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Adamas Freunde (Nicht von hier) (German Edition)

Adamas Freunde (Nicht von hier) (German Edition)

Titel: Adamas Freunde (Nicht von hier) (German Edition)
Autoren: Laurent Bach
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dort gar nichts ausgeschenkt wird, bin ich hoch gelaufen. Er hat genug
Zeit gehabt, dich durchzunehmen. Ist dir wirklich nichts passiert?“
Adama winkte ab. „Nein, wir haben erst endlos diskutiert. Er wollte plötzlich hundert
Euro Schmiergeld. Als ich nicht nachgab, hat er mich überwältigt und ausgezogen.“
„ Merde , ich hoffe, du hast es ihm nicht zu leicht gemacht.“
Wieder musste Adama alle Kraft aufbringen, um nicht zu grinsen.
„Nein, ich habe ordentlich gezappelt und ihn getreten, in die Eier.“
„Gut so, Adama. Ich lasse dich keine Minute mehr aus den Augen.“ Befriedigt nickte
Modibo und holte hinter dem dunklen Tresen der Hotelrezeption ihre Beutel hervor, die
er dort deponiert hatte und in denen sich kleine Eiffeltürme, Schlüsselanhänger und
Schneekugeln befanden. Sie traten auf die Straße hinaus. Modibo marschierte wie ein
Bodyguard neben Adama her, den Blick auf das Trottoir und die Straße gerichtet. Die
Augustsonne versteckte sich hinter einigen Haufenwolken.
„Er wird sich rächen“, murmelte Adama.
„Ja, klar.“
Sie gingen weiter.
„Er wird uns hochnehmen“, vermutete Modibo. „Ab nach Nigeria und Mali. Leb wohl,
Paris.“ Er wies auf die schmalen Gassen, die den Montmartre Hügel hinaufführten und
in denen die Fahrzeuge so dicht hintereinander parkten, dass sie sich unmöglich wieder
befreien konnten. Roller und Motorräder knatterten an ihnen vorbei.
„Merde“, sagte Adama.
„Ja, klar.“
„Ich könnte ...“
„Was?“, fragte Modibo.
„Ihm nachgeben. Mit ihm schlafen, meine ich. Dann sind wir sicher.“
Adama wartete gespannt die Antwort seines Freundes ab. Wenn er Jean Luc
wiedersehen und besänftigen wollte, musste er sich Modibo gegenüber als heldenhafter
Märtyrer ausgeben. Manchmal verfluchte er Allah, der ihm die Last der Homosexualität
auferlegt hatte. Niemand aus seiner Familie, niemand in ganz Mali und Westafrika
würde ihn für einen normalen Mann halten, sondern ihn wie einen Aussätzigen
behandeln. Daher war auch bei Modibo besondere Vorsicht angebracht.
„Das würdest du tun? Spinnst du?“ Modibo blieb stehen.
„Hat es dir etwa gefallen? Was soll ich davon halten, Adama?“
„Quatsch, es war Scheiße. Aber immer noch besser, als übermorgen im Flieger zu
sitzen. Wenn dir das lieber ist...“
„Du brauchst nicht den Helden spielen. Ich überlege mir etwas. Am besten, wir bleiben
erst einmal ein paar Tage zuhause und warten, bis er sich beruhigt hat.“
Wieder setzten sie sich in Bewegung, die Rue des Abbesses entlang nach Osten. An
der Ecke zur Rue Lepic leuchteten silbrige Fischleiber in der Auslage eines
Feinkostladens.
„Er wird herausfinden, wo wir wohnen.“
„Na und? Ich gebe einfach Abdul Bescheid. Seine Leute sollen auf uns aufpassen.“
„Gute Idee!“
Der Tunesier Abdul, Chef der westafrikanischen, illegalen Souvenirverkäufer, konnte
jedenfalls schlagkräftige Argumente vorweisen, doch Adama hoffte, dass Jean Luc
vernünftig genug war, die Banlieu zu meiden.
„Am besten, ich bringe ihn um.“
Adamas Herz begann zu rasen, der Schweiß trat auf seine Stirn.
„Bist du völlig verrückt geworden? Ihn töten? Damit wir alle Bullen von Paris an den
Hacken haben?“
„Lass mich nur machen“, sagte Modibo geheimnisvoll.
„Modibo!“, sagte Adama nachdrücklich. „Das ist die Sache nicht wert.“
Sein Freund gestikulierte mit den Armen.
„Oh doch, wir sind es wert! Du und ich! Wir werden es hier schaffen. Ich gehe nie wieder
zurück nach Nigeria, das schwöre ich dir!“
Die Passanten schauten sie befremdlich an und hasteten weiter. Modibos strenger Blick
löste sich von Adamas besorgtem Gesicht und entspannte sich.
„Eins nach dem anderen, Modibo“, beruhigte Adama.
„Ja, ist ja schon gut.“
Ein wenig niedergeschlagen trotteten sie nebeneinander her, bis die Metro-Station
Abesses erreicht war. Die Linien zwölf und vier brachten sie zum Boulevard Barbès, wo
sie ein Café kannten, das von Afrikanern betrieben wurde.
Im „Tropical“ herrschte schummriges Licht und Zigarettendunst, die Klimaanlage lief auf
Hochtouren. Die Kellnerin Gabriela hinter dem Tresen nickte ihnen zu. Ihre unzähligen,
geflochtenen Zöpfe verdoppelten sich im Wandspiegel. Aus der Musikanlage erklang
vertraute Musik von Radio Nigeria, gutgelaunter Gesang und Trommelwirbel.
Automatisch wippte Adama mit dem Fuß, als er sich an einem Tisch niederließ. Die
Kaugummi kauende Gabriela setzte ihnen zwei Kaffee vor und verschwand wieder.
Modibo starrte auf ihr
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