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Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Antikorper
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sollen.« Dorman drehte sich um und funkelte ihn zornig an.
    »Was ist das für ein Zeug?« Vernon schob seinen Revolver zurück ins Holster, betrachtete entsetzt seine Hand und versuchte, den Schleim an seiner Hose abzuwischen. Er wich zurück und betrachtete mit Schrecken die unaufhörlichen Bewegungen in Dormans Körper.
Plötzlich brannte seine Handfläche. Es fühlte sich wie eine Art Säure an, die sich immer tiefer in sein Fleisch fraß. »He!« Er stolperte zurück und rutschte fast auf dem Schutt aus.
    Vernon spürte, wie sich von seiner Hand ein Brennen
     
    ausbreitete, ein Prickeln wie von Miniaturblasen, die sein Handgelenk hinauf rasten, wie winzige Kugeln durch seine Nerven schössen, in seine Arme, seine Schultern, seine Brust.
     
    Dorman senkte seine Arme, drehte sich um und sah ihn an. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Sie mich nicht anfassen sollen«, murmelte er.
    Vernon spürte, wie sich all seine Muskeln verhärteten, wie Krämpfe seinen Körper erschütterten, tausend winzige Feuerwerkskörper in seinem Kopf explodierten. Er konnte außer grellen, psychedelischen Blitzen nichts mehr sehen; da war nur noch Flimmern vor seinen Augen. Seine Arme und Beine zuckten, seine Muskeln verkrampften sich.
    Er hörte, wie Knochen brachen. Seine Knochen.
     
    Er schrie, während er nach hinten kippte, als hätte sich sein ganzer Körper in ein Minenfeld verwandelt.
     
    Die Taschenlampe, die noch immer hell leuchtete, fiel auf den aschebedeckten Boden.
    Dorman betrachtete noch ein paar Augenblicke lang den zuckenden Körper des Nachtwächters und wandte sich dann wieder dem halb freigelegten Safe zu. Die Haut des Opfers wellte sich und warf Blasen, während das zerstörte Muskelgewebe von großen, rotschwarzen Flecken überzogen wurde. Die Taschenlampe des Wächters warf einen grellen weißen Lichtkreis auf den Boden, und Dorman konnte dicke Wucherungen, Pusteln, Tumore, Geschwülste erkennen.
    Das Übliche.
    Dorman riß den Rest der Wandverschalung und den bröckeligen Gips heraus und legte den Feuersafe frei. Er kannte die Kombination auswendig, und mit schnellem Griff drehte er die Wählscheibe und hörte, wie die Zylinder klickend einrasteten. Mit einer fleischigen, tauben Hand schlug er gegen die Tür, so daß die geschwärzte Farbe abblätterte, die in den Fugen festgebacken war. Dann schwang er die Tür auf.
    Aber der Safe war leer. Jemand hatte den Inhalt, die Aufzeichnungen, und die stabilen Prototypen.
    Er wandte sich dem toten Wächter zu, als hätte Vernon Ruckman etwas mit dem Diebstahl zu tun. Er stöhnte auf, als ihn ein weiterer Krampf schüttelte. Seine letzte Hoffnung war das gewesen, was im Safe gelegen hatte.
    Wütend richtete sich Dorman auf. Was sollte er jetzt tun? Er sah seine Hand an, und die Haut seiner Handfläche kräuselte sich und wogte wie unter einem zellularen Sturm. Er zitterte, als leichte Krämpfe seine Muskeln heimsuchten, aber er atmete tief durch und bekam seinen Körper wieder unter Kontrolle.
    Mit jedem Tag verschlimmerte sich sein Zustand, doch er war entschlossen, alles zu tun, was nötig war, um am Leben zu bleiben. Dorman hatte immer getan, was nötig war.
    Halb wahnsinnig vor Verzweiflung irrte er ziellos durch die Ruine der DyMar-Laboratorien. Die Computeranlage war nur noch Schrott wert, die Laboreinrichtung zerstört. Er fand einen geschmolzenen und zerbrochenen Schreibtisch, der seinem Standort nach einst David Kennessy gehört haben mußte, dem Forschungschef.
    »Zur Hölle mit Ihnen, David«, murmelte Dorman.
    Mit aller Kraft riß er eine der oberen Schubladen heraus und entdeckte ein altes gerahmtes Foto - an den Ecken verkohlt, das Glas gesplittert. Er starrte das Foto an und löste es vorsichtig aus dem zerbrochenen Rahmen.
    Der dunkelhaarige David, elegant wie immer, lächelte neben einer sportlich-hübschen Frau mit rotblonden Haaren und einem flachsblonden Jungen. Davor saß - wie konnte es anders sein? - der schwarze Labrador der Kennessys und ließ die Zunge aus dem Maul hängen. Das Familienfoto war vor dem elften Geburtstag des Jungen aufgenommen worden — bevor er an Leukämie erkrankt war. Patrice und Jody Kennessy.
    Dorman nahm das Foto und stand auf. Er hatte eine Ahnung, wo sie hingegangen sein könnten und war jetzt sicher, daß er sie finden würde. Er mußte sie einfach finden. Jetzt, da die Aufzeichnungen verloren war, lag die Antwort im Blut des Hundes. Er mußte sich auf seine Ahnung verlassen, was den Fluchtort von Patrice Kennessy
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