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Ackermann tanzt

Titel: Ackermann tanzt
Autoren: Hiltrud Leenders
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jetzt?« Björn wischte sich zuerst die eine, dann die andere schweißnasse Handfläche an seinen Jeans ab und umfasste das Lenkrad noch fester. Seine Beine zitterten so sehr, dass er Mühe hatte beim Kuppeln und Gasgeben.
    Anna drehte sich nach hinten. »Es sind immer noch vier Autos dazwischen.«
    Björn fluchte. »Ich könnte sie abhängen, wenn wir von dieser Scheißstraße runterkämen.«
    »Nein, nicht! Wir verfahren uns bloß. Und die dürfen uns nicht alleine erwischen. Wir müssen über die verdammte Rheinbrücke.«
    Sie steckten mitten im Feierabendverkehr auf der Emmericher Straße und wegen der langen Baustelle auf der rechten Seite krochen sie mit fünfzig dahin und hatten keine Chance zu überholen. Aber wahrscheinlich hätte Björn das sowieso nicht gewagt.
    Killer hatte keine Skrupel. Der Wagen, der ihnen jetzt entgegenkam, betätigte wild die Lichthupe und hinter ihnen quietschten Bremsen. Anna drehte sich wieder um. »Nur noch zwei Autos!«

    »Endlich, Norbert! Das hat ja ewig gedauert.« Marion stand vor dem Haus auf der Straße.
    »Das waren nicht mal zehn Minuten.« Van Appeldorn nahm ihr die hastig gerauchte Zigarette mit der zentimeterlangen Glut aus den Fingern und warf sie in den Rinnstein. »Komm, mach kein Theater«, sagte er leise.
    »Theater?« Er hatte Ackermann mitgebracht und noch einen Mann, den Marion nicht kannte, aber das war ihr egal. »Hast du sie nicht mehr alle? Du erzählst mir die ganze Zeit was von irgendwelchen durchgeknallten Leuten und Lebensgefahr, du schleppst mir dieses Balg ins Haus und jetzt ist mein Kind verschwunden.«
    Van Appeldorn biss sich auf die Lippen und schob sie sehr bestimmt in die Wohnung. »Jetzt erzähl doch erst einmal, was überhaupt passiert ist.«
    »Da gibt’s nichts zu erzählen. Sie sind weg, alle beide. Dabei hatte Anna mir versprochen ...« Sie stockte. Hinter Ackermann war jetzt auch der Fremde hereingekommen.
    »Das ist Peter Cox«, sagte van Appeldorn ruhig, »ein neuer Kollege. Er weiß Bescheid.«
    Der Mann nickte ihr zu und lächelte.
    »Hat die Anna dir vielleicht ’n Zettel hingelegt?«, fragte Ackermann.
    »Nein.« Marion guckte sie der Reihe nach unsicher an. »Ich glaube nicht.«
    Aus Annas Zimmer dröhnte urplötzlich laute Musik.
    »Nora! Mach das sofort aus, zum Teufel!«
    Es wurde wieder still.
    »Möglicherweise ist ja alles ganz harmlos«, begann van Appeldorn. »Vielleicht hatten die zwei einfach keine Lust mehr, hier rumzusitzen, und sind in die Stadt. Du kennst doch Anna.«
    Marion schüttelte den Kopf. »Der Junge hatte wahnsinnige Angst. Der hat die ganze Zeit wie festgenagelt auf dem Sofa gesessen, der wäre nicht einmal am Fenster vorbeigegangen.«
    »Warum fliegen eigentlich die ganzen Schuhe hier rum?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn deine Mörder mein Kind haben! Mein Gott, tu doch endlich was!«
    »Jetz’ mach dich doch nich’ verrückt, Marion.« Ackermann nahm sie fest in den Arm. »Lass uns ma’ in aller Ruhe überlegen.«
    Marion sah ihm ins Gesicht. »Carmen hat angerufen. Gerade als wir gingen.«
    »Mama, guck mal!«
    Nora stolzierte in den Flur: schwarzer, übergroßer Overall, schwarze Turnschuhe, schwarze, wollene Motorradmütze. »Geil, oder?«
    »Wo hast du das schon wieder her?«, schimpfte Marion müde.
    »War in Annas Rucksack unter ihrem Bett.« Nora wackelte albern mit dem Po.
    »Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst nicht an Annas Sachen gehen?« Dann verstummte Marion.
    Ackermann schloss für einen langen Moment die Augen, dann sah er unglücklich in van Appeldorns gequältes Gesicht.
    Peter Cox nahm den Hut ab.

    »Wir schaffen es nicht, Björn. Er ist direkt hinter uns.« Anna liefen die Tränen übers Gesicht, sie klammerte sich mit beiden Händen am Sitz fest.
    Hüthum, ein Straßendorf. Björn schoss mit achtzig durch die Hauptstraße.
    »Pass auf!«
    Die Bahnschranke vor ihnen kam bimmelnd herunter.
    Millimeter – Björn fegte unter ihr hindurch.
    Anna fasste es nicht. »Du hast es geschafft! Du hast ihn abgehängt! Er steht hinter der Schranke. Fahr! Fahr doch! Wir schaffen es!«

    »Bastard!« Killer schlug mit der Faust auf das Lenkrad. »Verfickter Bastard!«
    »Du kriegst ihn noch«, sagte Bobo. »Die beiden Loser haben doch keine Chance gegen dich, Killer.«
    Zarah rutschte auf der Rückbank hin und her. »Es gibt eine Umleitung. Da ist eine Unterführung.«
    Killer drehte sich um. Sein Gesicht war starr. »Was laberst du, Schlampe? Spuck’s aus!«
    »Ein Stück zurück, dann
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