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Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Al Wheeler und der Tanz in den Tod

Titel: Al Wheeler und der Tanz in den Tod
Autoren: Carter Brown
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was!«
    »Gut, Al«, sagte sie mit gepreßter Stimme. »Sie haben Ihren Spaß gehabt und alles
erfahren, was Sie wissen wollten — was geschieht nun ?«
    Ich bohrte Beaumont — diesmal
scharf — die Schuhspitzen in die Rippen, und er stöhnte schwach. »Wir warten, bis dieser Bastard hier aufwacht«, sagte ich. »Er kann
zum Haus zurückgehen — oder kriechen. Aber eines ist sicher, tragen werde ich
ihn nicht .«
    » Cissie muß schon halb wahnsinnig sein«, murmelte sie. »Sie fragt sich sicher, was hier
drinnen passiert ist .«
    »Dann ist sie eben halb
wahnsinnig«, sagte ich. »Sie kann allemal ein bißchen schreien, wenn ihr das
Warten allzusehr auf die Nerven geht .« Ich tastete mit meiner freien Hand nach einer Zigarette,
fand eine und zündete sie an. »Noch etwas. In Mailand bekamen Sie einen
Temperamentsausbruch, bevor Sie sich derartige Ausbrüche leisten konnten, und
so wurden Sie aus dem Ensemble hinausgeworfen und kehrten nach Hause zurück, ja ?«
    »Ich würde es nicht ganz so
ausdrücken«, stieß Natasha zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Und der Hinauswurf machte es
für Sie, eine hübsche Ballerina, die eben neu angefangen hatte, schwer, einen
anderen Job zu bekommen ?«
    »Und ob es schwer war«, sagte
sie heftig. »Monatelang versuchte ich es auf jede erdenkliche Weise, wieder zu
Arbeit zu kommen, aber man hatte mir buchstäblich ein großes Warnschild umgehängt,
und es war von vornherein hoffnungslos .«
    »Etwa um diese Zeit herum
fanden Sie, Sie brauchten einmal Ruhe ?« warf ich ein.
»Sie müßten vielleicht irgendwohin gehen, wo es abgelegen und ruhig wäre ?«
    »Ich war fertig«, sagte sie und
nickte langsam. »Ich wollte nur noch unter einen Felsen kriechen und mich in
den Schlaf weinen — und Geld hatte ich außerdem auch keines mehr. Und Sie haben recht . Dabei fiel mir Cissies Vater und das Versteck ein, und es schien mir der ideale Ort zu sein. Ich
wußte, daß ihr Vater vor Monaten bei einem Unfall auf einem seiner Ölfelder
umgekommen war, und das letzte, was ich von Cissie gehört hatte, war, daß sie in den Osten zurückgekehrt sei. Ich war in Los
Angeles, als mir dieser Gedanke kam, und plötzlich konnte ich nicht erwarten,
hierherzukommen — kennen Sie solche Gefühle ?« Ihre
Augen verdunkelten sich flüchtig. »Nein«, setzte sie mit ausdrucksloser Stimme
hinzu, »wahrscheinlich nicht. Jedenfalls packte ich einen Übernachtungskoffer,
legte ihn in mein altes Cabrio und fuhr los. Ich kam gegen zehn Uhr morgens an —
- zu Fuß. Dem lausigen Wagen ging auf halbem Weg das Benzin aus, während ich
die Privatstraße entlangfuhr .«
    In Erinnerung versunken
schüttelte sie bedächtig den Kopf. »Ich war noch etwa fünfzig Meter vom Haus
entfernt, als sich die Haustür öffnete und ein Mann herauskam. Die Sonne schien
ihm in die Augen, und er konnte mich nicht sehen, aber ich konnte ihn sehen!
Einen Augenblick des Entsetzens lang dachte ich, ich hätte den Geist von Cissies Vater erblickt! Aber dann beruhigte ich mich ein
bißchen und überlegte, daß ein Gespenst wohl kaum Zigarren rauchen würde. Ich
wartete also, bis er um die Hausecke verschwunden war, und wanderte dann zu
meinem Wagen zurück. Ich mußte zwei Stunden an der Abzweigung der hinteren Straße warten, bevor ein Lastwagen kam, von dem
ich mir genügend Benzin erbetteln konnte, um in die Zivilisation zurückkehren
zu können .«
    »Und irgendwann danach kam eine
schöne rosige Morgendämmerung, und Ihnen wurde die volle Bedeutung dieses
zigarrenrauchenden Gespenstes plötzlich bewußt ?« sagte
ich.
    »Ich stellte einige
Nachforschungen an«, sagte sie und lächelte unbefangen. » Cissie und ihr Geister-Daddy waren drauf und dran, wieder leidlich reich zu werden,
wenn alles erledigt war. Ich fand, meine Großzügigkeit, sie dabei nicht zu
stören, sollte den beiden eigentlich etwas wert sein. Zugleich fiel mir ein,
daß Charvossier einen Engel brauchte, der seine
nächste Saison in New York finanzierte — und ein Engel, der mit seiner eigenen
Ballerina aufwartete, würde ihm, von seinem Gesichtspunkt aus gesehen, allemal
lieber sein als gar kein Engel.«
    Beaumont stöhnte tief, öffnete
die Augen und drehte dann langsam den Kopf, bis er zu mir emporsehen konnte.
    »Willkommen, Falkenauge«,
knurrte ich zu ihm hinab. »Die ganzen Locken sind aus Ihrem Haar verschwunden,
wissen Sie das ?«
    Seine Augen flackerten. Dann
setzte er sich langsam auf, stöhnte noch längere Zeit und betastete
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