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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion
Autoren: Corinne Hofmann
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laufen kann, schaut mich ängstlich an. Nach einer Weile kommt eine Mutter, setzt sich wie selbstverständlich neben mich und diskutiert offensichtlich mit den Kleinen über mich. Meine Begrüßung nimmt sie lächelnd entgegen. Die hübsche Frau schnappt sich eines der Mädchen, die alle nur mit einem kleinen kurzen Hüfttuch bekleidet sind, und richtet ihr Tuch so, dass die Intimsphäre geschützt ist. Mir fällt auf, dass das Hüfttuch die Scham der Mädchen immer bedeckt, auch wenn sie noch so wild herumtoben. Die Mutter nimmt den ganz Kleinen und beginnt ihn zu waschen, indem sie eine Tasse mit Wasser füllt, einen großen Schluck in den Mund nimmt und das Wasser mit einem gekonnten Strahl auf das Kleinkind spritzt. Die Stunden im Flussbett mit diesen unbekümmerten Kindern sind ein besonders schönes Erlebnis für mich.
    Für meinen Geburtstag kaufe ich bei den Himba eine Ziege, die zur Feier geschlachtet und gegrillt wird. Auch die vom Hilfswerk betreuten Kinder freuen sich über etwas Fleisch. Wir feiern in kleinem Rahmen und genießen nochmals ein kühles Bier, bevor es am nächsten Tag losgeht.
Allein mit zwei Männern und Kamelen
    Geplant ist, dass wir von Okangwati über den Van Zyl’s Pass durch das Marienflusstal Richtung Red Drum marschieren. Von dort geht es über Orupembe nach Purros zu den Wüstenelefanten und dann den Fluss Hoarusib entlang nach Opuwo, das unser Ziel ist. Also liegen etliche Kilometer vor uns. Täglich gehen wir zirka sechs Stunden, nur unterbrochen von zwei jeweils zwanzigminütigen Pausen. Da mein Vorschlag, immer um vier Uhr früh aufzustehen, damit bei Sonnenaufgang aufgebrochen werden kann, akzeptiert wird, erreichen wir unseren Lagerplatz meistens zwischen 12 und 13 Uhr. Das Marschtempo ist hoch und ich bin froh, dass ich meine Wanderstöcke dabeihabe. Sie helfen mir sehr, vor allem in den trockenen Flussbetten, wo ich viel Kraft brauche, um vorwärtszukommen. Meine Bitte, manchmal etwas langsamer zu gehen, damit ich die schöne Gegend besser genießen kann, wird meist nur kurz erfüllt. Obwohl es mir mit der Zeit ganz gut gelingt, mich dem Tempo anzupassen, fehlt mir eine gewisse Lockerheit bei unserem Abenteuer. Klar, der Tourguide ist ein großer kräftiger Typ, der täglich eine Herausforderung braucht, und außerdem kennt er den größten Teil der Route schon. Und Lukas ist gerade mal 22 Jahre jung und dementsprechend fit. Für mich dagegen ist alles neu, und eigentlich möchte ich nicht nur durch- oder hinterherhetzen.
    Auf unserer Wanderstrecke begegnen wir immer wieder Menschen, die meist mit Eseln unterwegs sind. Diese Tiere sind sozusagen eine Art Auto-Ersatz. Mal prescht eine Gruppe jüngerer Männer stolz auf ihren Eseln vorbei, als handle es sich um einen Sportwagen. Ein anderes Mal reiten zwei ältere Männer herbei. Sie bleiben stehen und fragen erstaunt, was wir hier zu Fuß wollen. Der eine scheint ein Chief zu sein. Sein stolzer Blick und die Art, wie er sich gibt, lässt mich das vermuten. Sein nackter Oberkörper ist mit Narben verziert, und eine Kette mit langen Tierzähnen schmückt seine Brust. Lukas unterhält sich mit ihnen. Trotz des Alters der beiden Männer erkennt man noch eine gewisse Wildheit in ihren Augen. Irgendetwas scheint sie zu stören an unserer Reiseart. Später erzählt mir Lukas: »Weißt du, sie haben mich gefragt, was die Tiere brauchen, weil sie fürchten, sie fressen den Kühen das Gras weg.«
    Kurz vor dem Van Zyl’s Pass, am dritten Tag, nehme ich mir vor, mir jeweils am Abend vorher die Route anzuschauen und mit dem Tourguide zu besprechen, weil ich zukünftig jeden Morgen mindestens eine halbe Stunde vor den beiden Männern aufbrechen will, wenn nötig, auch mit der Stirnlampe. Ich brauche einfach meinen Rhythmus, damit ich alles aufsaugen und ein Hochgefühl entwickeln kann, denn eines ist unbestritten: Die Route ist phantastisch. So beginne ich meinen Tag um vier Uhr und ziehe mich im noch warmen Zelt an, wobei ich mir viel Zeit für die Verarztung der Blasen nehmen muss. Jeden Tag verpflastere ich sie aufs Neue. Glücklicherweise habe ich zwei kleine Silikonbeutelchen dabei, die ich an meine Fersen klebe. Dann krieche ich aus dem Zelt, esse das obligate Birchermüsli mit Pulvermilch und Trockenfrüchten und trinke heißen Tee. Noch im Dunkeln breche ich das Zelt ab und verstaue alles in die Transportsäcke. Wenn es die Strecke zulässt, starte ich noch mit der Stirnlampe, bis sich die Sonne langsam über dem Horizont
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