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Al Wheeler und die tote Lady

Al Wheeler und die tote Lady

Titel: Al Wheeler und die tote Lady
Autoren: Carter Brown
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Ja?«
    Der Gorilla wandte langsam den
Kopf und starrte seinen Kollegen an. »Was ist mit dem Kerl los?« erkundigte er
sich kläglich. »Ist er verrückt?«
    »Der Gentleman glaubt, wir
wollten ihn erpressen«, sagte der kleine Bursche amüsiert. »Ein fieser kleiner
Trick, der vor ungefähr dreißig Jahren außer Mode gekommen ist. Immerhin ein
verständlicher Irrtum seinerseits, Albie.« Er lächelte mir mitfühlend zu. »Tut
mir leid, daß wir Ihre Illusionen zerstören müssen, Sir, aber die Lady ist
bereits belegt. Es ist unsere Pflicht, sie wieder dahin zu bringen, von wo sie
gekommen ist. Wir sind uns völlig der Tatsache bewußt, daß Sie in diesem
kleinen Melodrama nichts als ein unschuldiger Zuschauer sind, und das werden
Sie auch bleiben; es sei denn, Sie lassen sich von einer Aufwallung von
Ritterlichkeit in die Irre leiten. Dann wird Albie bedauerlicherweise eine
Demonstration dessen abgeben müssen, was einem unschuldigen Zuschauer zustößt,
wenn er sich in Dinge mischt, die ihn nichts angehen.«
    »Wie zum Beispiel Ihnen den
Rachen mit Ihren eigenen Zähnen zuzustopfen«, sagte Albie, um keinerlei
Unklarheit aufkommen zu lassen.
    »Halb nackt sehen Sie
entschieden entzückend aus, Tracy«, sagte der Kleine. »Aber da wir die guten
Bürger in den Straßen von Reno nicht ablenken wollen, ziehen Sie vielleicht
besser den Rest Ihrer Kleidung an.«
    »Nein«, sagte sie eigensinnig.
    Der kleine Bursche bewegte sich
schnell, er war mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit bei ihr. Es gab einen
scharfen Knall, als sein Handrücken gegen ihre Wange fuhr. Ihr Kopf wurde von
der Wucht des Schlags zur Seite gerissen, und seine Fingerabdrücke zeichneten
sich in heftigem Rot auf ihrer Haut ab.
    »Trödeln Sie nicht herum,
Tracy«, sagte er mit gelangweilter Stimme. »Ziehen Sie sich an, und kommen Sie
mit uns.«
    »Sie kommt mit mir«, sagte ich.
    Er sah mich fast bedauernd an.
»Sind Sie vielleicht so ’ne Art Masochist — wollen Sie, daß Albie Sie sich
vornimmt?«
    Ich griff in meine Gesäßtasche,
und der Gorilla reagierte, als spielten wir die klassische Szene aus einem
zweitklassigen Kriminalfilm. Seine Rechte fuhr in seine Jacke und erschien mit
einer Achtunddreißiger wieder.
    »Rühren Sie sich nicht«,
fauchte er. »Sonst kriegen Sie ’n Loch zwischen die Augen.«
    Ich brachte meine geschlossene
Faust langsam nach vorn und öffnete die Hand. »Vielleicht sehen Sie besser mal
hin«, sagte ich zu dem kleinen Burschen. »Vermutlich kann Albie nicht richtig
lesen.«
    Er kam näher und nahm meine
Dienstmarke in die Hand. Gleich darauf quollen seine vergrößerten Augen
ungläubig heraus. »Sie — sind ein Lieutenant?« krächzte er.
    »Von der Mordabteilung.« Ich
brachte das widerwärtige Polypengebell recht wirkungsvoll heraus. »Dem Büro des
County Sheriffs von Pine City zugeordnet.« Ich wies
auf den stumm gewordenen Rotkopf. »Diese Lady wird als Kronzeugin benötigt, und
sie wird mit mir zurückfahren.«
    »Der Strolch ist ein Polyp?«
fragte Albie enttäuscht.
    »Vermutlich ja.« Der kleine
Bursche ließ meine Dienstmarke wieder auf meine Handfläche fallen, als ob sie
glühendheiß sei. »Vielleicht müssen wir uns was anderes einfallen lassen,
Albie.«
    »Was zum Teufel, spielt es für
eine Rolle, ob er ein Bulle ist?« fragte der Gorilla. »Er kann uns nicht davon
abhalten, das Frauenzimmer mitzunehmen.«
    »Dann haben Sie innerhalb der
nächsten fünf Minuten jeden Polizeibeamten in Reno auf den Fersen«, sagte ich
heiser.
    »Das kann auch passieren, wenn
wir sie nicht mit uns nehmen.« Der Kleine beobachtete mich aufmerksam.
»Stimmt’s, Lieutenant?«
    »Ich bin lediglich daran interessiert,
meine Zeugin nach Pine City zu bringen«, sagte ich. »Wenn Sie beide friedlich
hinausmarschieren, dann brauchen Sie von mir aus nie hier gewesen zu sein.«
    »Okay.« Er zuckte resigniert
die Schultern. »Also gehen wir.«
    »Da ist nur noch eine Kleinigkeit,
bevor Sie gehen«, sagte der Rotkopf mit spröder Stimme.
    »Was denn?« Der Kleine wandte
sich ihr zu.
    Erneut gab es einen scharfen
Knall, als ihre Handfläche brutal auf sein Gesicht klatschte. Er blieb ein paar
Sekunden lang wie angewurzelt stehen, sein schlanker Körper zitterte vor Wut,
dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ schnell das Zimmer. Albie
steckte seine Pistole in die Halfter und folgte seinem Kollegen mit einem
Ausdruck vagen Bedauerns auf dem Gesicht, als ob er nicht begriffe, wieso er
nicht dazugekommen war, jemandem
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