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Akte X Novel

Akte X Novel

Titel: Akte X Novel
Autoren: Heilige Asche
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war.
    Steve rannte, und sein Verstand weigerte sich, die Tatsache zu akzeptieren, daß er es nicht rechtzeitig schaffen konnte. Der Zug war schon zu nahe, und Teddy rührte sich einfach nicht von der Stelle. Verzweifelt schrie er noch einmal, als wollte er seinen Sohn durch schiere Willenskraft dazu bringen, sich zu bewegen, nur einen Meter, nur ein paar Zentimeter von den Schienen herunter.
    „Teddy! Geh weg von den Schienen!" Charlie folgte ihm gemächlich und beobachtete weiter seinen Bruder. Er schien es nicht eilig zu haben, als ob er wüßte, daß er gerade rechtzeitig ankommen würde, um zu sehen, was immer es zu sehen geben würde.
    Der Fahrer des Zuges wandte sich lächelnd zu seinen Passagieren um. Er war als Fahrer für den Zug ausgesucht worden, weil er mit seiner Casey-Jones-Mütze wie ein Lokführer aus alten Zeiten aussah und so nett lächeln konnte. Doch sein Lächeln erstarb, als er nach vorn blickte und das Kind selbstvergessen auf den Geleisen stehen sah. Seine Hand schnellte sofort zur Notbremse, aber der Griff wackelte nur nutzlos hin und her. Er versuchte es noch einmal, aber es war nichts zu machen - der Junge hatte noch nicht einmal aufgeblickt. Der Lokführer streckte die Hand nach oben aus und zog immer wieder an der Schnur für die Pfeife, um das schrille Signal ertönen zu lassen, in dem die Rufe der Erwachsenen untergingen, die auf die Schienen zugerannt kamen. Das mußte der Kleine doch hören ...
Teddy summte das Lied von den „Zehn kleinen Zappelmännern" und zupfte an dem Ballon, glücklich darüber, daß er ihn eingefangen hatte. Er hörte weder das Pfeifen noch die gellenden Schreie.
    Er spürte es nicht einmal, als der Zug ihn erfaßte und unter schrillem Pfeifen sein kurzes Leben beendete.
    „Nein!" schrie Steve, als der verwischte rote Streifen des Zuges direkt an ihm vorbeisauste und Teddy mit sich riß. Der rosa Ballon verfing sich irgendwo, bis die scharfkantigen Räder die silberne Schnur durchtrennten und er sich löste.
    Dann war der Zug vorbei, und Maggie kam heran, beide Hände vor den Mund gepreßt, um den Schrei zu unterdrücken, der aus ihr hervorbrechen wollte. Hinter ihr verdeckten andere Eltern die Augen ihrer Kinder mit den Händen, um sie vor dem schrecklichen Anblick auf den Schienen zu bewahren.
    Nur Maggie rannte weiter, stürzte auf die Knie, hob ihr totes Kind hoch und wiegte es in den Armen, als könnte sie es mit ihrer Liebe irgendwie ins Leben zurückrufen. Aus Steves Gesicht war durch den Schock jeder Ausdruck gewichen; er starrte nur, unfähig, sich zu rühren oder etwas zu sagen, auf die schreckliche Szene.
    Hinter ihnen in der Menge sah auch Charlie zu, und auch jetzt zeigte sich keine Regung in seinem Gesicht, wie schon den ganzen Tag über. Sein Vater hatte keine Zeit mehr gehabt, ihm einen neuen Ballon zu kaufen, aber jetzt schwebte einer hinter ihm und zog seine zerfetzte Schnur hinter sich her. Ohne sichtbaren Halt stand er still in der Luft. Fast so, als ob ihn jemand dort festhielte und wartete ...

2
     
    Das Foto füllte die ganze Leinwand aus und zeigte eine Frau und zwei Kinder mit Zuckerstangen, die halb so lang waren wie sie selbst, in ihrer Mitte einen Mann in einem rosa Schweinchenkostüm.
    Special Agent Dana Scully betrachtete die Projektion und wartete auf die Erklärung ihres Partners, warum er sie hierher in dieses Labor an der Universität von Maryland gebracht hatte, nur um sich ein Foto anzusehen. Was nun auch folgen mochte, sie wußte, daß Special Agent Fox Mulder eine höchst seltsame Erklärung dafür liefern würde. Dies mochte aussehen wie das Bild einer normalen Familie, die einen Tag auf dem Jahrmarkt genoß, aber es mußte mehr dahinter stecken, wenn Mulder sich dafür interessierte.
    Und warum mußten sie sich das Foto hier unten im Labor dieses Typen ansehen?
    Wieder einer von Mulders Freunden, der sich auf irgendein obskures Fachgebiet spezialisiert hatte, wenn auch die Tonnen von elektronischen Geräten und Video- und Kameraausrüstungen durchaus beeindruckend aussahen. Ob sie vom Inhaber des Labors ebenso beeindruckt sein sollte, wußte sie nicht so recht. Für einen seriösen Wissenschaftler sah er ein wenig zu glatt aus mit seinem gelichteten Haar und seiner Hornbrille.
    Wie Scully erwartet hatte, war es nicht der offensichtliche Teil des Fotos, für den sich Mulder interessierte. Er beugte sich vor und deutete auf eine kleine Gestalt hinter der Familie im Vordergrund, auf der anderen Seite eines weißen
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