Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha

Titel: Akasha 01 - Die Renegatin von Akasha
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
Vom Netzwerk:
von vornherein Bestandteile der Planung gewesen. Wie es auch sein mochte, er zahlte nun den Preis, er büßte für jene, die ihn mißbraucht, für alle, die Djamenah gequält hatten, denn
    – sie übte Vergeltung, daß die Fetzen flogen
    – und es Blut regnete
    – sie zahlte ihm alles, alles heim
    – Glut und Explosionen sprengten sein armes, unschuldiges Fleisch vollends.
    – und dann war er tot
    – und die Säure verkochte am Fußboden den Rest.
    Liebe und Harmonie.
    Und es war zu spät. Nur Heiserkeit und Rauhwerden der Kehle bewirkten, daß Djamenahs Schreie schließlich verröchelten. Als sie die Waffe von Zarda LeVay entgegennahm, war sie der Versuchung der Rache erlegen, hatte sie kapituliert, mit der Konsequenz, auch der Versuchung der Verzweiflung unterliegen zu müssen. SIE HATTE ES GEWUSST, OHNE ES SICH EINZUGESTEHEN.
    Weißliche Dunstschwaden und pechige, schwarze Rauchwolken, durchsetzt mit Funkenflug und Rußflocken, wallten durchs Labor. Djamenah konnte Loyer fran Brigge nirgends sehen. Sie ließ die Waffe fallen wie einen Gegenstand des Ekels, aber der Haushalt ihrer Gefühle hatte sich erschöpft; sie konnte nicht einmal Abscheu empfinden. Durch den Qualm wankte sie zum Ausgang.
    Liebe und Harmonie.

12. Kapitel
     
    Tao des Falters
     
     
    Irgendwann merkte Djamenah, wohl Tage nach der Flucht aus dem Demos der Demarkatoren, daß sie, vielleicht getrieben vom unbewußten Wunsch nach der Gnade eines Endes ihres zur Schande degradierten Daseins, möglicherweise zufällig (aber sie pflegte den Zufall nicht anzuerkennen), den Tasmin tamasawritah aufgesucht hatte: den Wald der Selbstmörder.
    Sie entsann sich lediglich in verworrenen Bruchstücken an ihr Entkommen aus dem Habitat der Genetiker: Alarmsirenen, ein Servomobil, die KKM mit all ihrem Überfluß an Licht. Es konnte sein, daß sie zwischendurch in anderen Enklaven gewesen war; wenn ja, konnte sie sich nicht daran erinnern. Nun jedenfalls wanderte sie auf den überwucherten Straßen eines Habitats, in das Individuen nur kamen, um es nicht wieder zu verlassen.
    Die Geschichte des Tasmin tamasawritah wurzelte in Überlieferungen aus den Anfängen der Ära der Konstruktion. Aus heute unbekannten Motiven sollten die usprünglichen Bewohner der Enklave den kollektiven Freitod gewählt haben. Über die Stätten ihres Lebens und Sterbens, ihre Heime und Häuser wuchs die Flora, Jahrhunderte deckten ihre Bauten mit dem Fleiß unentwegten Gedeihens und Blühens zu, und niemand ohne besseres Wissen hätte heutzutage unter der dicht mit Bäumen bestandenen, von üppigen Dickichten begrünten, an Gespinsten und Matten aus Kletterpflanzen, Ranken und Efeu reichen Hügellandschaft den Schutt und die Trümmer ganzer Städte vermutet.
    Doch die Totengemeinde war nicht allein geblieben. Mit der Zeit entwickelte sie alle Anziehungskraft eines großen Vorbildes. Zuerst vereinzelt, dann häufiger machten Nachfolge das Habitat zur Endstation ihres Lebenswegs, Aliens und Hermahumanoide ebenso wie Menschen, Religionseiferer und Psychopathen, die in dieser oder jener Form des Opfertodes ihre Möglichkeit zur Apotheose erblickten. Bankrotteure, Unheilbare, Liebespaare, Fatalisten, Unglückliche, Vollzieher von Arten des Rituellen Scheidens und Anhänger diverser Formen spiritueller Transmutation.
    So veränderte sich das Habitat zu einem Ort wilder Vegetation, die – begünstigt durch das Ausbleiben jeglicher Wiederbesiedelung und Rekultivierung – während des Verstreichens vieler Jahrhunderte ungehindert alle Zeugnisse der einstigen Zivilisation beharrlich und unaufhaltsam austilgte; es verwandelte sich in den Tasmin tamasawritah , eine Heimat hoher Haine aus Erlen, Birken, Weißdorn, Weiden und anderen Bäumen, wildwüchsigen Weins, der Wacholder-, Brombeer- und Rosensträucher, wahrer Dschungel von Brennessel und Schafgarbe, Farn und Holunder, des Riesenrhabarbers (einer Mutation, die zu Ausmaßen reifte wie Bambusgehölze), des Klees, der Klimmen und Blumen sowie ungezählter anderer Pflanzen. Auch einer Vielfalt nicht terragener Gewächse, Exoten, von denen Djamenah bloß ein paar kannte: den Wisperwurz, ein Kraut, dessen dicke, schwammige, mit Blähzellen versehene Stengel beständig vor sich hinseufzten; die Kromlech-Stauden, die fast ganz aus mehrere Meter durchmessenden, verholzten Strünken bestanden, aneinandergelehnt wie urzeitliche Monolithen, die nur einige wenige Blätter und Früchte trugen; den permanent mit den Perlen seiner Saftabsonderung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher