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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
Autoren: Gerhard Jelinek
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Geburtstagswünschen scherzt der US-Präsident vor 15.000 Besuchern: „Ich kann jetzt als Politiker zurücktreten, nachdem mir ein derart süßes Geburtstagsständchen auf so angenehme Art gesungen wurde.“
    Es ist einer der letzten öffentlichen Auftritte Monroes, ehe sie nur drei Monate später stirbt. Das laszive Liedchen, ihrem Idol zum 45. Geburtstag geschenkt, macht sie unsterblich. Moderator des Abends ist wieder einmal der britische Schauspieler und Kennedy-Schwager Peter Lawford.
    Es gibt von diesem Auftritt Fernsehbilder und Tondokumente, aber nur ein einziges gemeinsames Foto mit John F. Kennedy entging der Zensur. Der offizielle „White House“-Fotograf Cecil Stoughton knipst das Bild offenkundig hinter der Bühne. Der Präsident dreht sich von der Kamera weg, Monroe spricht und Robert Kennedy hört zu. Der britische Filmproduzent und Sammler Keya Morgan ersteigerte erst vor wenigen Jahren das Schwarzweiß-Bild: „Es ist kein anderes Foto von Bobby Kennedy mit Marilyn oder JFK mit Marilyn bekannt, und das nicht, weil sie nie zusammen fotografiert worden wären. Marilyn Monroe ist in Wirklichkeit sehr häufig mit den Kennedys fotografiert worden, doch der Secret Service und das FBI haben strikte Anweisungen gehabt, jegliches Bildmaterial zu konfiszieren.“ Das Foto blieb erhalten, weil sich die Negative des Films im Trockenraum befanden, als Sicherheitsbeamte – wie immer – die Bilder von Stoughton konfiszierten.
    John F. Kennedy, der in der Familie immer nur „Jack“ genannt wurde, hatte die berühmteste Schauspielerin ihrer Tage erst im Februar 1962 bei einer „Dinner Party“ in New York näher kennengelernt. Kennedy liebte den Hollywood-Glamour und er liebte Schauspielerinnen, ob blond oder brünett, das war „Jack“ ziemlich egal. Der Präsident stand im Ruf, ein fast schon krankhaftes Sexualleben außerhalb seiner Ehe zu führen. Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh zitiert Kennedy in seinem Skandalbuch „Das Ende einer Legende“ kaum druckreif: „Ich bekomme Migräne, wenn ich nicht jeden Tag ein neues Stück Arsch bekomme (‚strange piece of ass every day‘)“.
    Mit seinen regelmäßigen Eskapaden versuchte „Jack“ möglicherweise die Schmerzen seines chronischen Rückenleidens zu kompensieren. John F. Kennedy, der nach außen in der Rolle des jugendlich strahlenden Politikers brillierte, war ein schwerkranker Mann, der nur durch tägliche Medikamenten-„Cocktails“ seinen Pflichten nachgehen konnte. Kennedy litt an „Addison Disease“ (Nebennierenrinden-Insuffizienz), einer Schilddrüsen-Erkrankung, die durch ständige Cortison-Gaben unter Kontrolle gehalten werden musste. Gegen sein wieder akut gewordenes Rückenleiden erhielt der Präsident zwei bis drei Mal pro Tag das Schmerzmittel Procain gespritzt, er musste ein stützendes Korsett tragen. Kennedy ließ sich auf seinen Auslandsreisen vom New Yorker Arzt Max Jakobson einen Drogencocktail, bestehend aus Stereoiden und Amphetaminen, verabreichen. „Jack“ Kennedy wäre bei jedem Dopingtest sofort aufgeflogen. Für die Kameras lächelte er, gab den starken Präsidenten, der er – jedenfalls in den ersten Monaten seiner Präsidentschaft – gar nicht war. Das militärische und publizistische Debakel in der Schweinebucht beim gescheiterten Invasionsversuch auf Kuba, die Niederlage gegen die Sowjetunion im Wettrennen um den ersten Menschen im All, die Demütigung beim Gipfeltreffen zwischen Kennedy und Chruschtschow in Wien, bei dem der Sowjetführer den jungen Amerikaner wie einen Schulbuben belehrte, und schließlich der Bau der Berliner Mauer, den die Atommacht USA nicht verhindern konnte: Kennedys erstes Jahr war eine außenpolitische Katastrophe. Umso mehr suchte der „neurotische Womanizer“ (Robert Dallek in seiner Kennedy-Biografie) nach privaten Erfolgserlebnissen.
    Die Party sollte um acht Uhr abends beginnen, der Präsident erschien pünktlich, nur Marilyn Monroe war noch nicht da. Seelenruhig saß sie noch eine Stunde später vor ihrem Schminkspiegel und verfeinerte ihr Make-up. Monroe wusste, wer der Star des Abends war, und sie gedachte ihren Auftritt perfekt in Szene zu setzen, schließlich war sie Schauspielerin. Pünktlichkeit und Verlässlichkeit hätte sie als unsexy eingestuft. Sie war gefürchtet für ihr Zuspätkommen. Der Präsident musste warten. Mehr als eine Stunde zu spät betrat sie den Saal in Kennedys Hotel. Ihr Begleiter für den Abend, der im Jahr 2008 verstorbene Hollywood-Manager
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