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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition)
Autoren: Kwei Quartey
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alle aufschreiben, wenn Sie mir Papier und Stift geben.«
    Dawson stand auf. »Warten Sie bitte hier.«
    Draußen vor den Befragungszimmern sprach Dawson mit Chikata. »Was hast du von Genevieve erfahren?«
    »Sie vergöttert Botswe und will ihn unbedingt entlasten.«
    »Was ist mit ihren Alibis?«
    »Falls sie bestätigt werden, sind sie wasserdicht. Nur an einen Tag kann sie sich nicht erinnern.«
    »Lass mich raten. Der einundzwanzigste Juni.«
    »Woher weißt du das?« Dann schien Chikata ein Licht aufzugehen. »Ah, jetzt kapier ich! Willst du sie auch befragen?«
    »Eigentlich nicht, aber sie soll erst mal bleiben. Ich gehe jetzt zu Obi. Lass dir von Botswe die Telefonnummern geben und überprüf die Zeugen. Ja, du hast richtig gehört. Du darfst alle aus den Betten klingeln.«
    Obi ging nervös auf und ab. Er seufzte erleichtert, als Dawson hereinkam.
    »Sir, ist mit dem Doctor alles in Ordnung?«
    »Setzen Sie sich, Obi.«
    Er tat es, blieb jedoch unruhig. »Sir, bitte, er hat nichts getan.«
    »Mich wundert, dass Sie seinetwegen so besorgt sind und nicht um sich selbst«, sagte Dawson, der sich ebenfalls setzte. »Wie viele Straßenkinder insgesamt haben Sie bisher zu Dr. Botswe gebracht?«
    »Zweiundzwanzig.«
    »Sie fahren sie also nachts zum Haus und morgens wieder zurück?«
    »Ja, Sir, Inspector. Ich tue, was der Doctor wünscht. Er sagt mir, ich muss einen Straßenjungen oder ein Mädchen finden, höchstens zwei, aber ich muss die aussuchen, die allein sind, getrennt von den anderen. Ich kann keine aus einer Gruppe holen, denn dann wehren sie sich.«
    »Wie fühlen Sie sich bei dem, was Sie für den Doctor tun?«
    »Dr. Botswe ist ... wie soll ich sagen? Wie ein Heiliger. Er müsste der heilige Allen heißen. Er ist so freundlich zu diesen Kindern, sogar nachdem sie versucht haben, ihn zu bestehlen.«
    »Wann war das?«
    »Einmal habe ich im April eins von ihnen erwischt, als es versucht hat, eine teure Glasvase zu klauen.«
    »Wurden Sie wütend?«
    »Inspector, diese Kinder haben nichts. Wie sollen sie da nicht in Versuchung kommen? Aber ich diene dem Doctor. Ich bin nur ihm ergeben. Ihm und dem Herrn.«
    »Schlafen Sie immer in den Bedienstetenräumen?«
    »Wenn der Doctor Dinnerpartys gibt oder mich frühmorgens braucht, ja. Sonst fahre ich nach Hause.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »In Madina, Sir.«
    »Wann war Dr. Botswes letzte Dinnerparty?«
    »Am zweiundzwanzigsten Juni.«
    »Und da waren Sie auf, bis alle Gäste gegangen waren?«
    »Ja, bis gegen zwei, und danach habe ich alles aufgeräumt.«
    »Wann ging der Doctor ins Bett?«
    »Ich haben ihm so ungefähr um drei gute Nacht gesagt.«
    »Das war sehr spät.«
    »Er schläft nicht gut. Seit seine Frau gestorben ist, wissen Sie? Manchmal bleibt er stundenlang auf und hört Musik. Ich gehe erst ins Bett, wenn er mir sagt, dass er mich nicht mehr braucht.«
    »Aha. Sie sind einer der pflichtergebensten Menschen, die ich kenne.«
    »Danke, Inspector, ich bemühe mich nach Kräften.«
    »Warten Sie hier auf mich.«
    »Ja, Sir.«
    Dawson ging nach draußen, wo Chikata telefonierte. »Ich habe die Schwester erreicht, Eloise«, berichtete er Dawson. »Sie war nicht gerade glücklich, dass ich sie zu nachtschlafender Zeit angerufen habe, aber sie bestätigt Botswes Besuch in Kumasi. Und ich habe eine Bestätigung für die Dinnerparty.«
    »Danke, Chikata. Das dürfte fürs Erste reichen. Wir überprüfen die anderen später.«
    Dawson ging wieder zu Obi zurück. »Sie dürfen jetzt gehen«, sagte er zu ihm.
    »Das war’s?« Obi war verwundert. »Ist alles in Ordnung?«
    »Alles bestens. Ein Constable bringt Sie, den Doctor und Mrs. Kusi nach Hause.«
    Obi senkte den Blick.
    »Schon gut«, sagte Dawson. »Das Geheimnis ist bei mir sicher.«

49
    Der Daily Graphic schrieb, dass Detective Inspector Dawson vom CID eine Hausdurchsuchung beim international angesehenen Professor Allen Botswe durchgeführt und den Kriminalpsychologen wegen Verdachts auf Kindesentführung verhaftet hätte. Der Professor wäre später wieder freigelassen worden, als man feststellte, dass sein einziges Vergehen ein »Akt des Mitgefühls und der Menschlichkeit« gewesen war.
    In der Super Morning Show von Joy FM zerpflückten Kojo Oppong-Nkrumah und sein Komoderator die Zeitungsberichte und kosteten die Ironie der Tatsache aus, dass D.I. Dawson und Dr. Botswe erst zwei Tagen zuvor gemeinsam in der Drive Time -Sendung aufgetreten waren. Was dachte sich der Detective Inspector
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