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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge
Autoren: George Mann
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Dr. Mason?«
    Der Arzt nickte. »Gewiss. Ich glaube, es wird Ihnen guttun, wenn
Sie ein wenig Zeit mit Ihrer Schwester verbringen, Amelia.« Er winkte der
Pflegerin. »Ich komme bald wieder, und dann müssen Sie sich ausruhen.« Mit
einem letzten Blick zu Veronica wandte er sich ab und ließ der Aufseherin den
Vortritt. Hinter ihnen fiel die Tür wieder zu.
    Veronica sah sich in dem spärlich, aber keineswegs hässlich
möblierten Zimmer um. Es war offensichtlich eine Art Tagesraum, den die Patienten
aufsuchen konnten, wenn sie sich nicht gut genug fühlten, um mit den anderen
ins Freie zu gehen. Schon die Tatsache, dass Amelia hier saß, statt sich an der
frischen Luft zu ergehen, bewies, wie schlecht es um sie stand. Veronica
betrachtete den Rücken des Buchs, das die Pflegerin auf dem Kaffeehaustisch
liegen gelassen hatte. »Ach, Jane Austen? Ich hätte angenommen, dass die
Bibliothek hier viel schwülstigere Dinge enthält.«
    Amelia lächelte. »Komm her und umarme mich, Schwester! Es tut gut,
dich zu sehen.«
    Veronica kam der Aufforderung nach, umarmte Amelia behutsam und
küsste sie leicht auf die Wange. Dann legte sie beide Hände um Amelias Gesicht
und betrachtete sie von oben bis unten. Schließlich rückte sie die Decke auf
den Beinen ihrer Schwester zurecht.
    Amelia schlug ihr auf die Finger. »Ich bin doch keine Invalidin,
Veronica!« Sie lächelte. »Oder jedenfalls noch nicht.«
    Veronica setzte sich neben sie. »O Amelia, was soll ich nur mit dir
tun?«
    Amelia zuckte mit den Achseln. »Ich hatte ja gehofft, ich könnte
diese schreckliche Anstalt bald verlassen, aber inzwischen bin ich nicht mehr
so sicher. Die Episoden kommen immer häufiger, und Dr. Mason macht sich
offenbar Sorgen um meine Gesundheit.« Sie lachte. »Das hat er dir sicher alles
schon erzählt, was?«
    Veronica nickte und wusste nicht, was sie sonst dazu sagen sollte.
Sie suchte Amelias Blick. »Du hattest übrigens recht.«
    Â»Womit?«
    Â»Mit allem.« Veronica seufzte. »Alles, was du in deinen Visionen
gesehen hast, ist eingetreten. Der Absturz des Luftschiffs, die Automaten. ›Es
ist alles in ihren Köpfen‹, hast du mehrmals zu mir gesagt. Ja, es stimmt. Es
ist alles in ihren Köpfen.«
    Amelia verstand es nicht. »Was erzählst du mir da?«
    Â»Ich rede von deinen Visionen. Entsinnst du dich nicht?«
    Amelia schüttelte den Kopf und schlug die Augen nieder. »Wir haben
doch schon mal darüber geredet. An die meisten Dinge, die ich während meiner
Anfälle sehe, kann ich mich nicht erinnern.« Sie faltete die Hände auf den
Knien und spielte nervös mit den Fingern. »Es tut mir leid.«
    Veronica schüttelte den Kopf. »Nicht doch.« Mit gerunzelter Stirn
hielt sie inne. »Ich muss dir irgendwie helfen, Amelia. Ich will mit Sir Maurice
reden. Vielleicht finden wir eine Möglichkeit, dich besser unterzubringen. Es
muss doch irgendetwas geben, das wir tun können.«
    Amelia hob den Kopf. »Wie geht es Sir Maurice? Nach deinem letzten
Besuch habe ich mir Sorgen gemacht …«
    Veronica lächelte. »Er ist wohlauf. Na ja, er erholt sich gerade.
Um ehrlich zu sein, er hat einiges mitgemacht, genau wie wir anderen auch.«
Unwillkürlich drehte Veronica den Arm auf dem Schoß herum und rieb sich das
wunde Handgelenk. Amelia sah erschrocken zu.
    Â»Veronica! Woher hast du denn diese Quetschungen? Geht es dir auch
gut? Was um alles in der Welt hast du nur angestellt?«
    Veronica drehte den Arm wieder weg. »Das ist nichts weiter. Dank Sir
Maurice geht es mir gut. Er hat mir das Leben gerettet.«
    Amelia grinste. »Er ist wohl ein richtiger Held, was? Erzähl doch
mal.«
    Veronica errötete. »Nein, genug davon. Sag mir lieber, ob du genug
isst. Du bist immer noch so schrecklich dünn.«
    Â»Weich nicht dauernd aus, du schreckliche Schwester! Jetzt hast du
mich neugierig gemacht, und du weißt, wie abträglich das meiner Gesundheit
ist.« Amelia strahlte sie erwartungsvoll an.
    Â»Aber dann habe ich nichts mehr, was ich dir bei meinem nächsten
Besuch erzählen kann. Auf diese Weise gebe ich dir wenigstens etwas, auf das du
dich freuen kannst.«
    Amelia lachte. »Irgendwie stimmt das ja sogar.« Sie legte Veronica
eine Hand auf den Arm. »Du musst mir jedenfalls versprechen, dass du da draußen
gut auf dich aufpasst. Es
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