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Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Titel: Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.
Autoren: Dietmar Bittrich
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oder: «Die Italiener liegen mir.» Sie ziehen vielleicht sogar hin, mindestens vorübergehend, und sanieren die Ruine eines Bauernhauses, landestypisch natürlich, um ganz dort hinzugehören und akzeptiert zu werden.
    Alles vergeblich. Gerade dieser Eifer, dieses ängstliche Bemühen, alles richtig zu machen, und der moralische Anspruch zeichnen sie als deutsch aus. Ist das schlimm? Eigentlich nicht. Aber damit ist ihre Unschuld befleckt. Vielleicht sogar für immer. «Ihr Deutschen seid immer so fleißig.»
    Hat es Sinn, dass sie dem Ausländer, der unbegreiflicherweise ihre Herkunft erkannt hat, rasch erklären, dass ihre Großeltern niemals für Hitler gestimmt haben? Ganz im Gegenteil? Das interessiert ihn nicht. Oder dass sie selbst in keiner Weise national fühlen und dass sie Patriotismus und dieses Fahnengeschwenke für ziemlich veraltet halten? Das findet er womöglich befremdlich. Hilft es etwas, wenn sie das Steuer herumreißen und zu bedenken geben, dass die deutschen Tugenden ja auch etwas Gutes haben, dass sie immerhin für eine sorgsame Ausbildung von Terroristen nützlich waren?
    Kommt darauf an, woher das Gegenüber stammt. Tatsächlich geraten Gutmenschen zuweilen im Ausland in einen Gewissenskonflikt. Etwa in arabischen Ländern und zuweilen auch in Asien. Da nickt ihnen der Hotelportier anerkennend zu, sobald er erkannt hat, woher sie kommen, und versichert ihnen zu ihrem Entsetzen: «Hitler was a great man!»
    Was tun Gutmenschen in dieser Not? Sie wenden erst mal den Blick zur Decke des Raumes. Handelt es sich um einen Test mit versteckter Kamera? Dann müssten sie sich jetzt sofort antifaschistisch verhalten. Aber wie eigentlich? Und damit würden sie sich ja leider gegen diesen Ausländer stellen müssen, der ein Muslim und eigentlich ganz nett ist und dem sie gerade noch völkerverbindend versichert haben, dass sie den Islam für eine friedliche Religion halten.
    Es gibt keine komfortable Lösung für so einen Konflikt. Die komfortable Lösung bestände darin, dass die Gutmenschen Engländer oder Franzosen wären. Aber das sind sie nicht. Und dass sie sich «als Europäer fühlen», nimmt ihnen auch niemand ab, zumal es sterbenslangweilig klingt. Nein, sie können ihre Herkunft nicht verleugnen und können der Geschichte ihres Volkes nicht entspringen. Sie sind Deutsche, gerade in Augenblicken, wo sie es partout nicht sein wollen.
    Können sie mit dieser Tatsache entspannt leben? Absolut nicht. Aber wir, die sie dabei beobachten, sind völlig entspannt und dankbar für die Komödie.
    Bosheiten für Gutmenschen
    Gutmenschen halten sich für Individualisten. Sie glauben, dass sie nicht einzuordnen sind, schon gar nicht «in eine Schublade». Aber genau dahin gehören sie. Denn sie selbst sind die perfekten Vertreter des Schubladendenkens. Wir können sie ein bisschen foltern, indem wir sie selbst einschätzen lassen, in welche Schublade sie gehören. Dass sie Deutsche sind, ist schon mal eine auffällige Schublade im internationalen Schrank. Im Verständnis der Gutmenschen die unterste. Da gehören sie rein. Und diese Schublade ist in Fächer unterteilt. Soziologen teilen die Deutschen in Milieus ein. Hier sind zwei verschiedene populäre Listen. Wir legen eine davon unserem Gutmenschen vor und fragen ihn, wo er sich einordnet. Das sogenannte Sinus-Sociovisions-Institut hat zehn deutsche Milieus ermittelt:
Traditionsverwurzelte
Konservative
DDR-Nostalgiker
Etablierte
Bürgerliche Mitte
Konsummaterialisten
Postmaterielle
Moderne Performer
Hedonisten
Experimentalisten
    Unser Gutmensch empfindet sich vermutlich als Experimentalist. Denn in seinem Selbstverständnis ist er spontan und innovativ. Wenn er hart im Nehmen ist, teilen wir ihm noch unsere Einschätzung seiner Schublade mit. Das Infratest-Institut hat auch deutsche Milieus erkannt und sie ein bisschen anders benannt:
Abgehängtes Prekariat
Autoritätsorientierte Geringqualifizierte
Selbstgenügsame Traditionalisten
Bedrohte Arbeitnehmermitte
Zufriedene Aufsteiger
Engagiertes Bürgertum
Kritische Bildungselite
Etablierte Leistungsträger
Leistungsindividualisten
    Wohin gehört unser Gutmensch? In die 10. Kategorie, die das Institut nicht erfasst hat: in das der kritischen, engagierten Individualisten für das Gute. Wir händigen ihm das Diplom dafür aus.
    Das gemeine Geschenk
Eine deutsche Flagge. Für den nachhaltigen Schock am besten gleich ein kleines Sortiment mit Aufnäher, Schlüsselanhänger, Schwarz-Rot-Gold-Gürtelschnalle und
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