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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Autoren: Peter Haas
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geraten.“ Er schlug vor, die Nacht auf Ndau, einer kleinen Insel auf halber Strecke zwischen Kiwaiyu und Pate, zu verbringen. „Ich bin auf Ndau geboren und aufgewachsen. Zwar war ich schon mehr als ein Jahr nicht mehr zu Hause, aber meine Eltern und Geschwister wohnen noch dort. Außerdem hätte es den Vorteil, dass meine Schwester für uns kochen könnte und wir im Haus meiner Eltern schlafen dürften.“
    Anfangs waren Michael und ich skeptisch. Nur ungern wollten wir uns von der geplanten Übernachtung unter freiem Himmel am Strand mit Lagerfeuer und gegrilltem Fisch verabschiedeten. Aber schnell zog uns die Vorstellung, einen Abend bei Bubas Familie zu verbringen, in ihren Bann. „Hierher kommt in der Hochsaison höchstens einmal wöchentlich ein Boot mit Touristen. Und die bleiben nur für einen Rundgang durch das Dorf, aber keinesfalls über Nacht“, versuchte Buba, uns die Änderung des Reiseplans zu versüßen. Das war völlig überflüssig, zu schön war unsere Ankunft auf Ndau. Wir liefen im letzten Licht der untergehenden Sonne in den Hafen von Ndau ein. Die schräg einfallenden Sonnenstrahlen tauchten alles – die Strohdächer der verschachtelt angeordneten Steinhäuser, die beiden weiß getünchten Moscheen mit ihren grünen Kuppeln neben den schlanken, zum Himmel ragenden Minaretten und den Platz hinter der Kaimauer, auf dem nach und nach die Einwohner Ndaus zusammenströmten, um uns zu begrüßen, in ein warmes, goldenes Licht.
     

    Bild 33: Einfahrt in den Hafen von Ndau
     
    Bereits von Weitem hatten Freunde und Bekannte Bubas ihren verlorenen Sohn erkannt. Rasend schnell verbreitete sich die Nachricht von einem Mund zum anderen und fand ihren Weg in sein Viertel. Schon kamen Bubas kleine Neffen und Nichten durch den Staub gewetzt und jeder von ihnen wollte der erste sein, als es galt, unser Gepäck und einen Teil der Ausrüstungsgegenstände an der Hafenmole entgegenzunehmen und nach Hause zu Bubas Familie zu tragen. Was sich anschloss, war ein Triumphzug durch das Dorf. Nachdem wir unsere Taschen bei Bubas Schwester untergestellt hatten, machten wir uns mit Buba, Barak, Ali und Mohammed auf die Runde durch die Gassen. Derweilen zogen sich die Schwestern und Nichten Bubas zurück, um für das nahende Fastenbrechen und die unerwarteten Gäste eine ausreichende Mahlzeit zuzubereiten. Im Schlepptau von Buba wurden wir an jeder Ecke von Jugendfreunden, ehemaligen Nachbarn und entfernten Verwandten herzlich begrüßt und einander vorgestellt. Im Nu hatte sich uns eine Handvoll Dörfler angeschlossen, von denen einige skurriler nicht hätten sein können. Am rührigsten war Boby, der von Kopf bis Fuß in gelb-grün-rote Bob Marley-Accessoires gekleidet war. Neben Hemd, Hose und Schirmmütze – jeweils in den Farben Afrikas und verziert mit stilisierten Marihuana-Blättern, hielt er stets eine Fahne mit dem Konterfei seines Reggae-Idols in den Händen. Seine glasigen Augen und die deutlich verwaschene Aussprache ließen bei Michael und mir die Vermutung aufkommen, dass Boby seinen Meister heute einmal zu viel gehuldigt haben könnte. Im Lamu Archipel sicher nichts Ungewöhnliches, trafen wir doch überall auf Abbildungen Bob Marleys und hörten seine weltbekannten Reggae-Songs über Love, Peace and Unity – Liebe, Frieden und Einigkeit – aus jeder Kaschemme erklingen.
    Unser Rundgang führte auch am Brunnen des Dorfes vorbei, einem betonierten Loch zwischen Kokospalmen, einige hundert Meter außerhalb des Dorfes. Der Grundwasserspiegel lag etwa in vier Meter Tiefe, aber das Wasser sah alles andere als einladend aus. In der brackig-braunen Brühe schwammen die Schalen von Kokosnüssen und abgebrochene Palmwedel. „Das ist der wichtigste Platz im Dorf“, erklärte uns Karim, der älteste Neffe Bubas, der uns bis hierher begleitet hatte.
    „Es halten sich immer Leute hier auf, damit kein Unglück geschieht und die einzige Wasserquelle von Ndau verschmutzt oder gar zerstört wird“, ergänzte Buba. Erst jetzt fielen uns zwei unauffällig im Schatten sitzende Alte auf, die, als wir zu ihnen sahen, aufmerksam zu uns herüber winkten.
    „Die immer schlechter werdende Qualität des Wassers auf der Insel und der ständig sinkende Grundwasserspiegel sind das Hauptproblem“, versuchte Buba, uns zu erklären. „Die Menschen auf Ndau nehmen dieses Wasser nur noch für ihre Felder oder für das Vieh. Über den größten Teil des Jahres versorgt ein Tankschiff die Insel mit frischem Wasser.“ Mir war
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