Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adler schießen nicht

Adler schießen nicht

Titel: Adler schießen nicht
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
daß
ich mich in Hongkong aufhalte, läßt er mich bestimmt abschieben. Selbst hier in Makao kann ich in Gefahr sein. Nein, wenn ich nach
Hongkong fahre, unterschreibe ich mein eigenes Todesurteil .«
    »Lassen Sie mich mal
nachdenken«, meinte ich. »Angenommen, ich komme durch irgendein Wunder an den
Adler heran und kann ihn durch ein noch größeres aus dem Palast schmuggeln —
wieso sollte ich ihn dann brav für zwanzigtausend Dollar apportieren, wenn er
doch ein Vermögen wert ist? Sie haben selbst gesagt: Für einen Sammler ist er
unbezahlbar .«
    »Dazu müßten Sie zuerst einen
Abnehmer finden«, belehrte sie mich. »Das dürfte noch schwieriger sein, als den
Adler von Mao zu holen. Es gibt auf der ganzen Welt höchstens sechs Männer, die
den vollen Preis zahlen könnten. Und ich glaube nicht, daß Sie das versuchen
würden. Sie kennen doch das Sprichwort vom Spatzen in der Hand ?«
    Ich goß mir noch ein Glas
Champagner ein, dann schüttelte ich den Kopf. »Wenn Mao Ihren goldenen Adler
wirklich in seinem Palast hat — lieber möchte ich noch Fort Knox stürmen .«
    »Dann wollen Sie es also nicht
einmal probieren, Señor ?«
    »Sie sagen es überdeutlich .« Ich lächelte sie an. »Ich werde es nicht einmal probieren .«
    Sie kräuselte verächtlich die
Lippen. »Ich habe sehr viel von Ihnen gehört, Señor Kane, aber daß Sie ein
Feigling sind, hat mir niemand gesagt .«
    »Ach, das haben die Leute dann
sicher nur zu erwähnen vergessen .« Ich grinste sie an.
    »Ist das Ihr letztes Wort ?«
    »So können Sie es nennen«,
erwiderte ich. »Ich bin an Ihrem Angebot weder für zwanzig noch für zweihundert
Mille interessiert. Sie müssen total von Sinnen sein .«
    Sie blitzte mich an, und wenn
Blicke töten könnten, hätte ich in dieser Sekunde das Zeitliche gesegnet. Dann
stand sie auf. »Wir haben uns nichts mehr zu sagen, Señor .«
    Ein wenig enttäuscht blickte
ich ihr nach. Dieser Gang, diese Hüften...
     
     
     

2
     
    Charlie, mein chinesischer Boy,
öffnete mir breit grinsend die Tür. »Schön, daß Sie wieder da sind, Boss.«
    »Danke«, sagte ich. »Ist das
Auto noch ganz ?«
    »Klar, Boss.«
    »Immerhin etwas«, meinte ich.
    Ich folgte ihm ins Wohnzimmer.
Eine blonde Frau im Bikini lag ausgestreckt auf meiner Couch und betrachtete
wohlgefällig ihre eigenen schlanken, braungebrannten Beine.
    Sie hob eine Augenbraue und sah
mich an. »Tag .« Dann wippte sie mit einem
ausgestreckten Bein hin und her.
    »Na so was! Wenn das nicht
meine geliebte Miss Donovan, mein gestrenger Geschäftspartner, ist«, grinste
ich. »Wann bist du zurückgekommen ?«
    »Gestern.« Sie gähnte und
schloß die Augen. »Genaugenommen gestern nacht . Hast
du dich in Makao amüsiert ?«
    »Ich habe dreitausend Piepen
gewonnen«, berichtete ich stolz.
    »Wie schön !« rief sie und öffnete die Augen wieder. »Ich habe nämlich zweitausend in Manila
verloren .«
    »Ein Glück, daß du aufgehört
hast und zurückgekommen bist«, antwortete ich.
    Dann ging ich hinüber zur Bar,
rief Charlie und bat ihn, Eis zu bringen. Mit zwei Drinks schlenderte ich
wieder zur Couch zurück.
    Tess gähnte, setzte sich auf
und nahm mir huldvoll ein Glas ab. »Ich langweile mich«, vertraute sie mir an.
»Wann machen wir endlich was Aufregendes ?«
    »Sowie Charlie gegangen ist«,
erwiderte ich hoffnungsvoll.
    »Ferkel«, sagte sie scharf.
»Ich spreche vom Geschäft .«
    »Hast du noch nicht genug verloren?
Was ist übrigens aus all deinen Bekannten hier geworden ?«
    »Weggezogen, gestorben oder
bekehrt — was weiß ich .« Sie zuckte mit den Schultern.
»Sie sind einfach nicht mehr im Verkehr .«
    Ich steckte mir eine Zigarette
an. »Irgendwas wird sich schon ergeben. War bisher immer so .«
    »Na ja...« Wieder gähnte sie.
»Hoffen wir, daß es bald passiert .«
    »Nur mit der Ruhe«, bremste
ich. »Ich habe dich schließlich zwei Wochen nicht gesehen, und du hast mir
gefehlt .«
    Sie spitzte die Lippen, damit
ich sie küssen sollte, und das tat ich auch. Aber sie war mit den Gedanken
nicht bei der Sache.
    »Bisher, Andy«, meinte sie,
»kann man unsere Partnerschaft nicht gerade erfolgreich nennen. Wir haben
unsere Zeit mit einem versenkten Schatz in Rotchina verplempert, der sich hinterher als wertlos entpuppte. Und dann fahre ich für
zwei Wochen nach Manila und komme mit leeren Händen zurück, und du fährst nach Makao , mit demselben Ergebnis. Langsam werde ich an unserer
Zukunft irre, Schätzchen .«
    Ich nippte an meinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher