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Al Wheeler und die tote Lady

Al Wheeler und die tote Lady

Titel: Al Wheeler und die tote Lady
Autoren: Carter Brown
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der
Schreibmaschine brach schlagartig ab. Annabelle Jackson hob schnell ihr
honigblondes Haupt, und ihre babyblauen Augen verfolgten wachsam jede meiner
Bewegungen. »Honiglämmchen«, sagte ich traurig, »das ist nun wahrscheinlich das
letzte Lebewohl. Es handelt sich um ein Himmelfahrtskommando; und niemand hat
sich freiwillig dazu gemeldet, nicht einmal ich, aber der Sheriff hat
beschlossen, trotzdem den besten Mann zu schicken.«
    »Ich finde es unfair von ihm,
den armen Sergeant Polnik aus dem Krankenbett zu holen«, sagte sie mitleidig.
    »Nicht Polnik«, fauchte ich.
»Mich!«
    »Ich bin entzückt, daß der
Sheriff endlich eine Beschäftigung für Sie gefunden hat. Nun brauche ich nicht
mehr die ganze Zeit über rückwärts zu gehen, um ihre widerwärtigen, neugierigen
Hände im Auge zu behalten.«
    »Sie verstehen eben die Sprache
der Liebe nicht«, sagte ich.
    »Der Gier, meinen Sie wohl.«
Ihr Lächeln hatte etwas unverhüllt Falsches »Na, dann tschüß, Al Wheeler! Vermissen
werde ich Sie nicht, also bleiben Sie nur recht lange weg.«
    Die Schreibmaschine klapperte
mir ein schadenfrohes Lebewohl nach, als ich zum Healey hinausging. Nach wie
vor strömte Regen vom bleifarbenen Himmel herab, und es war in keiner Weise der
richtige Vormittag, um nach einer Leiche zu sehen. Vielmehr, war es ein
Vormittag, wie mir düster bewußt wurde, wo man eigentlich zu Hause im Bett
liegen sollte, eine Honigblonde zur Gesellschaft neben sich. Träume — müßige
Träume! Ich vermied gerade noch, einen vorüberfahrenden Lastwagen mitzunehmen,
als ich auf die Straße hinausfuhr; und die der Lederlunge des Fahrers
entfliehenden ersten sechs Worte, die sich mit meinen Vorfahren befaßten,
drangen laut und klar zu mir herüber.
     
    Paradise Beach ist der sommerliche
Spielplatz der ganz Reichen, der Kategorie von Leuten, die sich die
Zurückgezogenheit eines eigenen, gut fünfzig Meter langen Strandes am
Pazifischen Ozean leisten können. Bei diesem Wetter hatte die Leiche vermutlich
den gesamten Strand für sich allein. Ungefähr zwanzig Minuten später bog ich
nach rechts von der Autostraße ab und in den Fahrweg ein, der zum Wasser
führte. Weiter vom stand der Streifenwagen. Die beiden Männer in Uniform, die
darin saßen, kannte ich; der große hagere Bursche hinter dem Lenkrad war Marks,
und der große stämmige daneben war Wiley. Ich winkte den beiden zu,
vorauszufahren, und folgte ihnen.
    Ein paar Minuten später
erreichten wir die Grundstücke der Halbmillionäre, die parallel zum Strand
lagen, und dann hielt der Streifenwagen vor einem zweistöckigen, mit Stuck
verzierten Haus. Ich klappte den Kragen meines Trenchcoats hoch, bevor ich in
den strömenden Regen hinaustrat, und fühlte mich einen Augenblick lang
peinlicherweise wie eine Imitation von Humphrey Bogart.
    »Mieser Tag für einen Mord,
Lieutenant«, sagte Marks, als er auf dem Gehsteig zu mir trat. »Joe wird auf
den Coroner warten, um ihm den Weg zu zeigen.«
    »Gut«, sagte ich. »Gehen wir
uns die Sache mal ansehen.«
    Ich folgte ihm über die Zufahrt
und durch einen doppelten Wagenunterstand hindurch zum hinteren Teil des Hauses
in einen Innenhof mit säuberlich gepflegtem Rasen. Durch ein Gittertor gelangte
man zum Strand hinaus; und sobald ich es hinter mir geschlossen hatte, sah ich
die Leiche am Rand des Wassers unten. Sie lag in der gekrümmten Haltung eines
Embryos da und wirkte dadurch unterlebensgroß.
    »Da jetzt Ebbe ist, haben wir
sie dort liegenlassen«, sagte Marks. »Wir dachten, Sie wollten nicht, daß wir
daran herumpfuschen, Lieutenant.«
    »Wer hat die Leiche gefunden?«
fragte ich.
    »Die Putzfrau — oben im Haus«,
sagte er. »Sie sah vor ungefähr einer Stunde aus dem Fenster und sah, wie sie
unten angespült wurde. Als wir hierher kamen, war sie völlig hysterisch,
deshalb haben wir sie auf dem Weg zu unserem Treffpunkt nach Hause gebracht.«
    Der nasse Sand fühlte sich
unter meinen Füßen hart an, und die dröhnende Brandung klang dumpf in meinen
Ohren. Marks erreichte als erster die Leiche und blieb stehen, bemüht, sich mit
dem nassen Handrücken den Regen aus dem Gesicht zu wischen.
    »Angeschwemmte Tote irritieren
mich immer irgendwie«, gestand er verlegen.
    Die nackte Leiche war
offensichtlich die einer Frau, die jung und attraktiv gewesen war. Ihr Gesicht
lag auf einem Ellenbogen und war von einem Vorhang nassen roten Haars bedeckt. Ich
kniete nieder und rollte die Tote vorsichtig auf den Rücken. Dem ersten
entsetzten
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