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Agrippina - Kaiserin von Rom

Agrippina - Kaiserin von Rom

Titel: Agrippina - Kaiserin von Rom
Autoren: Rolf D. Sabel
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schüttelte die Tropfen von seiner Uniform und blickte unwillig zum Himmel.
    »Auch das noch! Die Götter meinen es nicht gut mit uns. Egal, Männer. Wir gehen jetzt in den Nordteil. Das Revier der Bruderschaft der Schuster und Gerber. Sein Revier. Hier wird er sich am ehesten verstecken.«
    So schnell wie der Regen gekommen war, hatte er sich verzogen, und die nassen Straßen der Stadt dampften im Licht der zurückgekehrten Sonne.
    Sie hatten jetzt den Decumanus Maximus in nördlicher Richtung überschritten und kamen durch eine kleine Gasse, in der mehrere Schuster ihr Gewerbe ausübten. Eilig schafften die Männer die Sandalen und Schuhe wieder heraus und füllten die regendurchnässten Gestelle mit ihrer Ware.
    Eine sich überschlagende Stimme, die man in dieser Lautstärke dem kleinen, blassen Schreier gar nicht zugetraut hätte, pries seine Ware an: »Leute, kauft bei Solidax. Feinste Ware! Ausgehschuhe aus feinstem Oberleder, geschmückte Damenschuhe, weiß und farbig, Stiefelsandalen in allen Preisklassen. Geht nicht an eurem Glück vorbei, gutes Schuhwerk lässt euch die Mühen des Weges besser ertragen.«
    »Kennst du den Castix, Meister Solidax?«
    Solidax hatte dem Tribun gerade einen Militärstiefel vor die Nase gehalten in der trügerischen Hoffnung auf ein gutes Geschäft.
    »Den Castix?«, murmelte der Schuhmacher. Misstrauisch blickte er sich nach allen Seiten um. »Freilich kenne ich den, wer kennt diesen üblen Burschen nicht?«, gab er dann mit gesenkter Stimme zurück.
    »Dann wirst du mir sicher sagen können, wo ich ihn finden kann. Wir ... äh, wir haben etwas mit ihm zu besprechen.«
    Solidax warf einen abschätzigen Blick auf die Soldaten, die inzwischen einen Kreis um die beiden Männer gebildet hatten. Kaum hörbar flüsterte er: »Hier, in dieser Öffentlichkeit über ihn zu sprechen, wäre mein sicherer Tod, Tribun. Komm heute Abend, nach der zehnten Stunde, wenn alle Geschäfte geschlossen sind. Dann können wir reden!«
    ***
    Die weitere Suche hatte nichts gebracht. Alle Suchtrupps fanden sich bei der Wache ein, doch keiner konnte einen Erfolg vermelden. Der kahlköpfige Castix war wie vom Erdboden verschwunden.
    So fand sich Valerius bei Anbruch der Dämmerung in der Gasse der Gerber und Schuster ein. Jetzt um diese Zeit war die kleine Gasse wie ausgestorben, und da auch keine Fackel sie erhellte, lag sie im zwielichtigen Dunkel rascher Dämmerung. Vorsichtig tastete sich Valerius weiter, das Haus des Solidax war schnell gefunden, es war das vierte Haus hinter der Ecke. Die schmale, zerbrechlich wirkende Holztür war nur angelehnt. Auf sein leises Klopfen erhielt der Tribun keine Antwort.
    »Solidax? Meister Solidax?«
    Keine Antwort! Valerius öffnete die Tür einen Spalt breit und schlüpfte hinein. Nun umhüllte ihn völlige Dunkelheit. Nur das zaghafte Licht der Dämmerung fiel noch durch den Türspalt und wies ihm den Weg durch einen niedrigen Flur. Es roch nach Leder und scharfen Gerbstoffen, gemischt mit dem Geruch nach billigem Kohl und noch billigerem Wein. Valerius zog sein Kurzschwert aus der Scheide. Man konnte nie wissen ... Behutsam tastete er sich an der rau verputzten Wand entlang.
    »Solidax? Wo zum Hades steckst du? Wir waren verabredet, erinnerst du dich nicht?«
    Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr, einen plötzlichen, kühlen Luftzug. Er riss sein Schwert hoch, machte eine Ausfallbewegung nach vorne. Im gleichen Augenblick krachte irgendetwas Schweres auf seinen Kopf. Leuchtende Sterne in allenFarbstufen tanzten für einen Augenblick vor seinen Augen, während ein stechender Schmerz seinen Kopf durchzuckte. Dann umgab ihn völlige Dunkelheit ...
    ***
    Dunkelheit! Stechende Schmerzen! Ein übler Geschmack im Mund! Leise Stimmen! Langsam kehrte das Bewusstsein zurück, aber die Dunkelheit blieb. Man hatte ihm Augen und Mund locker verbunden und die Hände straff gefesselt.
    »Er kommt zu sich«, murmelte eine unbekannte Stimme.
    »Gut, packt ihn und bringt ihn herauf!«
    Diese Stimme kannte Valerius, aber er konnte sie im Augenblick nicht einordnen. Ein stechender Schmerz durchfuhr seine Schläfen, als ihn kräftige Arme hochrissen und auf die wackligen Beine stellten. Fast wäre er sogleich wieder gestürzt, aber kräftige Arme verhinderten es. Stolpernd ließ er sich von seinen unbekannten Bewachern durch den Raum ziehen. Eine Treppe stellte sich ihm in den Weg. Behutsam nahm er jede Stufe.
    Jetzt hatten sie das Haus verlassen. Valerius hatte jedes
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