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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Autoren: Peter Haas
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die Wassersituation auf dem Archipel bekannt, direkt damit konfrontiert, erhielt diese Problematik jedoch eine andere, eine eindringlichere Qualität. „Es gibt hier, wie auf sämtlichen abgelegenen Inseln, keine Arbeit. Einige Familien ernähren sich noch mehr schlecht als recht von der Landwirtschaft, aber die meisten Jungen zieht es nach Lamu Town oder in die großen Städte auf dem Festland. Und wer dort einmal Arbeit und vielleicht eine Frau gefunden hat, kommt nie mehr zurück“, stimmte Buba uns in leisen Worten auf die traurige Zukunft der Insel ein. „Auch Karim hier“, schloss Buba seinen melancholischen Monolog ab und drückte dabei seinen Neffen mit einem Arm an sich, „kann es mit seinen 14 Jahren kaum mehr erwarten, nach Lamu zu gehen und Arbeit zu finden.“
    Der anständige Karim schmunzelte nur freundlich auf die Direktheit seines Onkels, aber das Blitzen in seinen Augen und die Art, wie er Buba, den es in jungen Jahren ja ebenso in die Fremde gezogen hatte, anhimmelte, verrieten sein jugendliches Feuer und die in ihm schlummernde Abenteuerlust.
     
    Kurz, bevor es völlig dunkel wurde, kehrten wir zum Haus von Bubas Schwester zurück. Es war eines der aus großen Blöcken Korallenstein gebauten Anwesen und deshalb weitaus stabiler als die Mehrzahl jener Häuser, die ausschließlich aus Holzlatten, faustgroßen Kalksteinbrocken und Lehm zusammengezimmert worden waren. Wir versammelten uns mit den Männern der Familie auf der zur Gasse hin offenen Veranda und warteten ungeduldig, bis das gemeinsame Fastenbrechen begänne.
    Wie auf ein geheimes Zeichen hin wurden Teller mit in Öl Frittiertem und Gläser mit herrlich frischem Wasser reihum gereicht. Jeder nahm sich etwas davon und bot den anderen seinen Gruß. Bis das eigentliche Abendessen serviert wurde, trafen weitere Gäste ein. Mit einigen bedürftigen, alten Frauen und Männern, die als Almosenempfänger verköstigt wurden, erschien auch der in ein langes, schwarzes Gewandt gehüllte Imam des Dorfes und hieß uns freundlich willkommen. Zum Essen wurden wir in ein Nebengebäude geführt, in der auf einer am Boden liegenden Bastmatte zahlreiche kleine Schälchen mit frittiertem Fisch, verschiedenen, raffiniert gewürzten Currys, klein gehacktem Salat und frisch gebackenem Brot auf uns warteten. Nachdem wir mit allem versorgt waren, setzten sich Barak, Ali und Mohammed zu uns, während Buba als Mittler zwischen den Frauen des Hauses und uns Männern diente und seine Mahlzeit erst nach uns einnahm.
    Nach dem Genuss dieses orientalischen Festschmauses – keines der Schälchen wurde dabei unberührt gelassen – zeigten Buba und Mohammed uns den Raum, in dem wir schlafen durften. In einem angenehm kühlen Zimmer hatten die guten Geister des Hauses für Michael und mich eine einladende Schlafstätte vorbereitet: Unter einem Baldachin aus Moskitonetz sollten uns ein ausreichend großes, hölzernes Bett und eine weiche, mit einem frischen Laken überzogene Matratze zu erholsamen Schlaf verführen. Michael – völlig ausgehungert wie wir alle – hatte sich mit Eifer durch die unterschiedlichen Fisch- und Currygerichte gekämpft und konnte jetzt der anziehenden Wirkung dieses Schlafgemachs nicht länger widerstehen. Rücklings ließ er sich auf die Matratze fallen, murmelte mit geschlossenen Augen etwas wie, dass ich den heutigen Abend ohne ihn planen könne, und war von einem Moment auf den anderen eingeschlafen.
    Auch an mir war der lange Tag auf See nicht ohne Folgen vorübergegangen. Von der brütenden Hitze an Bord fühlte ich mich ausgelaugt. Die gleißende Sonne hatte meine Haut am Nacken und an den Armen verbrannt und mein Kopf war voll von den vielen Eindrücken dieses abenteuerlichen Tages – kurz gesagt, mir brummte der Schädel und ich brauchte etwas Ruhe. Nicht zuletzt, weil ich Michael nicht allein lassen wollte, gab ich Ali einen Korb, der in unserem Zimmer stand und uns einladen wollte, ihn und die anderen auf einen Streifzug durch die Nacht zu begleiten. Auf meine naive Frage, was das Nachtleben auf Ndau wohl bereithielte, antwortete er mir wortlos mit einem vielsagenden Zwinkern und spielte dabei wie zufällig mit seinem um den Hals hängenden metallenen Marihuana-Blatt-Anhänger. Aufgekratzt zogen Ali, wieder ganz All eyes on me, Barak und Buba ohne uns los. Nur Mohammed hatte sich, wie es für einen soliden Familienvater opportun war, entschieden, bei uns zu bleiben und mir Gesellschaft zu leisten.
    Während wir es uns auf der
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