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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind
Autoren: Stefanie Gercke
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der König nicht, dass jetzt, in diesem Augenblick, die einflussreichsten Männer Natals seinen Sturz planten und einige Regimenter, die an der Grenze zu Transvaal die Buren in Schach hielten, bereits ihren Marschbefehl erhalten hatten. Es würde Krieg geben, darüber bestand auch für ihn kein Zweifel. Ein Krieg verhieß gute Geschäfte, und er hatte vor, davon zu profitieren. Blitzschnell stellte er eine Kalkulation an und lächelte höchst zufrieden in sich hinein, hörte er doch schon das Klingeln der Münzen, mit denen er sich die Taschen zu füllen gedachte.
    Die Räte jedoch antworteten ihrem König nicht. Mit ängstlichen Mienen hielten sie ihre Augen weiter himmelwärts gerichtet.
    Befremdet folgte Cetshwayo ihren Blicken, und dann sah auch er es, und als er begriff, was er sah, senkte er den Kopf und wandte seinen Blick nach innen.
    Vier Falken waren aus dem Nichts herabgestoßen, vier kleine Falken, und hatten den mächtigen Adler angegriffen. Immer wieder schössen sie heran, immer wieder hackten sie mit ihren scharfen Schnäbeln nach dem riesigen Vogel, und es kam der Moment, da der Adler so schwer verletzt war, dass er sich geschlagen gab und im Blau des unendlichen Himmels verschwand.
    Andrew Sinclair sah ihm nach, konnte sich die plötzliche, deutliche Niedergeschlagenheit Cetshwayos aber nicht erklären. Er zuckte die Schultern. Vermutlich war das wieder so ein lächerlicher Zuluaberglaube. Nun, ihm sollte es recht sein. Je geschwächter der König in den Krieg zog, desto schneller war es vorbei, und desto reicher würde seine Beute sein.
    Am Abend dieses Tages erschien eine schwarze Wolke am Himmel über Zululand, von Horizont zu Horizont reichte sie, und wer genau hinsah, entdeckte, dass es Schwalben waren. Tausende und abertausende von Schwalben, ein schier endloser Schwarm. Der Himmel über den grünen Hügeln war schwarz vor Schwalben, obwohl es noch mitten im Winter war.
    Andrew Sinclair, zurückgekehrt in sein Lager, bemerkte die Vögel natürlich auch, aber er, der Europäer, erkannte es nicht als ungewöhnlich, geschweige denn als himmlischen Fingerzeig.
    Das war es, was an diesem kalten Julitag geschah. Dieses geheimnisvolle Zeichen eines drohenden Unheils wurde in den Himmel geschrieben. Cetshwayo ka Mpande hatte noch nie von Belsazar gehört, dem letzten König der Babylonier, und dem Menetekel an der Wand, doch die Zeichen füllten seine Seele mit Düsternis, und er wusste, dass die Tage seines Reichs, und so auch seine, gezählt waren.
    So sandte er, der König der Zulus, der sein Land gemäß der Gesetze seiner Vorfahren regierte, der einen tief sitzenden Sinn für Gerechtigkeit und Ausgleich besaß, der nichts weiter wünschte, als die Bahn, die ihm das Schicksal vorgeschrieben hatte, in Frieden zu vollenden, seine Boten ins ganze Land und rief seine Krieger nach Ondini. Die Kriegstrommeln begannen zu sprechen.
    Noch herrschte gespannte Ruhe wie die, kurz bevor ein Sturm losbricht, aber König Cetshwayo hörte ihn deutlich, den Donner, der hinter dem Horizont grollte, und Furcht überfiel ihn.
    Vier Wochen zuvor und über einhundertfünfzig Meilen weiter südlich, an der grünen Küste Natals, folgte Johann Steinach einer einsamen Fußspur im Sand hinunter zum Saum der auslaufenden Wellen. Die Sonne war ein rosa Hauch über dem Horizont, das Meer schlief noch im Morgendunst. Das Wasser lief ab, und wie eine Herde urweltlicher Fabelwesen tauchte das steinerne Riff langsam aus dem Indischen Ozean. In den schattigen Teichen drifteten die Fische noch träumend dahin. Johanns Blick folgte der Spur, und er entdeckte sie, wo er es erwartet hatte. Eingehüllt in den silbrigen Gischtschleier auf ihrem Felsen, der weit draußen der Brandung trotzte. Dorthin flüchtete sie sich, wenn sie sich verloren hatte. Hier fand sie sich wieder, konnte ihre Gedanken ordnen, fand Lösungen, die ihr vorher nicht in den Sinn gekommen waren. Das tat sie schon seit zwanzig Jahren, und so lange trug der mächtige, seepockenverkrustete Sandstein ihren Namen. Catherines Felsen.
    Johann krempelte seine Hosen bis zum Knie hoch, stieg über den kühlen Dünensand hinunter auf den Strand und folgte ihren Schritten.
    Wie sie hatte auch er nicht schlafen können, aus dem gleichen Grund, schon seit langem nicht, obwohl er tagsüber mit der beinharten Arbeit beschäftigt war, Rohre zu verlegen, um das Wasser aus dem nahen Fluss zu seiner Ananas- und Papayaplantage zu leiten. Die unbarmherzige, seit einem Jahr herrschende
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