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Al Wheeler und die tote Lady

Al Wheeler und die tote Lady

Titel: Al Wheeler und die tote Lady
Autoren: Carter Brown
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am
Strand befand. Wir hielten vor einem Haus im Ranchstil, ungefähr achthundert
Meter von dem weißen Stuckgebäude entfernt, vor dem ich am selben Morgen aus
dem Wagen gestiegen war. Ich stellte den Motor ab; und Mardi Robbins zögerte
kurz, bevor sie sagte: »Würden Sie mir einen kleinen Gefallen tun, Al?«
    »Heraus damit.«
    »Ich würde es zu schätzen
wissen, wenn Sie sich heute abend so verhielten, als
wäre ich fest mit Ihnen befreundet. Camels Parties können ziemlich ausarten, und wenn Jamie nicht da
ist, könnte einer der anderen Burschen auf dumme Gedanken kommen.«
    »Das wird mir nicht die
geringsten Beschwerden machen«, versicherte ich ihr.
    Ich beugte mich vor und öffnete
die Tür auf ihrer Seite. Dann schnallte ich schnell meine Halfter ab und
stopfte sie und die Pistole unter den Vordersitz, während Mardi noch damit
beschäftigt war, um den Healey herumzugehen. Wenn sich die Party bis zu dem
Punkt erhitzte, wo man seine Jacke abzulegen pflegt, so würde mich der
entblößte Griff einer Achtunddreißiger nicht gerade zum populärsten Gast des
Abends machen.
    Camel war ein großer magerer
Bursche mit sich frühzeitig lichtendem Haar; und der eulenhafte Ausdruck in
seinen Augen verriet, daß er bereits zwei Drittel des Wegs nach Martini-Land
zurückgelegt hatte. Das Haus war geräumig und elegant und verschluckte mühelos
die zwei Dutzend Leute, die dort herumschwirrten. Wir gingen zur Bar, und ich
goß uns jeweils ein Glas aus meiner Scotchflasche ein. Ein HiFi war auf volle Lautstärke gestellt und machte fast jede
Unterhaltung unmöglich. Mardi stellte mich einer Gruppe von Leuten vor, die
alle brüllten, was die Lungen hergaben, um das erbarmungslose HiFi-Gerät zu
übertönen. Nach einer Weile begann sie mit einem bärtigen Jüngling zu tanzen,
der wie ein Flüchtling aus einer Hippie-Kolonie aussah, die Pleite gemacht hat.
Das gab mir Gelegenheit, mir erneut einzuschenken und das Glas mit hinaus auf
den Balkon zu nehmen, wo es verhältnismäßig still war. Ich stützte die Ellbogen
auf das schmiedeeiserne Geländer und sah eine Weile den Wellen zu, die den
Strand heraufliefen.
    »Sie sind mit Mardi Robbins
gekommen?« sagte eine Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um und sah ein
großes dunkelhaariges Mädchen dastehen, die mir durch ihre dicke Hornbrille
einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. Sie trug ein perlenbesticktes stahlgraues
Kleid, das mit einer Schlaufe um den Hals gehalten wurde. Ihr Haar war auf dem
Kopf aufgetürmt, als ob sie es einfach irgendwo hätte verstauen wollen und es
dann vergessen hätte. Sie hatte breite Schultern, kleine Brüste, breite, flache
Hüften und kräftige Schenkel. An ihr wirkte das Kleid wie ein
Katastrophengebiet.
    »Mardi und Jamie sind sehr eng
befreundet, wissen Sie das?« Ihre Worte kamen leicht verschwommen heraus,
worauf sie einen weiteren Schluck Martini trank. Vielleicht als Gegengift?
    »Jamies Nuckelpinne hat
gestreikt«, erklärte ich.
    »Sehr wahrscheinlich!« Sie
versuchte, verächtlich den Mund zu verziehen, aber ihre Oberlippe parierte
nicht recht. »Wie heißen Sie?«
    »Al«, sagte ich.
    »Ich bin Sam — Abkürzung für
Samantha, ein Name, den mir meine idiotischen Eltern untergejubelt haben.« Sie
blinzelte heftig. »Wollen Sie mich lieben, Al?«
    »Nicht, solange ich nüchtern
bin«, sagte ich düster.
    »Na ja.« Sie zuckte kunstvoll
die Schultern. »Ich versuche ja nur Jamies Interessen wahrzunehmen.«
    »Sie sehen gar nicht wie eine
Pfadfinderin aus.«
    »Wie sehe ich denn aus?«
Sie wartete ein paar Sekunden lang gespannt und verzog dann mürrisch den Mund.
»Na gut, Sie brauchen mir’s nicht zu sagen. Ich weiß
es. Der Ärger ist, daß ich hier nicht in meinem Element bin.«
    »Was ist denn Ihr Element,
Sam?« fragte ich höflich.
    »Das dort draußen.« Sie wies
mit dem Kopf auf den Ozean. »Ich bin ganz verrückt auf Tauchen. Schauen Sie
mich mal in einem nassen Badeanzug an, dann sehen Sie vielleicht noch mal
freiwillig hin. Wissen Sie, daß heute morgen hier am Paradise Beach eine Leiche
angeschwemmt worden ist?«
    »Wirklich?«
    »Ich habe in den
Mittagszeitungen davon gelesen. Ein unbekanntes Mädchen, wurde behauptet.«
    »Scheußlich!«
    »Sie sind nicht gerade
mitteilsam, wie?« Ihre Stimme klang gereizt. »Mir läuft jedesmal ein Schauder
über den Rücken, wenn ich an das arme Mädchen denke. Ebensogut hätte ich das sein können. Ich war heute früh zwei Stunden dort draußen.«
    In diesem Augenblick trat Mardi
Robbins
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