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Akte X Novel

Akte X Novel

Titel: Akte X Novel
Autoren: Heilige Asche
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in einer Ecke des Zimmers regte sich behende ein Schatten, ganz am Rande ihres Gesichtsfeldes. Sie drehte sich danach um, doch er war nicht mehr zu sehen. Dann huschte er auf der anderen Seite vorbei. Der Schatten eines Jungen ...
    „Charlie?!"
     
    Was immer es war, antwortete durch Maggies Lippen. Fremdartig und grauenhaft verzerrt drang die Jungenstimme irgendwo tief aus dem Körper der wehrlosen Frau.
     
    „Mami?"
    Wieder bewegte sich der Schatten, und Scully drehte sich zu den Fenstern um - die plötzlich mitsamt dem Buntglas-Hakenkreuz nach Innen barsten und einen Scherbenhagel auf Scullys schützend erhobene Arme niedergehen ließen.
    Gleich darauf bewegte sich etwas hinter ihr; Scully wirbelte herum und griff nach ihrer Pistole - doch eine unsichtbare Macht hob sie vom Boden auf und schleuderte sie quer durch den Raum.
     
    Sie kam unglücklich auf, und ihre Taschenlampe entglitt ihr. Keine Pistole konnte ihr jetzt helfen. Nichts konnte ihr mehr helfen, falls nicht Mulder die Hilfe beschaffen konnte, die er versprochen hatte ...

14
    Das Bett hatte sich jetzt mindestens dreißig Zentimeter hoch erhoben, und Charlie sah immer weniger menschlich aus. Sein Bauch war gespannt, aufgebläht wie ein Ballon - als ob etwas aus seinem Körper ausbrechen wollte.
    Wieder sprach er mit entstellter Stimme, doch die Calusari konnten ihn verstehen. Für Mulder waren die rumänischen Worte bedeutungslos, doch er hörte den Haß und die Drohungen darin, und ihre Wucht ließ ihm das Blut gefrieren.
    „Ich werde nachts zu euch kommen. Ihr könnt mir nicht entrinnen."
    Der Älteste ignorierte ihn und ließ den Dolch weiter herabsinken. Dann zog er die scharfe Klinge mit großer Anstrengung über die offene Handfläche des Jungen und fing sein Blut in einer kleinen, irdenen Schale auf.
    „Das tut weh!" rief Charlie plötzlich mit seiner vertrauten Jungenstimme.
     
    Erschrocken ließ Mulder die Beine des Jungen los, verunsichert, ob sie fortfahren sollten. Keiner der Calusari rührte sich, doch der Älteste fuhr Mulder an: „Nicht loslassen! Er täuscht Sie nur!"
    Gehorsam packte Mulder wieder fest zu. Er bewegte sich hier in unbekannten Gewässern, aber er war klug genug, das zu wissen. Ihm blieb keine Wahl, als sein Vertrauen in die Calusari zu setzen. Nicht nur sein eigenes Leben hing davon ab, sondern auch Scullys, wo immer sie war, und das Maggie Holveys ...
    Befriedigt wandte der Älteste sich wieder seiner Aufgabe zu und goß das aufgefangene Blut in die größere Schale. Dann griff er nach einer weißen Hahnenfeder, tauchte sie in das blutige, brodelnde Gemisch und malte das umgekehrte Hakenkreuz wie mit einem Pinsel auf die sich aufbäumende, aufgeblähte Brust des Jungen.
    Eine Sekunde lang war Scully vom Schmerz so benommen, daß sie nicht wußte, wo sie war. Sie schien irgendwo am Boden zu liegen ... dann hörte sie Maggie, die immer noch an der Decke hing und ihren Sprechgesang fortsetzte.
    Da fiel ihr wieder alles ein. Das Haus der Holveys. Der tote Zwilling ... der in diesem Augenblick aus der Dunkelheit auftauchte, ein Dämon in der Gestalt eines Jungen. Er hielt Goldas Dolch mit beiden Händen hoch über den Kopf erhoben und kam auf sie zu, um ihr den Todesstoß zu versetzen, und es gab nichts, nichts, das sie tun konnte, außer in einer letzten instinktiven, nutzlosen Geste ihren Arm zu heben ...
    Viele Stimmen brachen jetzt aus Charlie hervor, schreiende und drohende, heulende und stöhnende Stimmen. Schmerz und Zorn, Furcht und Haß vermengten sich zu einer grauenhaften Kakophonie ... es mußte zuviel sein für den kleinen Körper des Jungen. Zuviel Böses, Böses, das immer noch kämpfte.
    Dann zeichnete der Älteste der Calusari den letzten der vier Punkte zwischen die Speichen des Hakenkreuzes, und all die Stimmen vereinten sich zu einem letzten, wahnsinnigen Schrei; in der gleichen Sekunde stürzte das Bett zurück auf den Boden.
    Der Sprechgesang der Calusari verstummte. Charlies Bauch nahm wieder seine normale Form an, und der Junge verdrehte einen Moment lang die Augen, bevor er sie erschöpft schloß und in einen tiefen, natürlichen Schlaf fiel.
    Mulder ließ seine Füße los und wich zurück.
Es war vorbei.
    Das Messer sauste herab, und das verzerrte, bösartige Gesicht des Jungen war das letzte, was Scully, wie sie glaubte, in ihrem Leben sehen würde. Dann war er plötzlich weg, und der Dolch fiel klirrend zu Boden.
    Maggie glitt an der Wand herab und brach auf dem Boden zusammen.
Scully eilte
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