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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Autoren: Greg Iles
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Häuser von mir weg wohnt und im letzten Monat ihren siebenjährigen Cockerspaniel verloren hat. Sie ließ den Hund hinaus, damit er sein Geschäft machen konnte, und er kam nie zurück.
    »Ich habe nicht darum gebeten«, beharrt Tim, »aber ich bin in einer Situation, in der ich etwas dagegen tun kann. Ich , okay? Was für ein Mann wäre ich, würde ich diese Scheiße einfach weiterlaufen lassen?«
    Seine Frage ist wie eine Klinge, die tief in mein Gewissen schneidet. »Timmy … ach, verdammt. Was würdest du sagen, wenn ich nur deshalb noch Bürgermeister dieser Stadt wäre, weil ich nicht weiß, wie ich meinem Vater beibringen soll, dass ich zurücktrete?«
    Jessup blinzelt wie ein Kind, das etwas zu verstehen versucht, was jenseits seines Begriffsvermögens liegt. »Ich würde sagen, dass du mich verarschen willst. Aber …« Seine Miene nimmt einen vollkommen anderen Ausdruck an. »Das willst du doch nicht wirklich, oder?«
    »Doch.«
    »Warum? Bist du etwa krank?«
    Er stellt die Frage, weil unser letzter Bürgermeister zurückgetreten war, nachdem man bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert hatte. »Nicht körperlich. Eher seelisch.«
    Tim blickt mich ungläubig an. »Seelisch? Machst du Witze? Ich bin seelenkrank! Mann, du hast überall im Ort verkündet, dass du die Dinge ändern willst. Die Menschen haben dir geglaubt. Und nun willst du aufgeben? Der Oberpfadfinder will den Krempel hinschmeißen? Warum? Weil es schwieriger ist, als du gedacht hast? Hat jemand deine Gefühle verletzt?«
    Ich setze zu einer Erklärung an, doch Tim schneidet mir das Wort ab. »Die sind mit Geld zu dir gekommen, richtig? Nein … sie haben dich bedroht, stimmt’s?«
    »Nein.«
    »Doch!« Tims Augen blitzen. »Irgendwie haben sie dich in den Klauen, und jetzt fällt dir nichts anderes ein, als abzuschwirren.«
    »Tim!« Ich packe sein Bein und drücke so kräftig zu, dass er garantiert einen Bluterguss bekommt. »Halt die Klappe und hör mir eine Sekunde zu!«
    Seine Brust hebt und senkt sich vor Erregung und Wut.
    Ich beuge mich so nahe an ihn heran, dass er meine Augen sieht. »Keines der Casinos ist an mich herangetreten. Keine Bestechungsversuche, keine Drohungen. Bis heute Abend war das, was du mir erzählt hast, bloß Getuschel.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt wollen mir die verdammten Fotos nicht mehr aus dem Kopf.«
    Er lächelt traurig. »Ich hatte dich gewarnt.«
    »Ja.«
    Er reibt sich das Gesicht mit beiden Händen so heftig, dass sein Schnurrbart Kratzgeräusche macht. »Und was nun? Bin ich auf mich allein gestellt?«
    »Ja. Es sei denn, du sagst mir, wer Mr. X ist.«
    Tims Augen werden so ausdruckslos wie Murmeln.
    »Mach schon. Ich kenne Gesetzeshüter, die nicht von hier sind. Verlässliche Leute. Nenne mir seinen Namen, und ich werde eine Ermittlung einleiten. Wir ziehen dem Typen das Fell ab. Ich habe schon früher mit solchen Kerlen zu tun gehabt, das weißt du. Sie wurden zum Tode verurteilt.«
    Langsam und bedächtig drückt Tim seine Zigarette an den moosbedeckten Ziegeln hinter sich aus. »Genau. Deshalb bin ich zu dir gekommen. Aber du musst dir klarmachen, was dir bevorsteht, Penn. Dieser Typ hat Einfluss. Wenn jemand in Houston oder Washington sitzt, braucht er noch lange nicht sauber zu sein.«
    »Tim, ich bin gegen den Chef des FBI angetreten. Und ich habe gewonnen.«
    Jessup wirkt nicht überzeugt. »Das war was anderes. Jemand wie der muss sich an die Regeln halten. Das ist wie mit Gandhi, als er die Briten in Indien besiegt hat. Mach dir nichts vor. Wenn du dich mit Mr. X anlegst, schwimmst du ans seichte Ende des Lake St. John und hoffst, einen Alligator umzubringen, bevor er dich erwischt.«
    Dieses Bild trifft mich mit primitiver Kraft. Ich bin nachts einmal mit einem Motorboot über das seichte Ende des Sees gefahren; kein Anblick ist mit dem der vielen Dutzend roter Augen zu vergleichen, die dicht über der Wasseroberfläche zwischen den krummen Zypressenstämmen lauern. Der erste Schlag eines panzerbewehrten Schwanzes im Wasser löst eine triebhafte Furcht aus, die dich beten lässt, dass die Verschlussschraube des Bootes nicht locker sitzt.
    »Schon gut. Aber ich glaube, dass du ein bisschen verschreckt bist. Der Knabe ist auch nur ein Mensch.«
    Jessup zupft an seinem Schnurrbart wie der nervöse Junkie, der er früher einmal war. »Du kennst ihn nicht, Mann … du kennst ihn nicht. Der Kerl ist nach außen so glatt wie Seide, aber innen hat er Sägezähne. Wenn die Hunde sich gegenseitig in
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