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Aengste verstehen und hinter sich lassen

Aengste verstehen und hinter sich lassen

Titel: Aengste verstehen und hinter sich lassen
Autoren: Cornelia Dehner-Rau , Harald Rau
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Übergang von normaler zu krankhafter Angst ist fließend.
    Ich habe Angst vor einem Herzinfarkt
    Andrea B., 47 Jahre
    Mein Vater ist in seinem 40. Lebensjahr an einem Herzinfarkt verstorben; auch meine Großmutter hat im Alter von 49 Jahren das gleiche Schicksal erlitten. Ich werde durch die Wahrnehmungen einer Unregelmäßigkeit der Herzaktivität oder eines Schmerzes im Brust- und Armbereich an den Tod meines Vaters und dessen Mutter erinnert und fürchte das Herannahen eines Herzinfarktes. Ich habe mir ein Blutdruckmessgerät gekauft und begonnen, am Tag mehrmals den Blutdruck zu messen. Jeder unnormal erscheinende Wert löst zunehmend Unbehagen bei mir aus und vergrößert die Angst.
    Ich habe Angst vorm Autofahren
    Stefan K., 36 Jahre
    Vor einiger Zeit überlebte ich einen schlimmen Verkehrsunfall, an den ich wegen der eingetretenen Bewusstlosigkeit keine Erinnerung habe. Ich erlangte erst auf einer Intensivstation mein Bewusstsein wieder und erfuhr während der folgenden sechs Monate eine deutliche Besserung aller körperlichen Unfallfolgen. Während dieser Zeit entwickelte ich eine zunehmende Angst davor, in Autos mitzufahren. Ich vermied solche Situationen zunehmend und schränkte meinen Aktionsradius erheblich ein. Dies führte sogar dazu, dass ich begann, mich immer weniger mit Bekannten und Freunden zu treffen, um Autofahrten und Fahrten mit Bussen zu vermeiden.
    Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass einerseits eine begründete Angst vor dem gefährlichen Straßenverkehr entstand, die einen gewissen Realitätsbezug hat. Andererseits begann die junge Frau, ihr Leben und ihre Sozialkontakte zunehmend einzuschränken. Somit resultiert aus dem Unfall mindestens auf zweifache Weise psychisches Leid: Neben der Angst vor dem Straßenverkehr führte der Unfall zu Beeinträchtigungen in der Lebensführung. Wenn aufgrund von Vermeidungsverhalten keine neuen Erfahrungen gemacht werden, nehmen die Ängste im Laufe der Zeit zu. Mangelnde Übung mindert das Selbstvertrauen.
Merkmale einer Angsterkrankung
    Folgende Merkmale sprechen dafür, dass Angstsymptome über ihre normale und hilfreiche Bedeutung hinausgehen und deshalb Symptome einer Angsterkrankung sein können:
Die Angstanfälle sind ohne das Vorliegen extremer Bedrohung sehr intensiv und reichen bis hin zur Todesangst.
Die Angstanfälle treten zunehmend häufiger und/oder in steigender Intensität auf.
Die Angst beeinflusst immer mehr Lebensbereiche, einschließlich Freizeitgestaltung und berufliche Aktivitäten, und reduziert die Lebensqualität.
Zur Vermeidung der Angst entsteht ein immer perfektionierteres Vermeidungsverhalten, das wiederum zu vermehrten Einschränkungen in unterschiedlichen Lebensbereichen führt.
Die Angstsymptomatik veranlasst die betroffene Person zu einem gesteigerten Alkohol- und/oder Tablettenkonsum als Bewältigungsstrategie.
Die Angst führt zu depressiven Symptomen und sozialem Rückzug.
    Erst beim Zusammentreffen mehrerer Merkmale wird eine Angst als krankhaft eingeschätzt. Die wichtigsten Merkmale sind insbesondere: subjektives Leid, Vermeidungsverhalten, Angst vor der Angst. Zu diesen Merkmalen sind folgende Informationen wichtig.
Subjektives Leid
    Nicht alle psychischen Erkrankungen gehen für die Betroffenen akut mit erheblichem Leid einher. So wird zum Beispiel jemand mit einem Größenwahn in einer manischen Episode kein Leid empfinden, sondern sich großartig vorkommen. Die Angsterkrankungen zeichnen sich jedoch eindeutig dadurch aus, dass sie erhebliches Leiden und eine Beeinträchtigung der Lebensqualität der Betroffenen darstellen. In vielen Fällen ist von dieser Beeinträchtigung auch die direkte mitmenschliche Umgebung betroffen. Ängste können ansteckend wirken, erzeugen Abhängigkeiten und auch gewisse Aggressionen.
Vermeidungsverhalten
    Ein wichtiges weiteres Merkmal fast aller Ängste ist das Vermeidungsverhalten. Dahinter steht das Bedürfnis sich zu schützen. Die folgende Geschichte schildert ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten, das typisch für eine Agoraphobie ist:
    Ich verlasse meine Wohnung nicht mehr
    Margarete B., 67 Jahre
    Seit nunmehr über 15 Jahren verlasse ich meine Wohnung ohne Begleitung überhaupt nicht mehr. Wenn ich wegen nicht vermeidbarer Arztbesuche oder Behördengänge meine Wohnung verlassen muss, bitte ich meine in der gleichen Stadt lebende erwachsene Tochter oder einen befreundeten Nachbarn, mich zu begleiten. Ich nutze den Service eines großen Supermarktes, mir meine Einkäufe
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