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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh
Autoren: Holgate John
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großen runden Augen ganz unglücklich auf einer Astgabel des Weißdorns saß. Während einer Minute oder auch länger schauten wir uns ruhig an, dann flog sie hinüber zu den Gebäuden auf Egerton, wo sie von einer Horde Spatzen wieder verjagt wurde, die sich durch ihre Anzahl stark fühlten. Wahrscheinlich hatte sie in der Hecke einen Unterschlupf und Schutz gesucht, als es zu schneien begann. An die Geräusche und Schreie der Waldkäuze waren wir gewöhnt, wenn sie nachts auf Jagd gingen, aber nur sehr selten sah man diese Vögel.
    Als der kleine Jock auf tauchte, tat er mit einem Achselzucken den nachbarlichen Pessimismus ab. »Es wird in Regen übergehen«, sagte er und sollte recht behalten. Ununterbrochen goß es während drei Tagen vom Himmel herunter; die Weiden wurden zu Brei, und der Weg glich einer schlammigen Rutschbahn. Mit Picken und Schaufeln arbeiteten Willem, John und ich, um die größten Pfützen zum Abfließen zu bringen und den Weg befahrbar zu belassen. Feuchtigkeit und die schwere Arbeit verschlimmerten meine arthritische Hüfte, aber es mußte gemacht werden.
    Von Matthew allerdings, einem Leidensgenossen, bekam ich keine mitleidigen Töne zu hören. »Du holst mich ja ganz schön schnell ein«, zog er mich auf, als ich in die >Schmiede< kam und mich ganz vorsichtig auf einen Stuhl setzte. »Bei der nächsten Tierschau müssen wir unbedingt ein Wettrennen auf Krücken veranstalten.« Wenn in dieser Nacht tatsächlich so ein Ereignis stattgefunden hätte, wäre er der Sieger geworden...
    Doch glücklicherweise wurde gegen Ende November das Wetter besser, so daß Thomas, der Schwiegersohn von Kuhspezialist Ellis, für uns das Zwei-Hektar-Feld umpflügen konnte. Schnee und Frost würden die aufgeworfene Erde locker halten, wodurch wir sie dann mit Beginn des Frühlings ohne Schwierigkeiten zu dem feinen Ackerland würden zerteilen können, welches unbedingt für die beabsichtigte Graseinsaat notwendig war.
    Wie immer war Thomas bei guter Gesundheit und frohen Muts, als er zu uns in die Küche kam. »Ihr seid beide zu unserer Fernsehparty eingeladen am nächsten Samstag«, sagte er zu uns, als wir beim verspäteten Mittagessen beisammensaßen. »Wir woll’n uns anseh’n >Spiel des Tages<.«
    Es hörte sich ein wenig merkwürdig an.
    »Da, im Zimmer nebenan haben wir auch Fernsehen«, bedeutete ich ihm.
    Eine Gabel voll Kartoffeln blieb vor seinem Mund stehen. »Schwarz-Weiß! Unserer ist in Farbe.«
    Shirley zeigte sich beeindruckt. »Dir muß es recht gutgehen, Thomas, daß du dir einen Farbfernseher leisten kannst.«
    »Wir ha’m den nich gekauft«, lachte er und ließ dabei kräftige weiße Zähne sehen.
    »Auf Ratenzahlung?«
    Er schluckte die Kartoffel runter. »Nicht genau, wir ha’m ihn zur Probe. Keine Anzahlung. Umsonst zur Probe im eigenen Heim, vierzehn Tage lang, keine Verpflichtungen...«
    »Und dann?«
    »Dann kommen die und hol’n ihn wieder ab«, grinste er glücklich. »Ich und die Missus wollten schon immer einen Farbfernseher haben. Ellis gefällt der auch. Aber die Preise... die ha’m Großstadtpreise, ganz fürchterliche...«
    Mit der Hand vor dem Mund rannte Shirley aus der Küche. Ich konnte mich noch beherrschen, bis unser Gast ganz trocken hinzufügte: »Natürlich hätt’n wir’n lieber zu Weihnachten, Programme sind besser, aber das wollten die nicht. Die sind nicht sehr entgegenkommend.«
    Ich lachte los, und er fiel mit ein.
    »Das erste Farbfernsehen in dieser Gegend, weißt du. Ich und Ellis sind fortschrittlich...«
    »Ihr führt einen Hauch von Kultur bei uns ein, was?«
    Er grinste. »Ich werd’ ihm berichten, daß du das gesagt hast. Aber vergeßt nicht: kommt am Samstag vorbei, falls ihr das sehen wollt.«
    Und damit fuhr er mit seinem schweren Traktor davon, was er mit dem Schneid und Draufgängertum der Rennfahrer tat, die seine Idole waren.
    Wir nahmen zwar seine Einladung nicht in Anspruch, aber diese Geschichte hatte ein bißchen Frohsinn und Gelächter in einem Augenblick in unser Leben gebracht, als wir sehr darauf angewiesen waren.

30

Ein Schaf wird von Hunden gerissen

    A ls wir näher kamen, flogen zwei Bussarde von dem toten Schaf hoch und mit schwerem Flügelschlag davon. Sie waren zwar nicht die einzigen >Aasgeier< gewesen, die sich daran gütlich getan hatten, aber die Ursache des Todes stand außer Zweifel: Das Schaf war von einem oder mehreren Hunden gerissen worden.
    John und ich starrten sprachlos auf die Schweinerei, die verstreut
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