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Akte X Novel

Akte X Novel

Titel: Akte X Novel
Autoren: Heilige Asche
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das sichere Gefühl, daß ihnen eine lange Nacht bevorstand; eine jener Nächte, in denen man die Rückkehr der Sonne kaum erwarten kann, des Tageslichts, das die Ängste verbannt, die in der Dunkelheit aufsteigen ...
    Charlie schlief halb, als die Schwester hereinkam, um ihm eine Spritze zu geben. Er fuhr zusammen, als sie seinen Arm berührte.
     
    „Tut mir leid, Charlie", sagte sie beschwichtigend. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin Schwester Castor."
    Charlie starrte sie an, als sie ein Alkoholfläschchen öffnete und nach seinem Arm griff. „Charlie, ich gebe dir jetzt eine kleine Spritze, damit du besser schlafen kannst."
„Ich will aber keine Spritze", sagte Charlie entrüstet.
    „Aber das muß nun mal sein, wenn du deine Medizin ausspuckst", erklärte Schwester Castor und desinfizierte eine Stelle an seinem Arm. „Dann müssen wir sie dir eben auf andere Weise geben. Ich verspreche dir, daß es nicht weh tun wird."
    „Nein!" protestierte Charlie.
     
    Schwester Castor machte die Spritze fertig und hielt den Arm des Jungen fest. Er wand sich wie ein Aal und versuchte sich ihrem Griff zu entziehen.
    „Nein! Tu es nicht! Tu es nicht!" schrie Charlie - aber er meinte nicht die Schwester. Er sah an ihr vorbei in die Dunkelheit hinter der Tür, die sich jetzt aufhellte. Irgendein Licht erschien dort, und etwas nahm langsam Gestalt an: ein Junge, Charlies genaues Ebenbild - nur daß ihm das Böse ins Gesicht geschrieben stand. Der verstorbene Zwillingsbruder. Michael.
    Er trat einen Schritt vor, dann noch einen ...
     
    „Charlie, ich möchte, daß du dich jetzt benimmst", wies die Schwester ihren kleinen Patienten streng zurecht und ignorierte Charlies Anstrengungen, sich loszureißen. Sie konnte nicht sehen, was er sah. Michael nahm eine Metallstange von einem Ständer und hob sie hoch in die Luft und näherte sich der Schwester ...
    „Nein, Michael! Nicht!" schrie Charlie, und endlich drehte sich Schwester Castor um - genau in dem Augenblick, als die Metallstange auf ihren Kopf niedersauste. In ihrer Überraschung blieb ihr kaum Zeit, ihre Hände zu heben und nach Luft für einen Schrei zu schnappen, den sie nicht mehr ausstoßen konnte. Im nächsten Augenblick schlug ihr Körper auf dem Boden auf, und die Spritze rollte unter das Bett.

11
    Maggie lag zusammengerollt auf der Couch im Warteraum. Irgendwie hatte sie es geschafft einzuschlafen, obwohl über den Lautsprecher ständig Rufe nach Ärzten und Schwestern laut wurden, die bei den üblichen Notfällen und besonderen Vorkommnissen in einem nächtlichen Krankenhaus benötigt wurden.
    Als jemand an ihrem Arm zupfte, wachte sie benommen auf. Es war Charlie. Er war angezogen und schien völlig in Ordnung zu sein.
    „Ich will jetzt nach Hause", sagte er ohne Umschweife.
„Charlie?" entgegnete sie ein wenig verwirrt. „Du bist ja auf? Und wieso bist du angezogen?" „Sie haben gesagt, daß ich jetzt nach Hause darf."
„Wer hat das gesagt?" fragte Maggie.
„Die Ärzte", behauptete Charlie. „Sie haben gesagt, ich darf gehen."
    Immer noch benommen und ein wenig argwöhnisch, musterte Maggie sein Gesicht. Er schien wirklich in Ordnung zu sein. Aber seltsam war es schon ...
     
    „Na schön", sagte sie zögernd. „Dann laß uns deine Jacke holen. Und wir reden noch einmal mit den Ärzten."
     
    „Nein, Mami!" widersprach Charlie und zog an ihr. „Laß uns einfach nur nach Hause fahren." Maggie spürte eine kalte Furcht, als er sie berührte, doch sie zwang sich, sie zu ignorieren. Sie war seine Mutter. Charlie brauchte sie. Sie unterdrückte das tiefe, instinktive Gefühl, daß etwas ganz und gar nicht stimmte, und nahm seine Hand. „Na gut, Charlie. Dann fahren wir jetzt sofort los."
    Der große Treppenabsatz oberhalb der Eingangshalle war ein guter Platz, um alles im Auge zu behalten. Scully stand dort und dachte über ihre nächsten Schritte nach, während Mulder hinunterging, um sich noch einen Becher Kaffee aus dem Automaten zu holen. Die Münchhausen-Theorie lag in Scherben, aber es mußte eine andere rationale Erklärung geben.
    Müde ließ Scully ihren Blick durchs Fenster über den Parkplatz wandern. Dann sah sie etwas, das schlagartig ihr Interesse weckte. Als Mulder sie gebannt aus dem Fenster starren sah, vergaß er, an seinem Kaffee zu nippen, und kam die Treppe herauf.
    „Was gibt's denn da zu sehen?" fragte er.
    „Ist das nicht Mrs. Holvey?" fragte Scully. Unten, am Rande des im Dunkel liegenden Parkplatzes, ging eine
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