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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom
Autoren: Rolf D. Sabel
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Statthalter!«
    ***
    Überrascht blickte der alte Schreiber auf, als die Männer in seine Schreibstube stürmten. Wie immer hatte er seinen Dienst im Prätorium schon zur ersten Stunde angetreten und war in die Abschrift eines Befehls des Statthalters vertieft, als die Männer hereinstürmten. Als er sie erkannte, verzog sich sein faltiges Gesicht zu einem bösartigen Grinsen.
    »Welch hoher Besuch! Der edle Tribun selbst gibt mir die Ehre. Und ein paar seiner Leute hat er mitgebracht, wohl zum Schutz? Fürchtet er gar einen alten buckligen Schreiber?« Er rieb sich die Hände und wartete keine Antwort ab. »Nun, was verschafft mir die Ehre?« Er erhob sich und faltete die Hände vor seinem dünnen Bauch.
    Valerius trat einen Schritt auf ihn zu und rief mit fester Stimme: »Im Namen des Kaisers, du bist festgenommen!«
    Pausanias wirkte durchaus nicht erschrocken. Vielmehr setzte er ein freches Grinsen auf.
    »So, im Namen des Kaisers! Ob der das wirklich weiß, was ein kleiner Tribun hier in der Provinz so treibt? Und wie lautet die Anklage, werter Herr?«
    »Du wirst angeklagt, an einem Anschlag auf mich beteiligt zu sein. Entführung und Mordversuch an einem kaiserlichen Tribun, das wird dich den dürren Hals kosten!«
    Wieder zog ein geringschätziges Grinsen über das Gesicht des Alten. »Und die Beweise? Gibt es auch Beweise für diese unerhörten Anschuldigungen?«
    »Wir haben einen Schuster namens Solidax in Haft, der dich beschuldigt.«
    »Den Solidax habt ihr, so. Da habt ihr aber einen feinen Zeugen. Aber der wird euch nichts nutzen, ihr wohlgeborenen Herren.«
    »Du leugnest?«
    »Durchaus nicht!«
    Valerius gab sich keine Mühe, sein Erstaunen zu verbergen. »Nicht? Du leugnest nicht? So gestehst du also die Tat?«
    » Diese, und auch andere, wenn es beliebt.«
    »Andere? Welche ... anderen meinst du?«
    Mit aufreizendem Gleichmut sagte Pausanias: »Ich war es, der deine liebreizende Dirana in den Hades befördern ließ!«
    Atemloses Schweigen beherrschte den ganzen Raum, nur gedämpfte Geräusche einer erwachenden Stadt drangen aus der Ferne hinein. Einen Augenblick glaubte Valerius, die Sinne müssten ihm schwinden. Er taumelte, und es war gut, dass der feste Griff seines Freundes Gaius ihn hielt. Dann stürzte er sich auf den Schreiber, packte ihn am Hals und schüttelte ihn wie einen morschen Baum.
    »Was«, keuchte er, »was bei Pluto hast du mit dem Tode meines Weibes zu schaffen? Sprich, oder ich breche dir dein morsches Genick sofort!«
    Pausanias versuchte vergebens, sich dem eisenharten Griff zu entwinden. Sein Gesicht lief rot an, und die Zunge wurde zwischen den dünnen Lippen sichtbar. Valerius lockerte den Griff und stieß den Mann von sich weg, der erschöpft auf den Stuhl sank. Hasserfüllt starrte Pausanias ihn an, während er langsam wieder Luft holte.
    Mühsam nach Atem ringend keuchte er: »Durch mein Gift starb sie, Tribun, wobei mir eine kleine Sklavin etwas ... etwas geholfen hat!« Er hatte sich wieder erholt, und das höhnische Grinsen kehrte in sein Gesicht zurück.
    »Freilich, der Messerstich während der Isis-Prozession hatte schon dir gegolten. Aber nach deinem hochmütigen Auftritt hier beschloss ich, dir eine Lectio zu erteilen und dein feines Weib in den Hades zu befördern.«
    »Aber der gedungene Täter hat sie zunächst verwechselt und statt ihrer die Köchin des Peliodoros erwischt, nicht wahr?«, wandte Gaius sachlich ein.
    »Ein kleiner Unfall«, lächelte der Schreiber, »aber wir haben ihn ja noch, den allmächtigen Göttern sei Dank, korrigiert.« In diesem Augenblick war es mit der mühevollen Selbstbeherrschung des Tribuns vorbei. Er holte aus und seine geballte Faust landete mitten im Gesicht des verdutzten Schreibers. Der taumelte mit einem heiseren Aufschrei zurück und prallte mit seinem gekrümmten Rücken gegen ein Schriftrollenschränkchen. Doch sogleich erhob er sich wieder, wischte das Blut aus seinem Mundwinkel und verzog die Miene zu einem höhnischen Grinsen.
    »Welch tapfere Tat. Bei den Göttern, eines kaiserlichen Tribuns aus der edlen Sippe der Valerier wahrhaft würdig. Aber höre, denndu weißt noch nicht alles. Ich war es auch, der dein feines Söhnchen entführen ließ, leider hat es nicht so geklappt, wie ich es wollte.«
    »Diese beiden stummen Strauchdiebe hast du gedungen?«
    »Freilich, Tribun! Zu dumm, um alleine eine Tunica anzuziehen, aber schweigsam, nicht wahr? Das ist wichtig, wenn man sie fassen sollte!« Er kicherte albern und
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