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Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.

Titel: Achtung, Gutmenschen!: Warum sie uns nerven. Womit sie uns quälen. Wie wir sie loswerden.
Autoren: Dietmar Bittrich
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sich bis an sein Lebensende zu den Guten zählen. Doch auch andere wollen unschuldig und gut sein. Zum Beispiel unser Lieblings-Gutmensch. Deshalb fordern wir ihn auf, die Patenschaft für einen Stolperstein zu übernehmen. Die ist für zurzeit 95   Euro zu haben. Anmeldung auf www.stolperstein.com . Noch besser ist es natürlich, wenn unser Gutmensch gleich einen Namen vorschlagen kann. Aber bitte nicht den seines frühzeitig national abgedrifteten Großvaters. Da muss gründlicher recherchiert werden! Wir bitten um gelegentlichen Bericht vom Fortschritt der Erkundungen.
    Das gemeine Geschenk
    Für rund zwölf Euro können wir unseren Gutmenschen für lange Zeit beschäftigen: Wir beschenken ihn mit dem Buch Kolonialschuld und Entschädigung. Der deutsche Völkermord an den Hereros von Janntje Böhlke-Itzen. Es sei denn, unser Lieblings-Gutmensch hat sich damit schon beschäftigt. Das ist aber unwahrscheinlich. Bislang hat er oder sie vermutlich geglaubt, die nationalsozialistischen Verbrechen stellten alles in den Schatten. Das tun sie auch. Doch im Schatten gibt es noch viel zu entdecken.
    Zum Beispiel die deutsche Kolonialgeschichte mit der Niederschlagung des Herero-Aufstands. Das ist lange her, gut hundert Jahre, doch vor dem Europäischen Gerichtshof klagen die Urenkel der Hereros auf Entschädigungsgelder. Der Prozess, behaupten sie, werde ins Unendliche verschleppt, weil die Richter – Franzosen, Engländer, Niederländer – selbst aus Nationen kommen, die eine opulente Geschichte kolonialer Verbrechen hinter sich haben. Vielleicht ist das wahr. Unser Gutmensch sollte sich etwas gründlicher um dieses vernachlässigte Kapitel kümmern. Hier sind noch unverbrauchte moralische Gütepunkte zu ernten, von denen andere Gütlinge noch nicht einmal etwas ahnen.
    Böse Sprüche für gute Menschen
    «Früher haben die Deutschen rassische Überlegenheit in Anspruch genommen. Jetzt haben sie die moralische Überlegenheit für sich entdeckt.» Norman Mailer, Schriftsteller
    «Als ich Albert Speer besuchte, sagte er: ‹Hitler ist für mich immer noch leibhaftig anwesend.› Ich fragte, ob er später mit einem anderen Politiker eine ähnliche Erfahrung gemacht habe. Er nickte: Rudi Dutschke, der Bürgerschreck, der Anti-Hitler! Ich verstand ihn genau: diese fanatischen Augen! Speer war einfach verliebt in dieses Führerfleisch.» Harry Mulisch, Schriftsteller
    «If the Nuremberg laws were applied, then every post-war American president would have been hanged.» Noam Chomsky, Sprachforscher
    «Es ist gar kein Zweifel, dass einige theoretische Ideen des Faschismus moderner sind als die Demokratie.» Kurt Tucholsky, Autor

9. Sie fürchten, als Deutsche zu gelten
    Manchmal hilft alles nichts. Da hat ein Gutmensch nun stundenlang in einer Lichterkette gestanden. Er hat zu Ostern Gedichte gegen den Krieg verfasst, im Sommer für einen guten Zweck Fußball gespielt, hat im Herbst ein Aquarell für die Völkerverständigung gemalt, dann Kekse gegen den Extremismus gebacken, zu Weihnachten Geld gespendet für Kinder in Not, er hat für fünf Euro im Monat eine Ziege in der Dritten Welt adoptiert und für einen weiteren Euro die Patenschaft für ein Stück Regenwald übernommen, er hat das ganze Jahr über Musik gegen den Fremdenhass gehört, mehrfach an Multikultifesten teilgenommen, womöglich sogar an einem Krötentunnel mitgebaut, und nun muss er sich von irgendeinem Unwissenden, entsetzlicherweise auch noch von einem Ausländer, sagen lassen: «Ihr Deutschen seid alle so effizient.» Als gehöre er dazu! Ja, schlimmer noch: «Du bist irgendwie ein typischer Deutscher.»
    Ein Leben der Gutheit – auf einen Schlag zunichtegemacht. Wie kann so etwas geschehen? Wie kann er für etwas gehalten werden, das er zu vermeiden trachtet, was er aber leider gegen seinen Willen von Geburt an ist?
    Gutmenschen unterhalten sich in Amerika gern auf Englisch, um für einheimisch gehalten zu werden. Sie werfen in Frankreich mit ein paar Brocken «bonjour» und «formidable» um sich und bemühen sich, das Baguette genauso zu essen wie die Franzosen. In Italien trinken sie Espresso im Stehen und setzen notdürftig zehn Vokabeln ein, sobald andere Deutsche sich nähern.
    Ach, die Gutmenschen möchten so gern etwas anderes sein, möchten so gern hören, dass sie englische Lässigkeit an sich haben oder über italienische Lebensart verfügen, dass ihr Charme französisch ist und ihr Stolz spanisch. Sie sagen: «Ich mag die Engländer»,
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