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Aethermagie

Titel: Aethermagie
Autoren: Susanne Gerdom
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gerannt, hielt vor dem Wagen an, salutierte und keuchte: »Ihre Eskorte meldet sich zum Dienst, Baronin Mayenburg.«
    »Steigen Sie schon ein, worauf warten Sie?«, rief Adelaïde ungeduldig. »Fahren Sie los, August.«
    Kato musterte ein wenig enttäuscht den Fähnrich, der zum Chauffeur in die Fahrerkanzel stieg. Es wäre doch zu nett gewesen, wenn ihr Leutnant Vásáry als Eskorte mitgefahren wäre.
    Der Motorwagen rumpelte los. Das singende Jammern der Elementargeister verstummte, dafür füllten die fauchenden, schnaufenden Laute des Dampfantriebs die Kabine. Kato hielt sich am Türgriff fest, denn der Wagen schaukelte und holperte, dass es eine wahre Tortur war. Das Tor wurde geöffnet, die Wache salutierte, dann bog der Wagen in die Straße ein.
    »Wir halten zuerst am Hof«, erklärte Adelaïde und zog einen Zettel aus ihrem Handschuh. »Ich hole bei Kniže die bestellten Hemden für deinen Vater ab. Danach gehen wir zur Frau Havlicek in der Seitzergasse, dort werden wir bestimmt zwei Stunden benötigen.« Sie las mit gerunzelter Stirn ihren Besorgungszettel durch und kommentierte ihn währenddessen halblaut.
    Kato blickte hinaus und hörte nur mit halbem Ohr zu, wie eine stärkende Pause in einem Kaffeehaus erwähnt wurde, und dass man noch den Abstecher in die Kleeblattgasse machen wolle, um dort nach der Uhr zu sehen, die das Mädchen zur Reparatur bei Herrn Tiez abgegeben hatte.
    An diesem Punkt wurde Kato wieder aufmerksam. »Dürfte ich dort ein wenig länger verweilen, Frau Mama?«, bat sie. »Ich möchte schauen, ob ich noch ein paar Bücher finde, die ich mitnehmen kann ins Pensionat.«
    Die Freifrau verzog ein wenig den Mund, aber dann nickte sie. »Gut, meinetwegen. Dann gehe ich doch noch zu Gruber & Baumgartner hinüber. Dein Vater bat mich wegen seiner Zigarren darum, aber ich dachte, wir hätten heute keine Zeit mehr dazu.«
    Kato schnitt eine Grimasse. Diese schrecklichen stinkenden Zigarren!
    Adelaïde sah ihre Miene und lächelte kurz. »Du magst doch diese weißen Pralinen gerne? Und vielleicht kaufe ich uns noch eine schöne Pastete fürs Abendbrot?«
    Kato nickte ergeben. Solange sie dadurch Zeit hatte, den staubigen Laden des Herrn Tiez zu durchstöbern, war ihr alles recht.
    Die Zeit bis dahin wurde ihr recht lang. Erst hielt die Frau Mama ein längeres Schwätzchen mit Josef Kniže, dem Inhaber, der sich für seine liebsten Kunden immer persönlich aus der Werkstatt nach vorne in den Laden bemühte.
    Kato saß auf einem Stuhl im Laden, stützte das Kinn auf die Hand und sah zum Fenster hinaus. Auf der Straße rollten Kutschen, Karren und vereinzelte Motorwagen vorbei. Im Laden roch es nach Stoffen und Holz, Tabak und den Rosen, die auf dem langen Ladentisch in einer Vase verblühten, und aus der Werkstatt drang das Licht der Merkurlampen herüber, die viel heller und unangenehmer für die Augen waren als der warme Schein der Plasmalampen im vorderen Teil des Ladens.
    Kato vermied es, den Plasmateufeln in ihren Lampenkäfigen einen Blick zuzuwerfen. Sie wusste, dass die Ætherwesen ihre Blicke bemerken und sie ansprechen würden, und es war so schwer, dann auf ihre drängenden, neugierigen Fragen nicht zu antworten. Zu Hause war das nicht so arg. Ihr Vater liebte das Licht von Bienenwachskerzen, deshalb hatte er nur dort Ætherlampen installieren lassen, wo stetiges, helles Licht vonnöten war. Kato kannte jeden der Plasmateufel und auch die kleine Handvoll Pneumageister, die im Keller gemeinsam mit einigen Plasmateufeln für die Heizung und das warme Wasser sorgen mussten. Sie achtete darauf, nur mit ihnen zu reden, wenn niemand sonst in der Nähe war und es hören konnte.
    Endlich verabschiedete sich Adelaïde und schob Kato zur Tür hinaus. Die Glocke der Ladentür bimmelte, und das Quietschen von Wagenrädern und Klappern von Hufen und hölzernen Pantinen traten an die Stelle der surrenden Nähmaschinen.
    Die Freifrau überflog erneut ihren Zettel. Neben ihr warteten der Fähnrich, der das Paket mit Hemden unter dem Arm trug, und Kato geduldig darauf, dass es weiterging.
    »Die Schneiderin«, sagte Kato, die den Einkaufszettel inzwischen auswendig wusste. »Und dann gehen wir gleich zu Herrn Tiez und ich bleibe dort, während du hinüber ins Kaffeehaus gehst und dich stärkst. Was hältst du davon?« Das würde ihr sicherlich eine halbe Stunde mehr Zeit zwischen all den Wundern des Tiez’schen Ladengeschäftes verschaffen. Nicht, dass sie etwas gegen eine heiße Schokolade und ein
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