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Aengste verstehen und hinter sich lassen

Aengste verstehen und hinter sich lassen

Titel: Aengste verstehen und hinter sich lassen
Autoren: Cornelia Dehner-Rau , Harald Rau
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Sorge, dass mir alle ansehen, dass etwas nicht stimmt. Ich fühlte mich dann ganz schwindelig und war mir sicher, dass die mir anmerken, dass ich ganz unsicher auf den Beinen stehe und zittrig bin. Je länger ich blieb, umso schlimmer wurden dieses blöde Gefühl und der Schwindel.
    Jetzt kann ich nicht mehr zur Schule und auch nicht mehr auf eine Party.
    Als ich rausging, ging es mir sofort viel besser. Ich wollte eigentlich wieder zurückkommen, habe mich aber wirklich nicht mehr getraut. Da bin ich dann ohne Abschied nach Hause gegangen und habe mich einerseits erleichtert gefühlt, andererseits aber auch wie ein großer Versager.
    Alle, die mich kennen, wissen jetzt, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich halte das so nicht mehr aus und möchte mich am liebsten verkriechen. Die einzige Art, unbefangen mit anderen in Kontakt zu sein, ist jetzt noch das Internet. Beim Chatten fühle ich mich sicher und freue mich auf den Austausch mit anderen. Da sehen die mich ja nicht und können mir deshalb auch nichts anmerken.
    Die hier geschilderte Symptomatik ist typisch für eine soziale Phobie . Der Schüler fürchtet zunehmend die Begegnung mit anderen und entwickelt sehr schnell ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten vor solchen gefürchteten Situationen. Dieses Vermeidungsverhalten führt zu langer Schulabwesenheit und zu sozialem Rückzug. Im Mittelpunkt der Angst steht die Befürchtung, sich zu blamieren und von anderen als ängstlich, schwach, verrückt oder dumm wahrgenommen zu werden. Diese Befürchtung führt dazu, dass der Schüler sein Verhalten immer genauer beobachtet und in den schwierigen Situationen eigene körperliche Angstreaktionen wie Zittern und Schweißbildung genau registriert. Er ist zunehmend davon überzeugt, dass diese Angstsymptome auch von den anderen wahrgenommen werden, was die eigenen Angstsymptome noch größer werden lässt.
Angst vor der Angst
    Die beschriebenen Angsterkrankungen unterscheiden sich deutlich voneinander: Die Frau kennt genau die Situationen, die die Angst auslösen, und hat in der Folge ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten entwickelt. Dieses Vermeidungsverhalten schränkt ihren Lebensspielraum erheblich ein und ist allgegenwärtig. Der Mann dagegen kann nicht konkret benennen, welche Situationen die Angstattacke auslösen, und hat deshalb auch noch kein konkretes Vermeidungsverhalten entwickelt. Dennoch ist auch bei ihm die Symptomatik allgegenwärtig und bestimmt sein Leben wesentlich. Bei beiden spielt die Angst vor der Angst eine ganz entscheidende Rolle: Auch Situationen und Zeiten, in denen aktuell keine Angst vorherrscht, sind wesentlich von Gedanken an eine mögliche Angstattacke geprägt. Diese Gedanken an eine mögliche Angstattacke sind sehr präsent und schränken die Lebensqualität erheblich ein.
    Kennen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, solche oder ähnliche Beschwerden? Glauben Sie, an einer Agoraphobie, unter Panikattacken oder an einer sozialen Phobie zu leiden? Um besser einschätzen zu können, welche Ängste normal sind und welche zur Krankheit werden können, lesen Sie das nächste Kapitel.
Wann ist Angst krankhaft?
    Jeder Mensch kennt Gefühle von Angst. Vor realen Gefahren Angst zu haben und diese zu vermeiden, ist normal und äußerst nützlich: Diese Angst hilft, Schaden zu vermeiden und effektiv zu lernen, gefährlichen Situationen aus dem Weg zu gehen. Solche Angst wurde von dem Psychoanalytiker Sigmund Freud als „Realangst“ bezeichnet. Diese Angst hat im Normalfall keinen Krankheitswert und ist kein Anlass für die Aufnahme einer Psychotherapie. In der Erziehung von Kindernist es wichtig, dass sie potenzielle Gefahren erkennen, die von heißen Herdplatten, Flüssen, Autos, lockenden fremden Menschen und vielem anderen ausgehen.
    Im Gegensatz zur Realangst zeichnet sich eine krankhafte Angst dadurch aus, dass sie das Erleben und Verhalten erheblich beeinträchtigt und in der Regel nicht durch die reale Bedrohung gerechtfertigt ist. Allerdings ist dieses Kriterium im Einzelfall schwierig zu beurteilen: Ist nun diese Herzinfarktangst einer Frau, die von angeborenen Risiken weiß, eine Real- oder eine krankhafte Angst? Bei familiärer Vorbelastung ist eine kardiologische Abklärung notwendig. Erst wenn die Angst dazu führt, dass die Beschäftigung mit der Angstthematik umfangreich und intensiv wird und die Lebensqualität erheblich einschränkt, dann liegt eine krankhafte und somit auch veränderungs- und behandlungsbedürftige Angst vor. Der
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