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Ärger mit dem Borstenvieh

Ärger mit dem Borstenvieh

Titel: Ärger mit dem Borstenvieh
Autoren: Holgate John
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Leitungen zu legen.«
    Ein Mann muß wissen, wann es Zeit zum Rückzug ist. Es schien nichts mehr dabei herauszukommen, wenn ich den Kampf weiterführte. »Und der Kuhkauf?«
    »Kauf so viele Kühe wie du willst, bedien dich nur«, sagte sie äußerst liebenswürdig und mit honigsüßer Stimme und gab mir den Scheck. »Nur, kauf keine, die teurer ist als hundertachtundzwanzig Pfund, denn fünfzig Pfund werden davon ausnahmsweise mal im Haus investiert werden.«
    Es fiel mir nicht schwer, ihren Standpunkt zu verstehen. Das Haus war zwar von außen malerisch anzusehen, aber im Winter konnte es so kalt werden, daß man darin zum Eisberg wurde, wenn nicht die Kaminfeuer die ganze Nacht über brannten. Außerdem mußte ich gestehen, daß ich die Neigung hatte, immer nur für >draußen< zu planen, wenn sich zusätzliches Bargeld einstellte. Allerdings konnte ich zu meiner Verteidigung Vorbringen, daß in eisigem Wetter, wenn der Wind wie ein walisischer Mörder um den Berg pfiff, mir das Haus immer wie ein paradiesischer Ort der Wärme und Gemütlichkeit vorkam, den man eigentlich nicht mehr verbessern konnte.
    Dennoch war die Atmosphäre zwischen uns so lange gespannt, bis die Heizkörper installiert waren. Etwa eine Woche später, nachdem dies passiert war, zerrte mich Shirley ins Eßzimmer und zeigte mir, daß die Feuchtigkeit, die sich an den beiden Außenwänden niedergeschlagen hatte, jetzt völlig ausgetrocknet war. Die freudige Befriedigung, die sie darüber empfand, rechtfertigte die Ausgabe in jedem Fall. Eine ganze Reihe ihrer Vorgängerinnen auf Egerton hätte ihr zweifellos zustimmend zugenickt bei ihrem Durchsetzungsvermögen.
    Aber die Heizungsgeschichte war lediglich ein kleines Familienscharmützel im Vergleich zu dem steten Vormarsch des Winters. So wie alle anderen um uns herum, bereiteten wir uns geschäftig auf die große Belagerung vor.
    Eine sehr notwendige Aufgabe bestand darin, die Futterraufen zu überholen. Sie waren aus hölzernen Rahmen und zusammengeschweißtem Maschendraht hergestellt, wir mußten sie an der Wand entlang des großen Kuhstalles aufhängen, wo die Kühe den Winter über leben würden. Während der Heuernte hatten wir sie heruntergenommen, um leichter an die dahinter liegenden Heuschober zu gelangen.
    Gott sei Dank waren die Raufen solide gebaut worden. Denn kurze Zeit später, nachdem sie angebracht worden waren, rutschte ich auf einem lockeren Ballen aus und fiel etwa drei Meter tief auf sie runter. Mit einem gewaltigen dumpfen Schlag landete ich darauf. Zwar hatte ich einige Prellungen und einen ziemlichen Schock dabei abbekommen, aber sonst war mir nichts passiert. Voller Selbstmitleid kletterte ich raus und hinkte zum Haus hinüber, um mir eine Tasse Tee zu erbitten.
    Die meisten Dinge waren so gut wie fertig, als ich Willem, unserem nächsten Nachbarn, auf dem Weg begegnete. Er steckte in einem Overall und schnitt mit einer Heckensichel überhängende Zweige aus dem Dickicht. »Die kratzen seitlich die Autos an«, erklärte er mir und machte eine Pause, um die halbmondförmige Schneide mit einem Wetzstein zu befeuchten. »Das muß man machen, bevor der erste Schnee kommt und die Hecken bis auf den Weg niederdrückt. Es ist schon unterwegs, und zwar schnell und früh dieses Jahr.«
    »Es?«
    »Das Wetter«, erklärte er mir geduldig und deutete mit dem Kopf in Richtung Nordosten, wo der Himmel seekrank aussah. »Dort oben hockt schon berghoher Schnee. Wahrscheinlich wird der Weg bis zu den Schultern eingeschneit werden.«
    Ich war froh, daß Shirley jetzt nicht dabei war. Sie hätte nächtliche Alpträume gehabt.
    >Es< traf tatsächlich drei Tage später ein, aber glücklicherweise mit einer Vorwarnung. Plötzlich, mitten am Nachmittag fiel die Temperatur gewaltig, feines Schneegestöber setzte ein, und das Land hielt den Atem an und wartete. John und ich waren damit beschäftigt, Zäune zu reparieren, aber wir legten unsere Werkzeuge zur Seite und holten die Kühe für die Nacht in den Stall, zum ersten Mal in diesem Herbst. Wir brauchten sie dazu nicht zu überreden; als Wetterpropheten eigneten sie sich noch besser als der pessimistische Willem. Es fing richtig zu schneien an, als wir ins Bett gingen, und am nächsten Morgen wachten wir in einer watteweißen Welt auf.
    Doch nicht alle waren so vorbereitet gewesen. Als ich mit der Milch den Weg hinauffuhr und ausstieg, um das Tor zu öffnen, bemerkte ich eine kleine Eule, vielleicht fünfzehn Zentimeter groß, die mit
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