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Aengste verstehen und hinter sich lassen

Aengste verstehen und hinter sich lassen

Titel: Aengste verstehen und hinter sich lassen
Autoren: Cornelia Dehner-Rau , Harald Rau
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    Bei dieser Betroffenen ist das Verlassen der Wohnung mit dem Auftreten einer massiven Angst vor Kontrollverlust, Ohnmacht und Unsicherheit verbunden. Obwohl sie weiß, dass diese Angst rational völlig unbegründet ist, hat diese sich im Laufe der Jahre immer mehr verfestigt und zu einem zunehmenden Rückzug in ihre Wohnung geführt. Die eigentliche Angst auslösende Situation, das Entfernen von der Wohnung, hat sie durch eine perfektionierte Alltagsorganisation immer besser vermeiden können. In der Folge verlor sie jedoch jegliche Übung darin, sich in eigener Verantwortung außerhalb der Wohnung zu bewegen. Um den Alltag dennoch bewältigen zu können, hat sie ein gut funktionierendes soziales Netz konstruiert: Ihre erwachsene Tochter, mehrere Nachbarn, einige Bekannte erledigen die Einkäufe, begleiten sie bei unvermeidbaren Anlässen und sind in „Notfällen“ erreichbar.
    Vermeidung ist ursprünglich eine Schutzreaktion und muss als solche erst einmal gewürdigt werden. Aufgrund von sehr belastenden Vorerfahrungen versucht man, so weit es möglich ist, gefürchtete Situationen und damit verbundene Gedanken und Gefühle zu vermeiden. Durch Vermeiden wird die alltägliche Lebensgestaltung immer schwieriger und eingeengter, die Angst wird immer größer. Man hat keine Möglichkeit, neue – korrigierende – Erfahrungen zu machen und wieder Vertrauen in sich und in die Situation zu entwickeln.
    Wenn man Schritt für Schritt erfährt, dass man die gefürchtete Situation wieder besser steuern kann, wieder mehr Kontrolle erlebt, wird die Angst kleiner werden. Ziel ist folglich, das bisherige Vermeidungsverhalten durch die schrittweise Konfrontation mit der Angst auslösenden Situation abzubauen und den Aktionsradius wieder zu erweitern.
    WISSEN
    Was versteht man unter Selbstwirksamkeit (-serwartung)?
    Mit dem Begriff der Selbstwirksamkeit wird in der Psychologie die Fähigkeit bezeichnet, aufgrund eigener Fähigkeiten Handlungen ausführen zu können, die zu den gewünschten Zielen führen. Die entsprechende Erwartung des Betreffenden nennt man Selbstwirksamkeitserwartung. Ein Mensch, der daran glaubt, selbst etwas bewirken und sein Schicksal durch sein eigenes, selbstständiges Handeln beeinflussen zu können, hat also eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Menschen, die unter Angststörungen oder Depressionen leiden, haben meist eine eher geringe Selbstwirksamkeitserwartung. Sie sehen sich als Opfer äußerer Umstände und haben nicht das Vertrauen, dass sie schwierige Situationen bewältigen können. Ein wichtiges Ziel, um Ängste bewältigen zu können, ist also, das Vertrauen in die Selbstwirksamkeit zu steigern.
Gedankliche Symptome der Angst
    Die Gedanken und Selbstkommentierungen vor und während eines Angstanfalls spielen für die Angstentstehung und -aufrechterhaltung eine sehr wichtige Rolle. Die Gedanken und Selbstkommentierungen können sich verselbstständigen und automatisieren und Einfluss auf körperliche Vorgänge haben. Ihre Gedanken beeinflussen Ihre körperliche Reaktion und umgekehrt.
    Die folgende Liste zählt die häufigsten Gedanken auf, die während einer Angstattacke vorherrschen können:
„Ich verliere jetzt gleich die Kontrolle und weiß nicht mehr, was ich tue.“
„Gleich werde ich verrückt und flippe völlig aus.“
„Ich bin überzeugt davon, dass ich jetzt sterben werde. Die Symptome weisen auf einen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag hin. Das ist das Ende.“
„Was denken jetzt die Leute, die mich hier so erleben? Die denken, ich spinne und bin verrückt!“
„Die Dinge um mich herum sind ganz unwirklich“ (Derealisation).
„Ich selbst fühle mich weit entfernt und gar nicht wirklich hier“ (Depersonalisation).
    Angst vor der Angst. Ein sehr häufig vorkommender gedanklicher Angstmechanismus ist die „Angst vor der Angst“. Damit wird die Tatsache bezeichnet, dass sich fast alle Menschen mit einer Angststörung übermäßig häufig und intensiv gedanklich mit der Angstsymptomatik beschäftigen. Diese gedankliche Beschäftigung hat einen oft katastrophisierenden Charakter; das erhöht die Angst vor einer weiteren Angstattacke. Solche Gedanken und Gefühle können in der Folge körperliche Vorgänge und damit auch Angstsymptome provozieren und somit den nächsten Angstanfall vorbereiten.
    Depersonalisation. Unter Angst verändert sich die Wahrnehmung der eigenen Person und des eigenen Körpers. Man fühlt sich unwirklich,
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