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Al Wheeler und die Callgirls

Al Wheeler und die Callgirls

Titel: Al Wheeler und die Callgirls
Autoren: Carter Brown
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Etwa fünfzig Meter von mir
entfernt stand eine Barracke, auf deren einer Wand in großen gelben Buchstaben
BÜRO stand. Die Tür stand offen, als ich ankam, und so trat ich ein. Zwei
Burschen, einer groß und einer klein, unterhielten sich angeregt und taten dies
auch weiterhin, bis ich mich laut räusperte und »Mr. Donovan?« sagte.
    »Verduften Sie!« sagte der
große Mann forsch. »Ich bin beschäftigt.«
    »Prima!« Ich lächelte ihm zu.
»Dann werde ich Sie mit in die Stadt nehmen, damit wir uns ungestört
unterhalten können.«
    In seinen kalten blauen Augen
erschien ein Ausdruck milder Neugierde, während er mich anblickte. »Was, zum
Teufel, wollen Sie mir denn andrehen, Freund?«
    »Ich bin eine Art
Meinungsforscher.« Ich zeigte ihm meine Dienstmarke. »Ich möchte gern Ihre
Ansicht über Mord hören, Mr. Donovan.«
    Er war eindeutig ein Riese, und
alles an ihm schien Muskel ohne jedes Fett zu sein. Ich schätzte ihn auf etwa
vierzig. Er hatte flammend rotes Haar und ein Gesicht, das aussah, als ob es
beinahe plattgewalzt worden wäre, bis auf eine Reihe harter Klumpen, die
miteinander verbunden waren. Er trug ein Unterhemd, das einiges von dem
hellroten Pelz sehen ließ, der auf seinem tonnenartigen Brustkasten wucherte,
und verschossene Blue jeans, die in weiten Lederstiefeln steckten. Um seine
Taille war ein Fellgürtel mit einer großen, wie eine Schlange geformten
Silberschnalle geschlungen. Ich hatte kein besonderes Bedürfnis, ihn am
hellichten Tag kennenzulernen, und es wäre mir äußerst zuwider gewesen, ihm bei
dunkler Nacht zu begegnen. Aber schließlich kann das Äußere täuschen — wie der
Damenimitator sagte.
    »Mord?« Er machte mit dem
Daumen eine Bewegung über seine Schulter, und der kleine Bursche begriff, auf
dem Weg hinaus diskret die Tür hinter sich schließend. »Was für ein Mord?«
brummte Donovan.
    »Nicholas Kutter«, sagte ich.
»Jemand hat gestern nacht seinen Hinterkopf zu Brei geschlagen.«
    »Davon habe ich im Radio
gehört.« Er kratzte sich die Bartstoppeln an seinem Kinn, was einen rauhen Laut
verursachte. »Üble Sache! Nick war ein netter Bursche.«
    »Nach allem, was ich gehört
habe, geben Sie damit der Meinung einer Minderheit Ausdruck.«
    »Nick hat sich raufgearbeitet.
Die meisten Leute mögen das nicht. Und vermutlich ist er bei seinem Aufstieg
einer ganzen Menge Leute auf die Zehen gestiegen.«
    »Ist er jemals auch auf die
Ihren gestiegen?«
    »Auf Mike Donovans Zehen tritt
keiner«, sagte er gleichmütig.
    »Ich habe mir die Zeit gelassen,
Ihre Reklametafel zu lesen. Demnach bedeuteten Sie eine Konkurrenz für Kutters
Delamar-Projekt.«
    Er lachte kurz, und es klang,
wie wenn sich ein Tiger räuspert. »Mir scheint, Sie sind nicht richtig
informiert, Lieutenant. Das hier ist Kutters Delamar-Projekt.«
    »Wie bitte?« sagte ich.
    »Nick bekam bei dem Projekt
kalte Füße, deshalb habe ich es übernommen.«
    »Wann war das?«
    »Vor etwa einem Monat.«
    In dem Eintrag des kleinen
schwarzen Notizbuchs war der 8. Januar angegeben, erinnerte ich mich, und nun
war Juni.
    »Ich habe gestern nacht mit
George Kutter gesprochen«, sagte ich. »Und er schien nach wie vor der Meinung
zu sein, daß es seiner Firma gehört.«
    »Dieser George!« Sein Mund
verzog sich verächtlich. »Der war vielleicht immer auf dem laufenden. Nick war
der maßgebliche Kopf in der Firma, Lieutenant, und ich nehme an, er hat sich
nie die Mühe gemacht, seinem kleinen Bruder von dieser Abmachung Mitteilung zu
machen.«
    »Was für ein Typ Mann war
Nick?«
    »Was soll das, zum Teufel, für
eine Frage sein?« Seine Nägel kratzten wieder langsam über sein Kinn. »Er hatte
eine Nase, die einmal schnupperte und dann wußte, ob er bei einem
Zehndollarsumpf verlieren oder zweihunderttausend Dollar verdienen würde. Er
hat zwanzig Jahre gebraucht, um aus dem Geschäft das zu machen, was es jetzt
ist. Man kauft ein Kuttersches Grundstück, ein von Kutter gebautes Haus, mit
Kutterscher Inneneinrichtung, und Sie können fast sicher sein, daß Sie sich
Kuttersches Geld borgen, um für diese Vorrechte zu bezahlen.«
    »Wie steht es mit Ihrer Nase
bei Zehndollarsümpfen?« fragte ich.
    »Das ist eine einfache Nase.«
    »Aber doch gut genug, um etwas
gegen Nick Kutters Beurteilung zu tun? Als er dieses Projekt mit den Venetian
Waters aufgab, haben Sie es gekauft?«
    »Klar!« Er nickte. »Nur lag es
nicht an seiner Nase, daß er bei diesem Projekt kalte Füße bekam, es lag an
Nick selber. Was, zum
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