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Akte X

Akte X

Titel: Akte X
Autoren: Antikorper
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hierhergebracht worden war, hatten ihn die anderen Bewohner des schwer bewachten Survivalisten-Lagers unter ihre Fittiche genommen. Jody Kennessy war für sie jetzt eine Ikone, eine Art Maskottchen der Gruppe - dieser zwölfjährige Junge hatte sich mit dem finsteren und repressiven System angelegt und überlebt.
    Jodys Geschichte hatte die Mitglieder der Gemeinschaft nur in ihrer Entschlossenheit bestärkt, weiter isoliert zu leben und jeden Kontakt mit der sich überall einmischenden, destruktiven Regierung zu vermeiden, die sie so sehr haßten.
    Jody, sein Onkel Darin und die anderen Survivalisten verbrachten ihre Tage gemeinsam. Sie arbeiteten hart und bildeten eine verschworene Gemeinschaft. Jeder Bewohner des Lagers unterrichtete Jody in seinem jeweiligen Spezialgebiet.
    Die Wunden in seinem Herzen und seiner Seele schmerzten noch immer. Jody verbrachte die meiste Zeit damit, die Umgebung des schwer bewachten Lagers zu erkunden, wenn er nicht gerade in den Gärten oder auf den Feldern arbeitete, um mitzuhelfen, die Unabhängigkeit der Kolonie zu sichern. Die Survivalisten ergänzten mit der Jagd und der Landwirtschaft ihre riesigen Vorräte an Konserven und Dörrfleisch.
    Es war, als wäre diese ganze Gemeinschaft aus einer anderen Zeit entführt und hier abgesetzt worden, einer Zeit der Autarkie. Jody war das egal. Er war jetzt allein. Er fühlte sich nicht einmal zu seinem Onkel Darin gehörig... aber er würde überleben. Er hatte schließlich auch den tödlichen Krebs besiegt, oder nicht?
    Die anderen Mitglieder der Gruppe waren klug genug, Jody in Ruhe zu lassen, wenn ihn die Niedergeschlagenheit überfiel, ihm den Raum und die Zeit zu geben, die er brauchte. Jody wanderte am Stacheldrahtzaun entlang, beobachtete die Bäume und tat so, als würde er Wache halten ... aber hauptsächlich ging es ihm darum, allein zu sein und frei herumlaufen zu können.
    Der Wald war in Nebel gehüllt, der aus den Niederungen
    hervorkroch und sich im Lauf des Tages wieder auflösen würde. Am Himmel, durch die Baumwipfel kaum zu erkennen, hingen graue, schwere Wolken. Er achtete sorgfältig darauf, wohin er seinen Fuß setzte, obwohl Jacob ihm versichert hatte, daß es in Wirklichkeit gar kein Minenfeld gab, keine Sprengfallen oder geheime Verteidigungsanlagen, Die Survivalisten verbreiteten diese Gerüchte absichtlich, um ihr Camp mit einer Aura der Furcht zu umgeben und neugierige Besucher abzuschrecken. Ihr Hauptziel war es, ungestört von der Außenwelt zu leben, und sie würden alles Notwendige tun, um dieses Ziel zu erreichen.
    Jody hörte in der Ferne einen Hund bellen, laut und scharf. Die kühle, feuchte Luft schien die Schallwellen zu verstärken.
    Die Survivalisten hatten viele Hunde in ihrem Lager, Schäferhunde, Bluthunde, Rottweiler, Dobermänner - sogar einen großen Pudel, der Allison gehörte. Aber dieser Hund klang vertraut. Jody blickte auf.
    Der Hund bellte wieder, und jetzt war er sich sicher. »Komm her, Junge«, rief er.
     
    Er hörte es im Unterholz krachen und Zweige brechen, und dann sprang ein großer schwarzer Hund aus dem nebelverhangenen Gebüsch. Der Hund bellte glücklich, als er ihn sah.
     
    »Vader!« rief Jody. Ihm ging das Herz auf, aber dann senkte er besorgt die Stimme.
    Der Hund schien unversehrt zu sein, völlig gesund. Aber er hatte gesehen, wie Vader in den Flammen verschwunden war. Er hatte gesehen, wie die DyMar-Ruine in sich zusammengestürzt und bis auf die Grundmauern niedergebrannt war.
    Aber Jody wußte auch, daß sein Hund etwas Besonderes war, genau wie er es gewesen war, bevor all die Nano-maschinchen in seinem Körper gestorben waren. Vaders
     
    Nanomaschinen war nicht mit einem derartigen Sicherheitssystem ausgestattet.
    Der Hund sprang Jody an und warf ihn dabei fast von den Beinen, leckte ihm das Gesicht ab und wedelte so wild mit dem Schwanz, daß sein ganzer Körper hin und her schaukelte. Vader trug keine Hundemarke, kein Halsband, nichts, was ihn identifizieren konnte. Aber Jody wußte, daß es sein Hund war.
    Er vermutete, daß sein Onkel die Wahrheit erraten würde, aber den anderen würde er einfach erzählen, daß er einen neuen Hund gefunden hatte, einen anderen schwarzen Labrador wie Vader, dem er denselben Namen gegeben hatte. Die anderen Survivalisten und niemand in der Außenwelt würden je die Wahrheit erfahren.
    Er drückte den Hund an sich, fuhr ihm durch das Fell und kraulte ihm den Nacken. Er hätte nicht zweifeln dürfen. Er hätte weiter Ausschau
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