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Afrika Quer (German Edition)

Afrika Quer (German Edition)

Titel: Afrika Quer (German Edition)
Autoren: Peter Boehm
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östlichsten Punkt war es wichtig, jemanden dabei zu haben, auf den ich mich verlassen konnte. Der nicht nur wegen des Geldes dabei war. Denn ich wusste nicht, was uns auf der Reise nach Hafun erwartete.
    Abdullahi dagegen war schon einmal am Kap Hafun. Deshalb wohl hatte ihn unser Abban Mohamoud Askar als Fahrer für unseren Geländewagen ausgesucht.
    Abdullahi sah komisch aus. Er war so dürr, dass seine Kleider an ihm schlackerten wie an einer Vogelscheuche. Dabei trug er unter seiner Hose noch eine Trainingshose. Seine Hände waren so lang und dünn wie Vogelkrallen, und seine leicht vorstehenden Schneidezähne und die herausstehenden Backenknochen formten auf seinem Gesicht ein spöttisches Grinsen, das dich auszulachen schien, auch wenn er gerade ernst war.
    Seine Haare waren trotz seines Alters – er sagte, er sei siebenundzwanzig - vorne schon licht. Fast immer hatte er eine brennende Zigarette im Mund. Und seine Augen bedeckte er stets mit einer dunklen, metallgerandeten Sonnenbrille, wie sie Polizisten in schlechten Hollywood-Filmen gerne tragen.
    Bevor wir am Morgen zu unserer Fahrt nach Hafun aufbrechen konnten, mussten wir uns jedoch erst einheimische Währung besorgen. Es gibt keine Banken in somalischen Städten. Deren Aufgaben erledigen die Geldwechsler am Markt. In Bosasso stapelten sie hüfthohe und drei, vier Lagen tiefen Pakete mit Geldbündeln vor sich.
    Die größten Scheine in Somalia haben den Wert von 1.000 Schillingen, umgerechnet 10 US-Cent. Umgewechselt ergaben $200 in bar einen Plastiksack voll mit abgegriffenen Scheinen. Er hatte eine hellblaue Farbe, wie sie in Deutschland nur Müllsäcke haben. Ich musste ihn immer bei mir tragen.
    Dann mussten wir noch tanken. Alle, die dabeistanden, zündeten sofort eine Zigarette an, so als ob man in Bosasso nur tanken dürfe, wenn man gleichzeitig auch raucht.
    Abdullahi nahm die Kanne und füllte jemandem, der anhielt, ein bisschen von unserem Kraftstoff in den Tank. Er schuldete diesem Fahrer nämlich noch fünf Liter, sagte er entschuldigend. Dann luden wir noch ein Fass Diesel in den Kofferraum, weil es auf dem Weg zum östlichsten Punkt keine Tankstelle gibt.
    Zuletzt mussten wir noch zur Polizei, um uns einen Passierschein für Hafun zu holen. Am Vorabend war ich deshalb schon beim Gouverneur von Bosasso. Der hatte meinem Vorhaben prinzipiell zugestimmt, vorsichtshalber die Verantwortung jedoch an die Polizei delegiert.
    Er wirkte so betäubt wie unter einer Vollnarkose, die noch nicht vollständig zum Tragen gekommen ist, und konnte nur mit sichtlicher Mühe sprechen. Garibaldi, der während des Gespräches neben mir saß, beruhigte mich auf dem Weg nach Hause. Sobald der Gouverneur seinen Khat bekommen hat, wird er wieder ganz normal erscheinen, versicherte er mir.
    Auf dem Polizeirevier saßen einige Männer in zivil zur morgendlichen Besprechung um einen langen Tisch. Das Revier hatte nicht viel zu bieten: ein paar alte Stühle, einen Tisch und einen kleinen Schreibtisch mit einer alten Schreibmaschine. Von der Decke baumelte eine nackte Glühbirne, an der Wand hing eine Karte von Puntland, die schon bessere Zeiten gesehen hatte, und ein paar vergilbte, ausgetrocknete Schriftstücke.
    Am Anfang wollten die Polizisten uns zwei ihrer Beamten auf die Fahrt mitgeben. Nicht dass es am Kap Hafun gefährlich wäre. Ivo! Sie hätten dort bisher nur noch keine Polizeistation eingerichtet.
    Ein Major, wie Nurdein mir später erklärte, sprang auf, haute die Hacken zusammen und ging sofort nach Hause, um sein Gepäck für die Reise zu packen. Nach zehn Minuten kam er mit einer kleinen Plastiktüte zurück. Der zweite Polizist musste gar nicht packen. Er kam offenbar jeden Morgen reisefertig zum Dienst.
    Warum sie dann allerdings von ihrem Plan abkamen, uns jemanden mitzugeben, habe ich auch nach Nuredins späterer Übersetzung nicht verstanden. Auf jeden Fall riefen sie unseren Fahrer Abdullahi herein und schienen hochzufrieden, dass er in der Region von Hafun geboren wurde. Das reichte ihnen als Schutz für uns offenbar völlig aus.
    Endlich bekamen wir unseren Passierschein. Er sah aus wie von einem Schwarm Motten angegriffen, weil die Schreibmaschine für jedes kleine „o“ Löcher in den Zettel geschossen hat.
    Zum Kap Hafun waren es nach meiner Karte 250 km Luftlinie. Der größte Teil der Strecke ging über unbefestigte Wüstenpisten, so dass wir mit einer Fahrt von zwei bis drei Tagen rechnen mussten. Abdullahi kannte jedoch nicht nur die
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