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Al Wheeler und die Besessene

Al Wheeler und die Besessene

Titel: Al Wheeler und die Besessene
Autoren: Carter Brown
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sagte Nina langsam. »Sie war in vieler Beziehung ein sehr
verschlossenes Mädchen. Als ich sie schon eine Weile kannte, wurde mir klar,
daß sie einfach nicht über ihre persönlichen Angelegenheiten sprechen wollte,
und das respektierte ich natürlich .«
    Ich wartete ein paar Sekunden
an der Zufahrtsstraße, bis in dem vorbeifließenden Verkehr eine Lücke entstand,
und schoß dann mit dem Healey auf die Schnellstraße hinaus.
    »Hat sie je über ihre Stigmata
gesprochen ?«
    »Ober ihre — was?«
    »Eine Ansammlung kleiner weißer
Narben unmittelbar über ihrem linken Knie«, erklärte ich.
    »Nein, nie.«
    »Sie hat auch nie ihren Besen
vor Ihrem Vordereingang geparkt, oder ?«
    Ich spürte, wie mich ihre
dunklen Augen anstarrten. »Was soll das heißen, Lieutenant ?« fragte sie kalt. »Soll das eine Art Witz sein ?«
    »Hat sie nie mit Ihnen über
Hexen gesprochen oder darüber, daß sie besessen sei, oder etwas dergleichen ?«
    »Natürlich nicht! Was für eine
lächerliche Frage!«
    Ein Verkehrsstreifenwagen fuhr
langsam an uns vorüber, und der Beamte warf mir einen unverschämten Blick zu,
der mich automatisch den Fuß vom Gaspedal nehmen ließ, bevor ich mir darüber
klar wurde, daß ich ohnehin nur die erlaubten neunzig Stundenkilometer fuhr.
    Ich warf einen schnellen Blick
auf Nina Ross’ Profil und sah, daß sie mit einem Ausdruck kalten Zorns
geradeaus durch die Windschutzscheibe starrte. Vielleicht hielt sie es für
geschmacklos, daß ich mich über sie lustig machte, nachdem sie soeben die
Leiche ihrer Freundin identifiziert hatte. Vielleicht war sie auch noch immer
wegen meiner bissigen Bemerkung über das Rückenschrubben eingeschnappt.
    »Diana Arist wurde in die Brust gestochen«, sagte ich eine Minute später sanft. »Die Klinge
ragte einen Zentimeter weit aus ihrem Rücken heraus .«
    Sie zuckte unwillkürlich
zusammen und schloß für eine Sekunde die Augen. »Wie konnte jemand so etwas tun ?«
    »Es bedurfte nur eines scharfen
Messers«, bemerkte ich mit brutaler Sachlichkeit.
    »Bitte !« flüsterte sie. »Ist das nötig ?«
    »Ich dachte, Sie wollten alle
Einzelheiten wissen«, sagte ich. »Sie brachte sieben Wochen in einem
Nervensanatorium zu und ging dann von dort wieder weg, weil sie dachte, der
Arzt könne ihr nicht helfen .«
    »Nervensanatorium?« Sie wandte
mir vorsichtig wieder ihr Gesicht zu. »War sie gemütskrank ?«
    »Eine Paranoikerin, aber nicht
krank genug, um dabehalten zu werden, sagt der Doktor«, erklärte ich ihr. »Sie
litt an der Wahnvorstellung, daß sie von einer Hexe besessen sei .«
    »Arme Diana!«
    »Sie war eine Woche weg und kam
dann heute morgen in das Sanatorium zurück«, fuhr ich
fort. »Oder ihre Leiche kam zurück. Ich weiß nicht mit Sicherheit, ob sie in
dem Sanatorium ermordet worden ist, oder ob der Mörder einfach ihre Leiche dort
gelassen hat. Als sie gefunden wurde, war sie nackt und trug eine Gummimaske in
der Form eines Katzenkopfes. Die am bösartigsten aussehende Katze, die ich je
gesehen habe.«
    »Das ist — das ist phantastisch !« Sie atmete schwer. »Sie muß nicht mehr bei sich gewesen
sein .«
    »Vielleicht war sie einfach
nach Katzen verrückt«, sagte ich. »Wissen Sie, ob sie Katzen gern mochte ?«
    »Wenn ja, so hat sie es
jedenfalls nie erwähnt .«
    Ich bog ein paar hundert Meter vor
der Ausfahrt nach Pine Bluffs in die innere Fahrbahn
ein; und wir sprachen nicht mehr, bis wir die enge Straße emporfuhren, die auf
das Vorgebirge hinaufführte.
    »Seien Sie mir nicht böse,
Süße«, sagte ich milde, »aber Sie sind so ungefähr die schlechtest informierte gute Freundin, die ich je getroffen habe .«
    »Ich habe Ihnen doch vorhin
schon gesagt, daß Diana nie über sich und ihr Privatleben sprach und daß ich
nie Fragen gestellt habe .«
    »Stimmt, Süße«, bestätigte ich.
»Aber ich wette, über Johnny Crystals Privatleben wissen Sie alles .«
    »Ich habe auch gesagt, daß Sie
das nichts angeht, Lieutenant .« Ihre Stimme schnappte
über. »Und hören Sie bitte auf, mich >Süße< zu nennen .«
    Fünf Minuten später hielt ich
den Wagen auf dem Kamm der Straße oberhalb des Hauses an und stellte den Motor
ab. Sie öffnete die Tür, schwang ihre schönen Beine aus dem Wagen und zögerte
dann einen Augenblick. »Lieutenant?«
    »Miß Ross ?« fragte ich höflich.
    »Wieso glaubten Sie mit solcher
Sicherheit, daß Diana ich sei ?«
    »Sie hat im Sanatorium Ihren
Namen als ihren eigenen angegeben«, erklärte ich. »Als sie dann
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