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Aibon-Teufel

Aibon-Teufel

Titel: Aibon-Teufel
Autoren: Jason Dark
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gehört. Diesmal hatte sie nicht eingreifen können. Sie hockte auf dem Dach wie auf den berühmten heißen Kohlen. Sie konnte das Zittern, das sie erfasste, nicht unterdrücken. Einen Mord mit anzusehen war grauenhaft.
    Flock blieb zurück, während seine beiden Kumpane den Toten in den Graben legten. Carlotta hatte nur Augen für den Mörder. Im Knast hatte er schon gesessen, doch das hatte offenbar bei ihm nicht viel genutzt. Hier hatte er sich wieder mal ausgetobt.
    Und er war ein verdammt misstrauischer Typ. Auch während er stand, war er in Bewegung. Er drehte sich, wandte immer wieder den Kopf und suchte nach irgendwelchen Feinden.
    Ich muss sie warnen!, dachte Carlotta. Ich muss John und Maxine sagen, wer da unterwegs ist. Das ist grauenhaft. Sie wollen alle umbringen.
    Aber noch musste sie warten. Sie konnte auch nicht in die Höhe steigen. Dieser Flock würde jedes verdächtige Geräusch hören.
    Die anderen beiden Männer hatten ihre »Arbeit« erledigt. Bestimmt hatten sie ein schlechtes Gewissen, aber gegen den Kleinen mit dem Messer wagte niemand einen Aufstand.
    Flock hatte sein Messer wieder weggesteckt. Er rieb die Hände und sagte dabei: »So, und jetzt holen wir uns die anderen.«
    »Das kann nicht gut gehen. Das ist...«
    »Schnauze. Lass mich nur machen. Ihr werdet sehen, schon bald sind wir die Helden von Kinnaird.«
    Den letzten Satz hörte Carlotta noch. Dann nichts mehr. Sie blieb zunächst noch auf dem Dach sitzen, weil sie das alles erst verdauen musste.
    Es würde noch dauern, bis die Kerle das Haus der Edna Randall erreicht hatten, und diese Zeit musste sie nutzen. Aber zuerst wollte sie sich um Holbrook kümmern, weil sie genau wissen wollte, ob der Mann nun tot war oder nicht.
    Die drei Männer waren in der Dunkelheit verschwenden, und so hatte sie freie Bahn. Sie flog an die Stelle, wo Holbrook im Graben lag, und hörte das Stöhnen.
    Mein Gott! Er lebte noch!
    In diesem Augenblick waren John und Maxine vergessen. Jetzt galt es für sie, den Mann zu retten. Sie konnte ihn nicht in der Kälte liegen lassen, und so fasste sie ihn unter und flog mit ihrer Last so schnell wie möglich zu seinem Haus.
    Holbrook befand sich in einem Zustand, in dem er nur das Wenigste mitbekam. Sollte er durchkommen, würde er sich bestimmt nicht daran erinnern, was mit ihm geschehen war, darauf setzte sie. So blieb ihr Inkognito gewahrt.
    In diesem Ort verschloss niemand seine Tür. Auch Holbrook’s Haus stand offen. Sie machte Licht und sah erst jetzt das viele Blut an seinem Hals. Auch ihre Hände waren davon benetzt worden. In der kleinen Küche fand sie genügend Tücher. Damit lief sie zurück in den Wohnraum und legte Holbrook einen Verband an.
    Sie wusste nicht, ob sie den Mann retten konnte. Carlotta hoffte es nur. Das Leben war für sie heilig. Nichts stand darüber, und man durfte es nicht einfach so auslöschen.
    Nachdem sie die Arbeit erledigt hatte, verließ sie das Haus. John und Maxine mussten so schnell wie möglich gewarnt werden, und das ging am schnellsten über das Telefon.
    Auf dem Erdboden fühlte sie sich nicht wohl. Deshalb flog sie zum Dach hoch. Maxine hatte ihr vor kurzem das Handy geschenkt, und Carlotta hatte die wichtigsten Nummern einprogrammiert.
    So auch die von John Sinclair.
    Bevor sie die Zahlenreihe abrief, schaute sie noch mal über die Gegend hinweg. Die drei Männer sah sie nicht mehr. Sie mussten längst zwischen den Häusern verschwunden sein.
    Aber etwas anderes erkannte sie. Es war ein Lebewesen, und es sah aus wie ein Klumpen, der sich bewegen konnte. Nur hatte dieser Klumpen Arme und auch Beine. Er war sogar schnell, kam aus Richtung des Waldes und steuerte den Ort an.
    Es gab keinen Zweifel für Carlotta. Sie hatte den verdammten Aibon-Teufel gesehen...
    ***
    Ich schaute durch das Fenster neben der Tür und überlegte, ob ich das Haus verlassen oder bleiben sollte. Es war nicht meine Art, dass ich mich zurückzog, und langes Warten hasste ich sowieso.
    Es kam anders, und das lag an meinem Handy, das seine Melodie abspielte.
    Im ersten Augenblick wunderte ich mich. Jetzt ein Anruf? Um diese Zeit? Abstellen – oder?
    Glücklicherweise siegte meine Neugierde.
    »Ja?«
    »John, endlich!«
    Das war Carlotta’s Stimme. Und sie hatte sich nicht angehört, als wäre sie in Festtagslaune.
    »Wo steckst du?«
    »Nicht weit weg. Hier im Ort. Aber ich muss dir etwas sagen, und du musst genau zuhören.«
    »Langsam, langsam.« Die Hektik in ihrer Stimme begann mich
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