Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akte Atlantis

Akte Atlantis

Titel: Akte Atlantis
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Eis der Antarktis eingeschlossen wurde. Er war ein kerniger, pfiffiger Neuengländer, eins zweiundachtzig groß und breit gebaut, der zwei Zentner auf die Waage brachte. Seine Augen waren stechend blau, die Haare schwarz, außerdem trug er einen Vollbart. Er war streng, aber gerecht, hatte keinerlei Mühe mit den Offizieren oder der Besatzung, und wenn es einmal Misshelligkeiten gab, konnte er sie auf seine ehrliche Art umgehend beilegen. Mender war ein erstklassiger Walfänger und Navigator, aber auch ein ausgefuchster Geschäftsmann, der nicht nur Kapitän, sondern auch Eigner seines Schiffes war.
    »Wenn du nicht darauf bestanden hättest, dass ich die Eskimosachen anziehe, die du mir geschenkt hast, wäre ich schon längst erfroren.«
    Er ließ sie los und wandte sich an die sechs Besatzungsmitglieder, die sie umringten, und sich darüber freuten, dass die Frau des Kapitäns noch am Leben war. »Wir sollten Mrs. Mender schleunigst zurück zum Schiff bringen und ihr eine heiße Suppe einflößen.«
    »Nein, noch nicht«, sagte sie, fasste ihn am Arm und deutete über das Eis. »Ich habe ein anderes Schiff entdeckt.«
    Alle Mann drehten sich um und blickten in die Richtung, in die ihr ausgestreckter Arm wies.
    »Ein Engländer. Ich kenne den Schiffstyp von einem Gemälde her, das im Salon meines Großvaters in Boston hing. Es sieht aus wie ein Wrack.«
    Mender starrte auf das Schiff, das unter seinem Eispanzer weiß wie eine Geistererscheinung wirkte. »Ich glaube, du hast Recht. Es sieht aus wie ein alter Handelsfahrer aus den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts.«
    »Ich schlage vor, dass wir uns die Sache näher ansehen, Käpt’n«, sagte Nathan Bigelow, der erste Maat der
Paloverde
.
    »Womöglich hat sie noch Proviant an Bord, mit dem wir bis zum Frühjahr überleben können.«
    »Der wäre dann gut und gern achtzig Jahre alt«, erwiderte Mender bedächtig.
    »Aber durch die Kälte konserviert«, erinnerte ihn Roxanna.
    Er schaute sie zärtlich an. »Du hast Schweres durchgemacht, liebe Frau. Ich lasse dich von einem der Männer zurück zur
Paloverde
bringen.«
    »Nein, mein Lieber«, versetzte Roxanna entschieden. Ihre Müdigkeit war verflogen. »Ich bin fest entschlossen zu betrachten, was es da zu sehen gibt.« Ehe der Kapitän einen Einwand erheben konnte, zog sie los und marschierte über das abschüssige Packeis hinab zu dem verlassenen Schiff.
    Mender schaute seine Männer an und zuckte die Achseln.
    »Gott bewahre mich vor einem Wortgefecht mit einem neugierigen Weib.«
    »Ein Geisterschiff«, murmelte Bigelow. »Ein Jammer, dass es im Eis festsitzt, sonst könnten wir’s heimbringen und Bergungsrecht geltend machen.«
    »Viel zu alt«, sagte Mender. »Das ist nicht mehr viel wert.«
    »Was steht ihr denn in der Kälte herum und schwatzt dummes Zeug?«, rief Roxanna, die sich umgewandt hatte und den Männern ungeduldig zuwinkte. »Sputen wir uns, bevor der nächste Sturm aufkommt.«
    So schnell wie möglich marschierten sie über das Eis, bis sie zu dem einsamen Schiff kamen, an dessen Rumpf sich die Schollen aufgetürmt hatten, sodass sie mühelos zum Schanzkleid emporklettern und über die Bordwand steigen konnten. Schließlich standen sie auf dem Achterdeck, das von einer dünnen Eisschicht überzogen war.
    Mender starrte auf den trostlosen Anblick und schüttelte verwirrt den Kopf. »Erstaunlich, dass der Rumpf nicht vom Eis zermalmt wurde.«
    »Hätte nie gedacht, dass ich mal auf dem Achterdeck eines englischen Ostindienfahrers stehe«, stieß einer der Männer aus und blickte sich bang um. »Einem Schiff, das gebaut worden ist, als mein Großvater noch gar nicht auf der Welt war.«
    »Ein stattliches Schiff«, sagte Mender. »Etwa neunhundert Bruttoregistertonnen, würde ich schätzen. Fünfundvierzig Meter lang, zwölf Meter breit.«
    Der Ostindienfahrer, auf einer Werft an der Themse auf Kiel gelegt und ausgerüstet, war das Arbeitspferd der britischen Handelsmarine, ein Schiff, das zweierlei Zwecke zu erfüllen hatte. In erster Linie war er ein Frachter, aber da es seinerzeit noch zahlreiche Piraten und Freibeuter gab, die im Auftrag von Englands Feinden die Meere unsicher machten, war er zudem mit achtundzwanzig Achtzehnpfünderkanonen bestückt. Zudem verfügte er über Passagierkabinen, da er neben Waren und Handelsgütern auch Personen beförderte. An Deck herrschte Ordnung, alles war da, wo es hingehörte, wenn auch in Eis gehüllt, so als wartete das Schiff auf eine längst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher