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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion
Autoren: Corinne Hofmann
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von einer alten Himba-Frau auf eine Plane geleert wird, wo weitere Kinder die Körner herauspulen. Hier erkenne ich deutlich den Unterschied von Mädchen im noch nicht heiratsfähigen Alter und den verheirateten Frauen. Die ganz jungen Mädchen sind nur leicht eingefettet, und zwei große, nicht gefärbte Zöpfe fallen über ihr Gesicht und verdecken die Augen. Das soll sie vor dem bösen Blick bewahren. Die verheirateten Frauen dagegen tragen ihre roten Haare in mehreren dicken gedrehten Zöpfen nach hinten und auf dem Kopf einen kleinen Lederschmuck, wie ein Krönchen.
    Zwei alte Männer sitzen auf ihren Klappstühlen und starren auf die Kamele, wobei ihnen vor Staunen der Mund offen bleibt. Sie sind schon sehr alt und kennen wohl jeden Stein und jedes Tier in dieser Gegend, aber so etwas wie Kamele haben sie noch nie gesehen. Erstaunlicherweise wagen es immer nur Frauen, näher zu kommen und auch mal ein Kamel zu berühren. Männer halten Abstand. Diese Situation erlebe ich noch einige Male in den kommenden Wochen.
    Ich würde gerne noch lange hier bleiben und die Menschen in ihrem einfachen Tagesablauf beobachten, doch wir müssen weiter. Obwohl vor allem die Frauen eigentlich gut genährt aussehen, frage ich mich dennoch, wie diese Menschen bei ihrer kargen Lebensweise genügend Nahrung bekommen. Bereits tagelang haben wir kein Geschäft mehr gesehen. Später erfahre ich, das Hauptnahrungsmittel sei geronnene Milch, die nach der Regenzeit besonders ergiebig ist.
    Die Himba äußern immer wieder ihre Verwunderung, dass wir Weißen zu Fuß unterwegs sind. Bisher haben sie Touristen ausschließlich in Autos gesehen, allenfalls einige verwegene auf Motorrädern. So wird unser Kameltreiber, der die Himba-Sprache kennt, des Öfteren gefragt: »Wo ist das Auto dieser Weißen? Sind sie so arm, dass sie zu Fuß gehen müssen wie wir?« Oder sie zeigen auf die ihnen unbekannten Kamele und fragen: »Sind das eure Autos?« Solche Kommentare rufen bei uns immer Erheiterung hervor.
    Langsam kommen wir unserem Ziel, den Epupa-Wasserfällen, näher. Wieder gehen wir in brütender Hitze auf einer Naturstraße. Dabei erhitzen sich nicht nur die Körper, sondern auch die Gemüter der Teilnehmer, und so mancher träumt von einem kalten Bier, einer Cola oder einem Schatten spendenden Baum zum Rasten. Und dann stehen wir völlig unerwartet vor einer Bar. Weit und breit ist kein anderes Gebäude zu sehen, nur diese Bar, die obendrein kalte Getränke anbietet. Der Strom für die Kühlung wird durch Solarzellen gewonnen. So sehr wir uns über das kühle Nass freuen, so traurig stimmt es uns, als wir erfahren, dass diese Solaranlagen von der Bierindustrie finanziert werden, damit der Bierkonsum bei den Himba zunimmt. Hinter dem Gebäude bemerke ich mit Entsetzen einen Glasscherbenhaufen, der sicherlich zwei Meter hoch ist. Alles zerbrochene Bierflaschen!
    Je näher wir unserem Ziel kommen, desto häufiger treffen wir auf Himba, die ebenfalls in Richtung Epupa unterwegs sind. Wir sehen eine Familie, die sich mit einem Esel fortbewegt, das heißt, der Vater sitzt auf dem weißen Tier, vor und hinter ihm klammert sich jeweils ein Kind an ihn und links und rechts hängen Säcke mit Maismehl oder sonstigen Lebensmitteln. Die Frau läuft selbstverständlich hinterher. Ein anderes Mal überholen wir eine junge Himba-Mutter, die zügig mit schlenkernden Armen und schweren Lasten auf dem Kopf voranschreitet. Auf dem Rücken trägt sie ihren Säugling in einer Art Ziegenfellrucksack, der über ihrem wippenden Fellrock endet. Als ich die Schöne überhole, rieche ich eine ranzige strenge Ausdünstung, die bei dieser Hitze wohl durch das eingeriebene Butterfett verursacht wird.
    Am sechsten Tag erreichen wir Epupa und die Wasserfälle. In einem Lodging wartet ein richtiges Bett auf mich, was durchaus wohltuend ist. Da es Tage zuvor heftig geregnet hat, tosen nun die Wasserfälle besonders imposant über die zerklüfteten Steinkrater mehrere Dutzend Meter hinunter. Das Rauschen ist gigantisch und man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Der Blick von einem Hügel auf das schäumende Wasser in der rötlichen Abendsonne ist grandios. Zwischen den Steinkratern und dem tosenden Wasser wachsen Bäume auf den kahlen Felsen, die wie Flaschen aussehen. Wie sie sich an die Felsen klammern und hier Nährboden finden, ist mir ein Rätsel. Vor den Wasserfällen fließt der Kunene noch ruhig und ist von Palmenhainen gesäumt. Im Hintergrund erhebt sich eine
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