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Aethermagie

Titel: Aethermagie
Autoren: Susanne Gerdom
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heißt du?«
    Kato kniff die Lippen zusammen.
    Herr Tiez hörte auf, herumzukramen und richtete sich auf. »Was?«, fragte er kratzte sich am Kinn. »Hast du etwas gesagt?«
    »Nein«, sagte Kato.
    »Ich war’s«, sagte das Plasmateufelchen. Es kicherte und stieß mit dem Fuß gegen den Glaskolben, in dem es gefangen saß.
    Gefangen.
    Kato starrte die Lampe an. »Herr Tiez«, rief sie, alle Vorsicht vergessend. »Die Lampe!«
    »Was soll damit sein?« Der Antiquar hob einen Kasten mit allerlei Zeugs auf den Tisch und wischte sich mit einem großen Schnupftuch über die kahle Stirn. Er mied Katos Blick und fuhrwerkte mit lautem Gewese in der Kiste herum.
    Kato ließ sich nicht ablenken. Sie kniff die Augen zusammen. »Dort ist kein Käfig um den Kolben«, sagte sie verblüfft. »Das ist gefährlich, Herr Tiez. Und verboten ist es obendrein.«
    Der Antiquar warf einen schuldbewussten Blick auf das beanstandete Objekt und hob dann die Schultern. »Du wirst mich nicht deswegen anzeigen, liebes Fräulein von Mayenburg. Das wirst du doch sicher nicht tun?«
    »Das tut sie nicht«, rief das Plasmateufelchen dazwischen. »Sie ist nicht dumm. Das sieht man doch, Meister Horatius.«
    Kato öffnete den Mund und schloss ihn wieder. »Herr Tiez«, sagte sie tastend, »es redet mit Ihnen.«
    »Hm«, machte der Antiquar.
    »Ich heiße Fondafor«, rief das Teufelchen von hinten. »Er mag jetzt nicht mit mir reden. Du ja wohl auch nicht.«
    Horatius Tiez nahm seufzend den Zwicker ab und polierte ihn an seinem Ärmel. Seine blassen Augen suchten Katos Blick. Er zuckte mit den Achseln. »Du könntest mich dem Sicherheitsbureau melden«, sagte er leise. »Aber mir scheint, du selbst weißt gut genug, wann man redet und wann es angebracht ist zu schweigen, oder, Fräulein von Mayenburg?«
    »Kato«, sagte sie beherzt. »Lieber Herr Tiez, ich weiß ganz bestimmt, wann es sich schickt, zu schweigen.«
    »Und der Herr Baron, dein Vater, liebes Fräulein Kato …« Der Antiquar rieb sich erneut mit dem Tuch über Stirn und Gesicht, »er ist immerhin der stellvertretende Herr Polizeidirektor. Weiß er, dass du …?«
    Kato schlang die Finger ineinander und senkte den Blick. »Er weiß es nicht«, sagte sie schließlich. Das war nur die halbe Wahrheit, aber es stimmte in gewisser Weise dennoch. Ihr Papa wollte nicht wissen. Er schloss die Augen und die Ohren und legte die Hände über den Mund – wie das geschnitzte Drei-Affen-Figürchen, das er auf seinem Schreibtisch stehen hatte.
    »Das ist gut«, sagte Herr Tiez aufatmend. Er beugte sich vor und legte seine Hand über Katos verschränkte Finger. Sein Blick war eindringlich und ernst. »Du solltest daran nichts zu ändern versuchen, Fräulein Kato. Es würde deinen Vater unglücklich machen und dich auch. Ich nehme an, du hast die Gabe von deiner teuren Frau Mama geerbt?«
    Kato warf ihm einen schnellen Blick unter gesenkten Lidern her zu. Sie bestätigte seine Vermutung weder, noch stritt sie sie ab. Stattdessen fragte sie: »Und Sie, Herr Tiez?«
    Der Antiquar wandte sich ab. »Meine beiden Eltern«, sagte er. »Und meine Schwestern. Wir waren eine wahrhaft begabte Familie.« Er lachte kurz und keuchend.
    Kato fragte nicht weiter. Sie blickte zu dem mit offenem Mund lauschenden Plasmateufelchen und lächelte. »Fondafor«, sagte sie. »Ich heiße Kato.«
    Das kleine Wesen verneigte sich gravitätisch. »Ich freue mich, Freundin Kato«, sagte es.
    »Der kleine Salamander mag dich offenbar«, sagte Herr Tiez.
    Kato sah ihn fragend an. »Salamander?«
    »Mein seliger Herr Vater war ein begabter Alchemist«, erklärte Tiez. Seine Augen funkelten. »Salamander und Sylphen, Undinen und Gnomen … er hat mich gelehrt, mit ihnen allen zu sprechen.«
    Draußen erklang das Glöckchen, das an der Ladentür befestigt war. »Katharina? Herr Tiez?«, hörte Kato ihre Stiefmutter rufen.
    »Oh«, sagte sie und sprang hastig von ihrem Hocker auf. »Wie schade …«
    »Warte.« Der Antiquar eilte an ihr vorbei und griff nach der Türklinke. »Lösch das Licht, Fondafor.«
    Der Plasmateufel – oder Salamander, dachte Kato – gehorchte. Sofort herrschte tiefe Dunkelheit, und wieder war es still, als stünden sie in einem großen, leeren Raum.
    Horatius Tiez öffnete die Tür und schob Kato hindurch. Voller Verblüffung fand sie sich im vorderen Laden wieder, gleich hinter der breiten Theke.
    »Da bist du ja, Liebes«, empfing Adelaïde sie ungeduldig. »Komm jetzt, schnell. Es ist schon spät geworden.
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