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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind
Autoren: Stefanie Gercke
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ihn aufs Höchste.
    Schwarze Rauchwolken, vom Widerschein des Feuers auf der Unterseite rot angeleuchtet, wälzten sich aus Südwesten heran. Nach seiner Einschätzung würden sie in Kürze auch Inqaba erreichen.
    Eilig rutschte er vom Baum, lief zur Hütte, holte die große Feuertrommel heraus, klemmte sie sich zwischen die Knie, rieb seine Handflächen aneinander, und dann schlug er den ersten Trommelwirbel, der alle, die ihn vernahmen, zu höchster Aufmerksamkeit mahnte.
    Kurze, harte Schläge waren es, und die bauchige Trommel dröhnte und schickte ihre dringende Warnung in alle Himmelsrichtungen. Bald kam die Antwort aus dem nächstgelegenen Umuzi, nacheinander fielen immer mehr Trommeln ein, bis sich ihre Stimmen vereinigten, übers Land rollten und die Menschen in Alarm versetzten.
    Die Häuptlinge ließen als Erstes ihre Rinder aus der Gefahrenzone treiben und befahlen ihren Frauen, breite Feuerschneisen um die Umuzis zu roden. Alle Bemühungen der Stammesregenmacher hatten bisher kein Wasser vom Himmel locken können, und die Indunas flehten König Cetshwayo an, die königliche Regenmacherzeremonie zu veranlassen. Zum zweiten Mal war schon die Regenzeit ausgefallen, und statt des Regenwinds wehte der Inyakatho, der die Wolken verjagte, Hitze brachte und klaren Himmel.
    Doch der König, von Natur aus geizig, schwankte noch, mehrere seiner edlen Rinder zu opfern, wie es die Ahnen verlangen würden.
    Selbst als der Wind drehte, und trockene, heiße Luft aus der Kalahari sich wie ein Leichentuch über das Land legte, zögerte er. Zululand und seine Menschen stöhnten. Ein Sturm war geboren.
    Vier Monate zuvor war dieser Sturm noch ein Wind gewesen. Sein unheilvolles Brausen hatte nur einer vernommen. Cetshwayo, König der Zulus.
    Ende Juli 1878, an einem sonnigen Wintertag, der so klar war, dass man in die Zukunft sehen konnte, rief der König die sechs mächtigsten Mitglieder seines innersten Rats zu sich. Die Wände des Schwarzen Hauses im Zentrum seiner Residenz, in dem er seine Indunas und die Häuptlinge der großen Clans empfing, hatten Ohren, das wusste er schon seit langem, und da seine Worte nur diese sechs Männern erreichen sollten, versammelte er sie an einem geheimen Ort tief im Herzen Zululands im Schatten eines ausladenden Mahagonibaums. Der Busch knisterte, Zikaden sirrten.
    Kein Lüftchen regte sich.
    »Setzt euch. Es geht um den Wind«, verkündete der König und ließ sich auf seinem geschnitzten Stuhl nieder, zog das prächtige Leopardenfell, das seinen hoch gewachsenen Körper bedeckte, über der Brust zurecht. »Hört ihr den Wind? Er spricht mit Jakots Stimme.«
    Er hob die Hand, und die Menschen hörten auf zu atmen, Insekten verstummten, sogar die Zikaden schwiegen. Eine schwarze Stille senkte sich über Zululand.
    Erst hörten die Männer nur ein Zischen, das ihr Schweigen erfüllte, ein hohes, schneidendes Pfeifen. Allmählich aber wurde es zu einem wilden Heulen, das aus der Tiefe des blauen Himmels zu kommen schien und in ihren Ohren schmerzte wie ein Stich mit dem Assegai.
    Das Heulen schwoll an zu einem Orkan, der knatternd durch die Palmen fuhr, in den Kronen der Bäume rasselte und so viel Staub aufwirbelte, dass das Licht für einen langen Augenblick nicht mehr zu sehen war. Es wurde dunkel über dem Land, und seine Zukunft versank in dieser Dunkelheit.
    »Es sind Jakot Hlambamanzis Worte, die ihr vernehmt. Er ist schon mehr als ein volles Menschenalter im Reich der Schatten, aber das Echo seiner Prophezeiung hallt noch heute über die Hügel Zululands«, rief ihr König durch das Brausen des Orkans.
    Als der Augenblick vorbei war, und das Licht wieder zurückkehrte, wagten die Räte zu antworten. »Wir hören ihn«, flüsterten sie furchtsam.
    Der König senkte seine Hand. »Als mein Onkel, König Dingane, sein Zeichen unter den Vertrag gesetzt hatte, der den Umlungus Port Natal zusammen mit allem Land vom Tugela bis zum Umzimvubu-Fluss im Westen und bis zum Meer im Norden zu ihrer immer währenden Verfügung zusprach, ging Jakot durch das Tor der Ferne und sah, was kommen würde, und das ist es, was er Dingane, meinem Ahnen, voraussagte.«
    Wieder machte er eine Pause und ließ die Worte einsinken. Als er fortfuhr, war seine Stimme das Grollen eines Löwen. »Erst werden die Umlungus die Zulus höflich um Land bitten, um sich niederzulassen, so weissagte Jakot, sie werden Häuser bauen und ihre Kühe auf unserem Land weiden lassen, ihre Zauberer, die sie Missionare nennen,
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