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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion
Autoren: Corinne Hofmann
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fröhlich. Etwas unbeholfen bewegen sie ihre roten Körper zur modernen Musik. Während ich weiterschlendere, entdecke ich immer mehr Frauen, die in Gruppen zusammenstehen und lachen und plaudern. Die Männer schauen meistens etwas mürrisch.
    Ich erreiche einen kleinen Markt, wo eine Herero-Frau duftende Kräuter verkauft. Es sind keine Kochkräuter, sondern ausschließlich Dufthölzchen-Blätter oder Samen, die die Mädchen benutzen, um sich zu parfümieren. Später erfahre ich sogar, dass einige Kräuter in die Glut gestreut werden und die Frauen sich kurz darüberhocken, um im Intimbereich betörend zu riechen. Neben den Gewürzsäcken stehen kleine geschnitzte Himba-Puppen und an einem einfachen Holzgestell hängen lederne rote Lendenschurze, bestickt mit kleinen Muscheln oder verziert mit Metallteilchen. Ich nehme einen Schurz in die Hand und bin überrascht, wie schwer dieses Kleidungsstück ist. Auch riecht es recht eigenartig nach einem Gemisch aus Leder, duftenden Kräutern und ranziger Butter. Nein, so etwas kann ich nicht in meine Wohnung hängen, geht es mir durch den Kopf.
    Ich bin erstaunt, wie sehr sich die Herero in ihrem Äußeren von den Himba unterscheiden, obwohl sie mit ihnen verwandt sind, ähnlich wie die Massai mit den Samburu. Ein Erkennungsmerkmal bei den Frauen sind ihre großen Querhüte sowie die mehrschichtigen, bodenlangen Kleider. Dieses Kostüm tragen die Herero-Frauen heute mit Stolz, obwohl sie es erst durch die Missionierung kennengelernt haben. Sie sind das pure Gegenteil zu den wenig bekleideten Himba-Frauen. Am Ende des kleinen Marktes gelange ich zum kulinarischen Teil. Hier sitzen Frauen am Boden und kochen auf offenem Feuer in großen schwarzen Töpfen Fleisch, das sie nebenan beim Schlachter gekauft haben. Im Augenblick hängen zwei Ziegenhälften an Haken in einem Holzunterstand im Freien und warten auf einen Käufer.
    In dieser archaischen Idylle wirken die wenigen Pick-ups, die neben einer einfachen viereckigen Lehmhütte oder vor einem Laden stehen, wie Fremdkörper. Alles geht gemächlich voran. Die Menschen scheinen keine Hektik zu kennen.
    Auf dem Rückweg zu unserer Gruppe begegne ich einem älteren Himba-Mann, der mein Interesse weckt. Er ist offensichtlich auf dem Weg zur Bar. Groß und edel, ist er trotz seines Alters eine beeindruckende Erscheinung. Auch er ist komplett mit rotem Ocker eingerieben. Auf dem Kopf trägt er eine Art Wollmütze, darüber eine Fliegerbrille und in der linken Hand einen Klappstuhl. An seiner Hüfte hängt in einem Halfter ein Buschmesser und unter dem rechten Arm lugt ein langer Stock hervor. Sein Hals ist mit dem typischen silbernen Ring geschmückt. Der Mann schaut mich kurz an und grüßt mit »Moro, perivi«. Noch verstehe ich es nicht und lächle verlegen. Erst später weiß ich, dass es sich hierbei um die Begrüßung »Hallo, wie geht es dir?« handelt, die ich in den kommenden Wochen noch viele Male hören werde.

    E ndlich geht es los. Wir sitzen hinten im Pick-up und fahren zum Ausgangspunkt unserer gemeinsamen Tour. Zum ersten Mal übernachten wir draußen in der Wildnis. Jeder stellt sein Zelt selbstständig auf und richtet sich ein. Plötzlich hören wir ein seltsames Brüllen, und als ich den Kopf drehe, sehe ich einen jungen Mann mit zwei Kamelen lachend auf uns zumarschieren. Der Kameltreiber, der auch die sechswöchige Tour begleiten wird, versucht auf angenehm sanfte Weise, die Kamele zum Hinsetzen zu bewegen. Ich bin erleichtert über das offensichtlich gutmütige Wesen des jungen Namibiers. Auch die Kamele gefallen mir sehr. Mit ihren dicken Lippen und den großen Kulleraugen, die mit einem dichten Wimpernkranz umgeben sind, muss man sich einfach in sie verlieben. Es handelt sich um zwei Männchen, die erstaunlich groß und kräftig sind. Das müssen sie wohl auch sein, denn schließlich sollen sie unser gesamtes Gepäck, alle Zelte sowie das Essen für sechs Tage und mehrere Wasserkanister tragen.
    Bald bricht die Nacht herein und wir sitzen nach dem Essen am knisternden Lagerfeuer. Hinter uns in der Steppe faucht ein Tier und weiter entfernt heult ein Schakal. Jeder hängt seinen Gedanken nach und ist gespannt auf den morgigen Tagesmarsch.
    Das Beladen der Kamele dauert zwei Stunden. Erst müssen Decken auf den Rücken gelegt werden. Darüber kommt ein Eisengestell, an dem das Gepäck und die Wasserkanister befestigt werden. Eines der Kamele scheint nicht begeistert zu sein und protestiert mit lautem Geschrei. Es
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