donnerartigen
Schläge gegen die Tür klangen genauso, als ob die Nemesis auf ein Stichwort hin
aufgetaucht sei. In Anbetracht der Umstände, fand ich, daß Tracy Tenison
bemerkenswert ruhig reagierte. Sie ließ die Arme seitlich herabfallen, ging zur
Kommode und füllte ihr leeres Glas aus dem Shaker. Das Gehämmer wurde für volle
zwei Sekunden unterbrochen, um dann erneut und noch heftiger einzusetzen.
    »Vielleicht sollten Sie die Tür
öffnen?« Der Rotkopf lächelte mich liebenswürdig an. »Ich schätze, derjenige,
der da klopft, wird nicht so schnell müde und geht bald weg.«
    Ich öffnete die Tür, und zwei
Kerle drängten sich so eilfertig ins Zimmer, als ob draußen der Himmel auf die
Straße gefallen wäre. Der erste war wie ein mißratener Betonblock gebaut, und sein Gesicht war nur andeutungsweise geraten; er war der
Prototyp des professionellen Gorillas, während es sich bei seinem Partner um
einen kleinen schlanken Burschen mit langem blondem Haar und milden, durch eine
randlose Brille vergrößerten blauen Augen handelte. Der Gorilla versetzte mir
einen beiläufigen Schubs, so daß ich durchs Zimmer schlitterte, während der
Kleine sorgfältig die Tür zumachte und von innen verschloß.
    »Sie stecken schwer in der
Tinte, Mister«, knurrte der Gorilla.
    »Das brauchen Sie mir nicht zu
sagen«, antwortete ich müde. »Ich kann mir’s vorstellen. Die Lady ist Ihre Frau, und Ihre feineren Empfindungen sind
zutiefst dadurch verletzt, daß Sie sie hier in halbbekleidetem Zustand in
meiner Gesellschaft sehen. Und um Ihnen wieder zu Ihrem gewohnten
ausgeglichenen Seelenzustand zu verhelfen, bleibt mir nur der Ausweg, Ihnen ein
größeres Bündel Dollarnoten zu überreichen.
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