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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen
Autoren: Lotte Kinskofer
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auseinander. Nicht, dass er irgendwann mal wieder vor der Türe stand.
    Nach dem ausgiebigen Bad machte ich einen Fehler und ging doch ans Telefon. Es war der Mann, an den ich gerade gedacht hatte, der, mit dem ich dreißig Jahre lang, oder sollte man sagen: dreißig lange Jahre, verheiratet gewesen war. Ich wusste gleich, dass irgendwas faul war, warum sonst sollte Franz anrufen. Schon die einleitende Frage »Wie geht’s?« war eine reine Zumutung.
    »Es geht mir gut, und ich hoffe, du brätst in der Vorhölle.«
    Franz lachte verlegen.
    »Gar nicht falsch getippt, Ricarda. Kann ich dich mal wieder sehen?«
    »Willst du die Überweisungen kürzen?«
    Er lachte schon wieder. Wie doof das doch wirkte, wenn jemand lachte, weil ihm nichts einfiel. Früher dachte ich, das machten nur Frauen.
    »Nein, ich brauche deinen Rat.«
    »Das ist ja noch schlimmer. Das kann man ja nicht mal vor Gericht anfechten.«
    »Manchmal vermisse ich deine bösen Sprüche.«
    Das war die ganz schleimige Tour. Und das Schlimmste daran war, dass er glaubte, er würde damit was erreichen.
    »Also, mach’s kurz.«
    »Ja, also, um ehrlich zu sein …«
    Den Spruch kannte ich gut. Wenn Franz sagte »Um ehrlich zu sein«, folgte meist eine faustdicke Lüge. Das wusste ich aus der Zeit, wo der Herr Internist noch mehr Frauen im Bett als im Wartezimmer hatte, auf jeden Fall mehr Frauen im Bett als ich damals Männer. Jetzt war das eher umgekehrt.
    »Würdest du mir helfen?«
    »Wenn es mir nützt.«
    »Du stellst dich heute wieder wilder als du bist.«
    Diese Bemerkung überging ich.
    »Was brauchst du?«
    »Eine Frau.«
    »Laufen doch genug rum.«
    »Ricarda, du missverstehst mich. Ich brauche eine Ehefrau.«
    »Du hast doch ein neues Modell.«
    »Ich brauche dich.«
    »Auf Lüge steht Fegefeuer oder zwei neue Plomben.« Franz hatte Angst vorm Zahnarzt. Manchmal mussten auch Ärzte zum Bohren Ich nutzte in diesem Moment mein altes Wissen. Doch Franz beherrschte sich und seine Angst. Das hieß, er hatte vor etwas anderem noch viel mehr Angst.
    »Es ist so: Ich muss zu einem Empfang. Ist ziemlich wichtig. Und Mareike ist nicht da.«
    »Hat sie dich verlassen?«
    »Nein, sie ist mit Bekannten in die Dominikanische Republik.«
    »Nicht schlecht. Warum hat sie mich nicht angerufen, ich wäre vielleicht mit. Wenn es nette Bekannte sind.«
    »Ricarda, ich bitte dich. Ich möchte nicht alleine zum Empfang. Sieht immer komisch aus. Und da dachte ich, du könntest mich begleiten.«
    »Dachtest du.«
    »Ja, dachte ich. Aus alter Freundschaft.«
    Ich musste grinsen. Ich konnte mich nicht erinnern, dass wir jemals befreundet gewesen waren. Wir hatten uns kennengelernt, wir hatten geheiratet, ich hatte dem erfolgreichen Magenspiegler einen standesgemäßen Haushalt geführt, dafür war er dann zu einer Jüngeren gezogen. Unter Freundschaft verstand ich etwas anderes. Also rief ich mir noch einmal meine Interessen ins Gedächtnis, denn um Freundschaft ging es ja nicht.
    »Was krieg ich dafür?«
    »Was willst du?«
    »Ist es ein Abend?«
    »Ja. Reden und Imbiss, Händeschütteln und Small Talk, etwa von acht bis ein Uhr nachts. Ich will nicht alleine, und du kennst ja auch die meisten noch.«
    Die letzte Taktlosigkeit erhöhte den Preis.
    »Tausend Piepen der Abend, dazu das Kleid etwa zweitausend, macht drei, kleinere Unkosten wie Taxi selbstverständlich.«
    Ich hörte ihn schlucken. Aber es hatte eben seinen Preis, mit einer attraktiven und begehrten Frau auszugehen.
    »Das ist hart.«
    »Hör auf. Deine Frau hätte sich auch ein Kleid gekauft, das hätte dreitausend gekostet, also bin ich nicht teurer.
    Und ich bin immerhin nicht in der Dominikanischen Republik – mit Bekannten.«
    Ich betonte das letzte Wort. Franz schwieg, denn er wusste, ich hatte recht. Die Neue war immer noch teurer als die neue Alte.
    Ich musste die Konversation wieder aufnehmen. Franz schien gerade die Kalkulation durchzugehen.
    »Wann überhaupt?«
    »Übermorgen.«
    »Das geht.«
    »Fein, ich hole dich ab, dann kann ich dir auch noch Instruktionen geben.«
    »Wem, mir?«
    »Ja, wer da ist und was wir reden und so.«
    »Das kostet fünfhundert extra.«
    »Ricarda, nun sei doch mal vernünftig.«
    Ich musste streng werden.
    »Stell dich nicht so an. Du steckst zweimal einen Schlauch in einen fremden Magen und das Geld, das ich koste, hast du damit schon verdient. Es ist eben teurer, wenn ich mich vorbereiten und dann auch noch gut benehmen muss.«
    »Also gut, ich hole dich um sieben
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