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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge
Autoren: George Mann
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und richtete die Aufmerksamkeit auf den Ofen. »Möchte jemand
Tee?«
    Newbury lachte. »Ja, bitte, Miss Coulthard. Das wäre wundervoll.« Er
ging in das Vorzimmer, hängte den Hut auf den Garderobenständer, zog vorsichtig
den Mantel aus, um die Wunden nicht unter Spannung zu setzen, und ließ sich
hinter seinem Schreibtisch nieder.
    Auch Veronica kehrte an ihren Platz zurück. Sie beäugten einander
quer durch das Büro, keiner wusste etwas zu sagen. Miss Coulthard pfiff gar
nicht unmelodisch, während sie im Vorzimmer den Kessel aufsetzte und die Tassen
und Untertassen aus dem Schrank nahm.
    Endlich brach Newbury das Schweigen. »Hat sich Bainbridge blicken
lassen und Sie über meine Theorie ins Bild gesetzt, was den Angehörigen des
niederländischen Königshauses und die Lady Armitage betrifft?«
    Veronica nickte. »Ja, das hat er. Allerdings war er äußerst
zugeknöpft, als es um die Frage ging, was der Mann in Whitechapel zu suchen
hatte. Immerhin konnte ich seinen Anspielungen genügend Hinweise entnehmen, um
mir zusammenzureimen, was er nicht aussprechen wollte.«
    Newbury lachte. »Das sieht Charles ähnlich. Er weiß einfach nicht
mit einer Dame umzugehen.«
    Veronica wurde ernst. »Jedenfalls erklärt dies wohl, warum die
Passagiere im Luftschiff an die Sitze gekettet waren. Sie waren allesamt Opfer
der Seuche.«
    Â»Ja, das ist offenbar die richtige Erklärung.«
    Veronica spielte mit der Ecke einer Manuskriptseite auf ihrem Schreibtisch.
»Wie hat Ihre Majestät die Neuigkeiten aufgenommen? Diese skandalöse
Angelegenheit muss der königlichen Familie doch sehr unangenehm sein.«
    Â»Ich war gestern im Palast. Ihre Majestät ließ sich nichts anmerken
und war, wenn ich ehrlich bin, viel zu sehr damit beschäftigt, mir Vorhaltungen
wegen meines Gesundheitszustandes zu machen.« Er kicherte. »Ich glaube nicht,
dass auch nur ein Wort von alledem an die Presse durchsickert. Ob man diese
Geschichte der Mutter des Jungen zumuten will, haben andere zu entscheiden.«
    Veronica nickte. »Was nun?«
    Wieder lachte Newbury. »Druiden. Die Bronzezeit. Seiten um Seiten
ermüdender Notizen.« Er lehnte sich zurück. »Wer weiß, was danach kommt?
Irgendetwas wird sich schon ergeben.« Er drehte sich zu Miss Coulthard um, die
auf einem Holztablett zwei Tassen Earl Grey brachte.
    Veronica schnappte sich lächelnd einen neuen Papierstapel und
ordnete ihn vor sich. Als sie den Kopf hob, blickte Newbury sie immer noch an.
»Ich glaube, so wird es sein, Sir Maurice. Ganz gewiss.«

Epilog
    Im Halbdunkel zischten und surrten die lebenserhaltenden
Maschinen, der Blasebalg hob und senkte sich im mühsamen Atemrhythmus der
Benutzerin. Ihre Majestät Königin Victoria schob den Rollstuhl nach vorn, näher
an die Gestalt heran, die auf der anderen Seite des Audienzsaales im Schatten
stand. Sie setzte eine strenge Miene auf. »Wir sind höchst zufrieden mit dem
Ausgang Ihrer Ermittlungen.« Ihre schrille Stimme hallte durch den kahlen Raum.
»Dennoch machen wir uns nach wie vor große Sorgen um das Wohlbefinden unseres
Agenten. Sagen Sie, Miss Hobbes, glauben Sie, dass Sir Maurice sich seiner
Position als Vertreter der Krone als würdig erwiesen hat?«
    Veronica schluckte und trat in das wabernde Licht der Gaslampen vor.
»Das glaube ich, Euer Majestät. Sir Maurice macht seiner Nation alle Ehre.«
    Die Monarchin nickte. »Sehr gut, das finde ich ausgesprochen
beruhigend.« Sie legte eine Hand vor den Mund und hustete gurgelnd. Die
Maschine heulte auf und versuchte, die vorübergehende Atemnot auszugleichen.
Sofort hob sich der Oberkörper der Königin, und ihre Lungen füllten sich mit
Sauerstoff. Als sie wieder bei Atem war, fuhr sie fort: »Trotzdem, Miss Hobbes,
wir möchten Sie anhalten, ja nicht Ihre Pflicht zu vergessen. Wir müssen
unbedingt dafür sorgen, dass Newbury keine Handbreit von seinen Überzeugungen
abrückt. Wir fürchten, die dunklen Künste könnten eine schreckliche Verlockung
darstellen, und Sie dürfen nie vergessen, dass Ihre Aufgabe vor allem darin
besteht, Newbury davor zu bewahren, einem gefährlichen Zauber zum Opfer zu
fallen. Wir möchten uns nur ungern vorstellen, was ein weiterer Abtrünniger in
unseren Reihen anrichten könnte.«
    Veronica runzelte die Stirn. »Gibt es etwas Neues von Dr. Knox?«
    Die
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